Neuemissionen in Rekordhöhe im Investment-Grade-Sektor

Das Jahr 2020 war bisher generell schwierig für die Fixed-Income-Märkte. Experten sehen jetzt aber viel Potenzial bei herabgestuften Unternehmen – den "Fallen Angels". (Bild: Shutterstock.com)
Das Jahr 2020 war bisher generell schwierig für die Fixed-Income-Märkte. Experten sehen jetzt aber viel Potenzial bei herabgestuften Unternehmen – den "Fallen Angels". (Bild: Shutterstock.com)

Für das zweite Halbjahr 2020 sehen die Experten von BNY Mellon Investment Management in den Fixed-Income-Märkten vor allem Investment-Grade-Anleihen als stabile Anlage. Zusätzlich sprechen sie den sogenannten "Fallen Angels" viel Potenzial zu.

28.07.2020, 09:02 Uhr

Redaktion: maw

"Das erste Quartal dieses Jahres war generell negativ für einige Fixed-Income-Märkte", sagt Paul Brain, Head of Fixed Income bei Newton Investment Managment, eine Gesellschaft von BNY Mellon IM. Risikoreichere Anlagen wie Hochzins- und Schwellenländeranleihen waren besonders betroffen. Aus wirtschaftlicher Perspektive sieht die aktuelle Situation für den Experten eher nach einem Kriegsszenario als nach einer globalen Finanzkrise aus.

Nach einem schwierigen März erholten sich festverzinsliche Anlagen im April und Mai deutlich. Eine solche Entwicklung konnte zunächst vor allem im Investment-Grade-Sektor, welcher Neuemissionen in Rekordhöhe verzeichnete, beobachtet werden. Zudem wurde viel Liquidität zur Verfügung gestellt. Seither habe sich der Investment-Grade-Markt stabilisiert, was durch die Aussicht auf eine wirtschaftliche Erholung und die Interventionen der Zentralbanken am Markt begünstigt wurde. Dies habe zu einer Rekordzahl von Emissionen von Unternehmen geführt, die so ihre Bilanzen aufbessern wollten. "Trotz geldpolitischer Unterstützung besteht aber weiterhin das Risiko einer weiteren Konjunkturschwäche und hoher Arbeitslosigkeit", warnt Brain.

"Vor diesem Hintergrund gehen wir von einer Ausfallrate von rund 9 bis 10% in den USA und 8 bis 9% in Europa aus. Der ertragsreiche Energiesektor dürfte weiterhin anfällig für Zahlungsausfälle sein. Auch einige bedeutende Umstrukturierungen dürften vollzogen werden", so der Experte. Es werde deutlich, dass eine Reihe von Unternehmen Schwierigkeiten haben wird, ihre Couponzahlungen aufrechtzuerhalten, denn das derzeitige wirtschaftliche Umfeld dürfte mindestens bis zum dritten oder vierten Quartal 2020 anhalten.

Weiterhin viele Herabstufungen

Aufgrund der Verschlechterung der finanziellen Performance von Unternehmen, die von Covid-19 besonders betroffen waren, haben Rating-Agenturen die betroffenen Anleihen herabgestuft. Dadurch kann unter Investoren ein Zwangsverkaufsszenario entstehen, da diese die Anleihen nicht mehr halten können. Diese Zwangsverkäufe können zu Störungen führen und als Folge davon eine Ungleichheit zwischen Angebot und Nachfrage schaffen.

Eine solche "technische Unausgeglichenheit" führt gegenüber dem angemessenen Marktpreis normalerweise zu einem Abschlag von etwa 150 Basispunkten (bps), sagt Paul Benson, Head of Fixed Income bei Mellon, eine Gesellschaft von BNY Mellon IM. Um diese strukturelle Alpha-Chance zu nutzen und gleichzeitig das konzentrierte Risiko zu minimieren, sei es wichtig, breit und stark diversifiziert zu investieren.

"Fallen Angels"-Gelegenheit am Schopf packen

Zudem sieht der Experte drei Gründe, weshalb die Zeit reif ist, in diese sogenannten "Fallen Angels" zu investieren. Erstens emittiern Unternehmen, angesichts der anhaltenden Ungewissheit bezüglich der wirtschaftlichen Erholung während der Covid-19-Pandemie, in Rekordtempo Aneihen. Damit wollen sie einen Liquiditätspuffer aufbauen, um den Sturm zu überstehen. Ein auf absehbare Zeit geringeres Umsatzwachstum in Verbindung mit schwächeren Bilanzen werde vermutlich dazu führen, dass Herabstufungen weiterhin mit höherem Tempo vorgenommen werden.

Zwetens seien die Option-Adjusted-Spreads der "Fallen Angels"-Anleihen im historischen Vergleich noch immer sehr gross und bieten damit einen attraktiven Einstiegszeitpunkt für Investoren. Dies, obwohl sich die Option-Adjusted-Spreads von den dreistelligen Höchstständen im März wieder etwas erholt haben. Als letzter Punkt nennt Benson die Unterstützung der US-Notenbank. Das Fed zeige auch während der Weiterentwicklung ihres Kaufprogramms weiterhin viel Unterstützung für US-Kredite, einschliesslich "Fallen Angel"-Anleihen. Dies habe dazu beigetragen, das Abwärtsrisiko zu vermindern, was die Mean Reversion für technisch überverkaufte "Fallen Angel"-Anleihen einfacher gestalten sollte.

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