17.06.2014, 15:38 Uhr
Eine aktuelle Studie von Candriam zeigt, wie man mit einem benchmarkfreien Ansatz stabilere Anleiheerträge erzielen kann als mit traditionellen Benchmark-Konzepten.
Unruhen in der arabischen Welt, ein schlimmes Erdbeben mit Tsunami in Japan und eine Staatsschuldenkrise an der europäischen Peripherie die erste Jahreshälfte 2011 war nicht einfach. Trotz dieser beunruhigenden Ereignisse gibt es laut Dexia Asset Management (Dexia AM) noch immer interessante Chancen für Aktienanleger.
Zyklisch oder defensiv?
Ende 2010 meinte Frédéric Buzaré, Global Head of Fundamental Equity Management: "Wir rechnen damit, dass 2010 einmal als Jahr des Übergangs gelten wird und wir 2011 wohl ein ausgeglicheneres Marktumfeld sehen werden. Heute sind die Korrelationen zwischen den einzelnen Sektoren so hoch wie nie. Das dürfte sich ändern, so dass sich die Einzelwertauswahl wieder mehr lohnt. Die Anleger dürften auch weiter auf Wachstumswerte setzen, die Substanzwerte in letzter Zeit deutlich hinter sich gelassen haben. Sie werden aber wohl wählerischer werden."
Die Sektorkorrelationen sind tatsächlich zurückgegangen, und die Anleger sind heute nicht mehr ganz so vernarrt in Wachstumstitel. "Das neue Gegensatzpaar heisst zyklische Aktien und defensive Aktien", meint Frédéric Buzaré. "Auch unsere zurückhaltende Einschätzung der Emerging Markets hat sich als richtig erwiesen. Sie gerieten aufgrund von Zinserhöhungen, einer steigenden Teuerung und dem Ende von QE2 unter Druck."
Aktien sind weiterhin sehr attraktiv
Frédéric Buzaré: "Es ist nicht auszuschliessen, dass sich 2008 wiederholt, eine Mischung aus höherer Inflation, einer schwächeren Konjunktur und steigenden Rohstoffpreise. Das Hauptszenario ist aber nach wie vor, dass die Konjunktur nur vorübergehend etwas nachlässt, ohne den langfristigen Aufwärtstrend in Frage zu stellen. Aktien bleiben deshalb sehr attraktiv. Die risikolosen Realzinsen sind negativ, die Unternehmen arbeiten sehr rentabel; sie verfügen über viel Liquidität und die Risikoprämien sind zuletzt wieder gestiegen. Wir glauben, dass man mit Aktien vor allem deshalb Geld verdienen kann, weil die Risikoprämien wieder zurückgehen werden. Bei einem KGV von 10-11 auf Basis der erwarteten Gewinne ist eine vorübergehend schwächere Konjunktur in den Kursen europäischer Aktien bereits berücksichtigt. Es ist daher gar nicht so einfach, jetzt attraktive Alternativen zu Aktien zu finden."
Risiken bleiben bestehen
Natürlich gibt es auch Risiken. Das erste ist Ende Juni das Ende von QE2, der zweiten Runde Quantitative Easing der amerikanischen Notenbank. Auch wenn dies keine Überraschung ist, könnte die Risikobereitschaft der Anleger zurückgehen und eine Abwärtsspirale in Gang setzen. Zweitens könnte das Inflationsgespenst wieder herumgeistern, auch wenn wir nicht an eine langfristig hohe Teuerung glauben. Wenn sich das Jahr 2008 wiederholt, werden, drittens, die höheren Rohstoffpreise zu einer deutlich geringeren gesamtwirtschaftlichen Nachfrage führen. Die Folge wäre ein drastischer Konjunktureinbruch.
