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Obligationenmärkte: Potenzial trotz Deglobalisierung

Deglobalisierung ist in vollem Gang: Handels- und Investitionstätigkeit gehen zurück. Bild: Pixabay
Deglobalisierung ist in vollem Gang: Handels- und Investitionstätigkeit gehen zurück. Bild: Pixabay

Unkonventionelle geldpolitische Strategien der Notenbanken machen die globale Diversifikation über alle Anleihesektoren weiterhin unerlässlich. Degroof Petercam AM schätzt die Aussichten für die internationalen Anleihemärkte stabil ein, mit interessanten Festzinsanlagen in allen Bereichen.

16.05.2019, 10:45 Uhr

Redaktion: rem

"Der 'America First'-Ansatz breitet sich weltweit aus. Dies verschiebt das Risikogleichgewicht eindeutig in Richtung einer rückläufigen Handels- und Investitionstätigkeit", konstatiert Peter De Coensel, CIO Fixed Income bei Degroof Petercam Asset Management (DPAM). Daten des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank belegen, dass die Im- und Exporte in Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts bereits seit 2010 stocken. Die gerade stattfindende technologische Revolution, die noch nicht auf breiter Front für einen Produktivitätsschub sorgt, erfordert laut dem Experten jedoch eine verbesserte Zusammenarbeit und Vertrauen unter den Wachstumsmotoren der Weltwirtschaft China, USA und Europa.

"Aber gerade dort tauchen viele Fragezeichen auf", sagt De Coensel, und ergänzt: "Populistische Politiker gewinnen immer häufiger Wahlen. Die Wahlergebnisse der vergangenen drei Jahre bestätigen rund um den Globus das Potenzial jener politischen Strategien, die moralische Grenzen suchen und austesten. Eine längerfristige Abwärtsanpassung des globalen Wachstumspotenzials ist an den Finanzmärkten jedoch nicht flächendeckend eingepreist."

Obligationen würden deshalb allerdings nicht auf die Handelsniveaus von vor 20 Jahren zurückgesetzt. Vielmehr erwartet der CIO Fixed Income weltweit stabile Anleihemärkte, mit interessanten Festzinsanlagen in allen Bereichen. Unterstützung dafür komme von der Zinsfront. Die Entscheidung der US-Notenbank vom Januar, in ihrem Zinszyklus eine längere Pause einzulegen, drückte im ersten Quartal 2019 die aktuelle und erwartete Volatilität an den Zins- und Kreditmärkten. "Daran sollte sich vorerst wenig ändern", meint er. Und in Europa werden in den kommenden sechs Monaten die Beratungen über zinsfreie Bankkredite und die Möglichkeit einer Staffelung von Einlagesätzen auf der Tagesordnung der EZB stehen, um das anfällige EU-Bankensystem zu stützen.

"Zwar deuten die Terminpreise bei den Zinssätzen auf eine schwache Aufwärtsnormalisierung der langfristigen Renditen hin. Andererseits könnten Abwärtsüberraschungen bei der Inflation der positiven Dynamik, die die weltweiten Obligationenmärkte seit Anfang des vierten Quartals 2018 beflügelt, noch mehr Schub verleihen", De Coensel.

Entflechtung zwischen Finanzplätzen

Nicht nur beim Handel, auch an den Finanzplätzen sei eine abnehmende Interdependenz zu beobachten. "Kann die Deglobalisierung somit auch die Kapitalströme treffen?" Darauf deutet nach Ansicht des Anleihe-Chefs bei DPAM tatsächlich immer mehr hin: "Bei der inländischen Anlegerbasis in den USA kam es zu einem erheblichen Anstieg der Positionen in US-Staatsobligationen, die Interbankenmärkte in der Europäischen Union sind weiterhin dysfunktional, der Anteil italienischer Staatsobligationen in ausländischem Besitz fällt immer weiter und einige Schwellenländer verringern ihre Abhängigkeit vom US-Dollar." Anleger sollten auf einen anhaltenden Rückgang der erwarteten Renditen in allen Anleihesektoren von Staats- über Investment-Grade- bis hin zu Hochzinsobligationen gefasst sein, warnt De Coensel. Gleichzeitig weist er auf die positive Dynamik bei Obligationen hin, die vor rund sechs Monaten an die Märkte zurückkehrte und noch viel Spielraum habe. Zudem könnte die Deglobalisierung zu einer Fortsetzung des Aufwertungstrends beim US-Dollar führen.

"Die Zentralbanken konkurrieren weiterhin nicht um die Zinssätze, sondern in Bezug auf die Grösse ihrer Bilanz. Daher ist die Bewertung der Währungen weniger durch Zinsdifferenzen als vielmehr durch unkonventionelle geldpolitische Strategien beeinflusst. Unkonventionell wird konventionell", sagt De Coensel. Deshalb plädiere DPAM dafür, Investments über alle globalen Anleihesektoren hinweg zu diversifizieren. Das Potenzial von Euro-Staatsobligationen und der reifenden europäischen Investment-Grade- und Hochzinsmärkte schätzt der Anleihe-Experte weiterhin hoch ein. "Engagements in verschiedenen Währungen sollten umsichtig, doch mit Zuversicht eingegangen werden. Schwellenländer-Staatsobligationen in Lokalwährungen sind eine weitere wichtige Festzinskomponente für die Gesamtrendite von Anlegerportfolios", so De Coensel.

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