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Frontier-Märkte: Höheres "Carry" und geringe Korrelation

Bild: Hans-Jürgen Spengemann (Pixelio)
Bild: Hans-Jürgen Spengemann (Pixelio)

Die Experten von Degroof Petercam sehen Anleihen von Frontier-Märkten als wertvolles Instrument bei der Diversifizierung im Portfolio, da die Entwicklung stark von Industrie- und Schwellenländern abweichen kann.

19.05.2017, 11:20 Uhr

Redaktion: jog

Frontier-Märkte lassen sich intuitiv leicht definieren: Zunächst einmal sind es Märkte, in denen global-ausgerichtete Anleger überhaupt Wertpapiere handeln können. Länder die sich z.B. im Krieg befinden, schliessen die Experten von Degroof Petercam von dieser Klassifizierung aus. Im Vergleich zu den gängigen Schwellenländermärkten sind Frontier-Märkte relativ klein und illiquide. Sie sind oft Teil einer Volkswirtschaft die noch in den frühen Phasen ihrer Entwicklung steckt.

Wenn man eine Linie zwischen Frontier- und Schwellenmärkten ziehen will fliessen oft viele subjektive Einschätzungen ein, denn jeder Indexanbieter (z. B. MSCI, S&P, FTSE, Russell, Dow Jones) hat seine eigenen Regeln für die Definition von Frontier-Märkten. Als Experten für Anlagen in Lokalwährungen achtet Degroof Petercam auf die Grösse und die Zugänglichkeit des Marktes, aber auch auf idiosynkratrische Merkmale eines Landes und das Korrelationsverhalten der lokalen Währung eines Landes gegenüber liquiden Schwellenländerwährungen (z. B mexikanischer Peso, südafrikanischer Rand, türkische Lira) und traditionellen Reservewährungen (z. B. US-Dollar, Euro, Yen). Gemäss ihrer Methodologie haben alle afrikanischen Länder (bis auf Südafrika), die Länder Zentralamerikas, die Karibik sowie die Länder Zentralasiens den Status von Frontier-Märkten.

Die Aufnahme von Frontier-Markt Anleihen in lokaler Währung in ein bestehendes Portfolio von Schwellenländeranleihen erweist sich als eine phänomenale Triebkraft der Diversifizierung, da ein höheres "Carry" sowie eine geringe Korrelation, sowohl mit den entwickelten Ländern als auch mit den Schwellenländern, erzielt werden. Nun kann man sich fragen, ob die Aufnahme von Frontier-Märkten in ein Portfolio von eher "klassischen" Schwellenländern ein eigenes Alpha generiert oder ob damit nur ein "verstecktes" Beta hinzukommt. Für uns ist das nicht relevant, da wir uns nicht am Index messen. Bei Degroof Petercam investiert man in Bonds in (hauptsächlich) Lokalwährungen der weltweiten Schwellenländer- und Frontier-Märkte. Die Möglichkeit der Diversifizierung unserer Strategie über die unterschiedlichen Entwicklungsstadien der einzelnen Länder hinweg verleiht unserem Länder-/Währungsallokationsprozess zusätzlich ein entscheidendes Mass an Freiheit, welches am Ende des Tages dem Anleger zugutekommt.

Der Hauptgrund, dass die Währungen der Frontier-Märkte sowohl untereinander als auch mit liquideren "klassischen" Schwellenländerwährungen schwach korreliert sind, liegt an der in der Regel geringeren Liquidität. Daher hat man eine angemessene Allokationsgrenze gesetzt, so dass die Liquiditätskosten des gesamten Portfolios weiterhin auf komfortablem Niveau liegen. Doch gerade dieser Mangel an Liquidität hat auch eine gute Seite. Die Positionierung ausländischer Anleger in Lokalwährungen ist in der Regel sehr dünn, und bei denen die präsent sind, handelt es sich um "Sticky-Money"-Anleger mit langfristigem Anlagehorizont. Diese Investitionen sind daher nicht in dem Masse "flow-getrieben" wie es die Investitionen in die klassischen Schwellenländer(währungen) sind.

Das Auswählen von Frontier-Märkten und deren Währungen ist gleichwohl ein ganz anderer Prozess als die Selektion und Allokation zwischen weiter entwickelten Schwellenländern. Das Anlegen in relativ liquiden Schwellenländern erfolgt basierend auf einer Kombination von einer Top-down und einer Bottom-up-Analyse. Letztere Komponente erfordert intensives Research und umfangreiche Datenanalysen. Ein grosser Teil dieser Aufgaben kann jedoch an jedem beliebigen Ort der Welt vor einem Bildschirm erfolgen. Das Fat-Tail-Risiko eine wichtige Schlagzeile oder ein Ereignis zu verpassen bewegt sich auf einem recht akzeptablen Niveau.

Informationen vor Ort sammeln
Die Auswahl von Frontier-Märkten ist hingegen ein völlig anderer Prozess, da es vorwiegend darum geht, Bottom-up-Analysen auf der Grundlage von Informationen zu erstellen, die vor Ort gesammelt werden. Bei unseren Reisen in die Frontier-Märkte vor Ort sorgen wir immer für Treffen mit:

  • Behörden (Führungskräfte der Zentralbank und der Regierung)
  • lokalen Vertretern supranationaler Institutionen (z. B. IWF, Weltbank)
  • unabhängigen Quellen (z. B. Journalisten, ausländische Diplomaten)
  • lokalen Anlegern (lokale Banken und/oder Unternehmen, Pensionsfonds)

Die Experten des Asset Managers glauben, dass es keine andere zuverlässige Möglichkeit als diese "on-the-ground intelligence" gibt, um uns eine eigene Meinung von einem Frontier-Markt zu bilden. Die Daten die man auf den Reisen sammelt, werden anschliessend mithilfe interner qualitativer und quantitativer Selektionstechniken verarbeitet die darauf ausgelegt sind, die besten Anlagemöglichkeiten aufzuzeigen, sowie auch auf Länder hinzuweisen, von denen man sich aufgrund inakzeptabler idiosynkratrischer Risiken fernhalten will.

Um die Theorie in die Praxis umzusetzen, sieht man sich also an, wie die Integration von Frontier-Märkten im Fonds DPAM L Bonds Emerging Markets Sustainable geschieht. Zunächst ist es das Ziel, Länder die als undemokratisch angesehen werden, auszuschliessen, sowie Länder, die dem Wohlergehen ihrer heutigen und künftigen Bürger schaden. Momentan ist man bei Degroof Petercam gegenüber Ländern wie z.B. Ghana, Sambia, Kenia, Uruguay oder Serbien recht positiv gestimmt. Diese Länder haben attraktive Fundamentaldaten und Währungen mit gutem Aufwertungspotenzial und weisen zudem eine geringe Korrelation mit traditionellen Hartwährungsblöcken auf. Alle oben aufgeführten Länder haben solide demokratische Institutionen, und die Experten glauben, dass durch ihre Aufnahme in ein diversifiziertes EMD-Portfolio das gesamte Risiko/Rendite-Profil des Fonds verbessert werden kann.

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