Themen und Überzeugungen
An den Märkten entsteht gerade ein neues Paradigma. Der Unterschied zwischen Industrieländern und Emerging Markets wird immer grösser, und die unorthodoxe Geldpolitik könnte zu neuen Preisblasen führen. Asien hat zwar eine grosse Zukunft vor sich, aber kurzfristig ist dieses Thema überkauft. Hinzu kommt, dass Europa zwar Schwierigkeiten haben mag, aber die europäischen Unternehmen niemals stärker waren als heute. International aufgestellte Konzerne werden auch in Zukunft sehr erfolgreich sein. Die Megatrends, auf die wir schon seit einiger Zeit hinweisen, haben noch immer Bestand. Dies gilt insbesondere für die Verlagerung des Wirtschaftswachstums nach Osten, die Rohstoffknappheit und das Ungleichgewicht zwischen Arbeitskräfteangebot und Arbeitskräftenachfrage in Europa.
In diesem Umfeld setzen wir auf die folgenden Investmentthemen:
Emerging Markets: Sie sind aus der Krise gestärkt hervor gegangen und dürften eine grosse Zukunft haben. Kurzfristig raten wir aber zu etwas Vorsicht. Viel hängt von der Geldpolitik in den USA ab.
Rohstoffwerte: Die Weltölnachfrage dürfte 2011 einen neuen Rekord erreichen, nach wie vor in erster Linie aufgrund der Nachfrage aus China. Die Emerging Markets werden sich weiter um Energiesicherheit bemühen.
Wachstumswerte: Sie haben angezogen, weil die Konjunktur eher schwächer war und sich das Gewinnpotential anderer Aktien nicht leicht einschätzen liess. Für Investoren wurden Wachstumswerte dadurch attraktiv. Wir setzen auch in Zukunft auf Qualitäts-Wachstumswerte, sogenannte GARP-Aktien (Growth At a Reasonable Price). In Japans verlorenem Jahrzehnt, den Neunzigern, und während der grossen Depression in den Dreissigern entwickelten sich solche Aktien sehr gut. Wir glauben, dass GARP-Aktien auch in den restlichen Monaten dieses Jahres erfolgreich sein werden, weil sie noch immer das beste Risiko-Ertrags-Profil haben. Es gibt nur wenige Aktien mit klarem nachhaltigem Wachstum und deshalb verdienen sie einen Bewertungsaufschlag.
Frédéric Buzaré fasst zusammen: "Die erste Jahreshälfte 2011 war recht volatil. Jetzt müssen die Aktienmärkte all dies verarbeiten und wieder eine stabile Basis finden. Im Wesentlichen bleiben Unternehmenswerte und Profitabilität die treibenden Kräfte für Aktienwerte. Wir sind deshalb weiterhin optimistisch, wissen aber, dass es wohl noch einige Aufs und Abs geben wird."
Die bevorzugten bevorzugten europäischen Aktien von Dexia AM:
Innovative Unternehmen
Givaudan: ein Schweizer Parfümhersteller, attraktiver Nischenanbieter
Safran: energieeffiziente Flugzeugmotoren der nächsten Generation
Danone: internationaler französischer Konzern, führender Markenartikler
Fresenius: internationaler Healthcare-Konzern, der vom langfristigen Wachstum des Dialysemarkts profitiert
BG: Weltmarktführer bei Erdgas
Internationale Unternehmen
Diageo: Anstieg des Emerging-Market-Anteils am Konzernumsatz von 30 auf 50 Prozent bis 2015
Vodafone: Mobiltelefonie und Datenübertragung auch in den Emerging Markets
BBVA: Finanzgruppe mit guter Kapitalausstattung und starker Position in vielversprechenden Ländern
Nova Nordisk: der unbestrittene Marktführer in der Insulinbehandlung
Dividendenwachstum
Royal Dutch Shell: enormer Cashflow zum Nutzen der Aktionäre
GlaxoSmithKline: nur wenige auslaufende Patente, steigende Ausschüttungen
Vinci: Dividendenwachstum durch berechenbare und wenig konjunktursensitive Gewinne
BAT: das beste Unternehmen seiner Branche, stabiles Dividendenwachstum
Orkla: ein stark diversifizierter norwegischer Mischkonzern mit den Sparten Markenartikel, Chemie, Grundstoffe und Finanzen