28.11.2024, 12:36 Uhr
Insgesamt elf Bundesstaaten haben laut «FT» eine Klage gegen die Asset Manager Blackrock, Vanguard und State Street eingereicht. Sie sollen mit nachhaltigen Investments die Kohlepreise in die Höhe getrieben haben,...
Es bleiben zwei unangenehme Erwartungen fürs Jahresende und den Auftakt ins neue Jahr: Die Rezession kommt, und die Inflation bleibt. Was den Märkten helfen würde, ist die Antwort auf die Frage, ob die Notenbanken allmählich den Fuss vom zinspolitischen Bremspedal lösen? Die Hoffnungen könnten verfrüht sein, meint BlackRock.
Der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) am vergangenen Donnerstag hat Spekulationen um ein langsameres Tempo bei den Leitzinserhöhungen im Euroraum befeuert. Schwelenden Konjunktur- und Inflationssorgen zum Trotz verlieh das Aktien und Obligationen, die sich seit rund zwei Wochen zu stabilisieren oder sogar zu festigen scheinen, zusätzlichen Rückenwind.
An den Kapitalmärkten scheint es also auf den ersten Blick eine Replik dessen zu geben, was bereits in den Sommermonaten geschehen war, erläutert Ann-Katrin Petersen, Senior Investment Strategist bei BlackRock: eine Art "Zentralbank-Wenderallye", wie sie sich ausdrückt.
Das Rally im Sommer, das beispielsweise den deutschen Leitindex DAX um mehr als 10% nach oben trieb, erwies sich als deutlich verfrüht. Die geldpolitische Normalisierung steckte noch in den Kinderschuhen. Der anhaltende, ja zunehmende Aufwärtsdruck der Kerninflation liess den Zentralbanken keine Freiheit, um auch nur im Ansatz an ein gemächlicheres Tempo der geldpolitischen Straffung zu denken.
Die Europäische Zentralbank hat bekräftigt, dass nach wie vor mit Zinserhöhungen zu rechnen sei, wobei die Währungshüter fortgesetzt datenabhängig und "von Sitzung zu Sitzung" ihren geldpolitischen Kurs anpassen würden. Ergo: Ein weiterer grosser Zinsschritt im Dezember ist noch nicht vom Tisch, sagt BlackRock-Strategin Petersen.
Umgekehrt liessen sich aus der offiziellen Erklärung und den Verlautbarungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde erste Signale herauslesen, dass das Zinserhöhungstempo von nun an verlangsamt erfolgen könnte, fährt Petersen fort und meint: Wenn auch spät und zögerlich mit der Zinswende begonnen, habe die Europäische Zentralbank bereits "beträchtliche Fortschritte" bei der geldpolitischen Normalisierung erzielt.
"Der Einlagensatz von zurzeit 1,5% bewegt sich auf einem Leitzinsniveau, dass von den europäischen Notenbankern in Frankfurt als "neutral" erachtet wird – ab dem die Konjunktur also nicht mehr angekurbelt, sondern gebremst wird. Ein Indiz dafür sieht Petersen unter anderem auch darin, dass Präsidentin Christine Lagarde mehrfach die zeitliche Verzögerung zwischen den geldpolitischen Entscheidungen und den Auswirkungen auf die Wirtschaft betont und auf die gestiegenen Rezessionsgefahren hingewiesen habe.
Ein "annus horribilis" an den Märkten neigt sich dem Ende zu. Was bringt 2023? Trübsal oder Besserung? Was denken Sie, liebe Leserin, lieber Leser? Machen Sie mit bei unserer neuen Umfrage.
Im Oktober wollten wir wissen, welchen Stellenwert die Dividende resp. die Dividendenrendite für den Anlageentscheid hat. "Eine zentrale, aber nicht die einzige Grösse" kreuzten 45% und damit mit Abstand die meisten an. Auf "Meine Anlagekriterien sind andere" entfielen 23% der Stimmen, auf "Ich bin in einen Dividendenfonds und/oder einen Dividenden-ETF investiert" 10%. Der Rest ging an die übrigen Antworten.
Auch vom Zinsentscheid der US-Notenbank Fed diesen Mittwoch dürften Marktbeobachter nach Signalen für ein nachlassendes Straffungstempo Ausschau halten. Während eine vierte Zinserhöhung um 75 Basispunkte auf einen Leitzinskorridor von 3,75% bis 4,00% beschlossene Sache ist, erinnert die BlackRock-Fachfrau daran, dass die Erwartungen in Bezug auf die Peak Rate, den Zenit im US-Zinserhöhungszyklus, zuletzt rückläufig waren.
Doch Petersen warnt: "Die Hoffnungen der Märkte auf geldpolitischen Rückenwind könnten abermals verfrüht sein", bemerkt sie. Ein möglicherweise gedrosseltes Zinsanhebungstempo sei nicht zu verwechseln mit einer Unterbrechung des Straffungszykluses und schon gar nicht mit der Aussicht auf eine Leitzinssenkung. "Solange der Fuss grundsätzlich auf der zinspolitischen Bremse bleibt, ist der Gipfel der Leitzinsniveaus noch nicht erklommen."
Zudem rückte mit Blick aufs Jahr 2023 im Euroraum eine Normalisierung der EZB-Bilanzpolitik, das heisst die Verknappung der bereitgestellten Zentralbankliquidität, in den Fokus. Noch reinvestiert das Eurosystem im Gegensatz zur Fed, die ihre Zentralbankbilanzsumme bereits zurückführt, jeden Rückfluss aus fällig werdenden Anleihen im Rahmen ihrer Anleiheankaufprogramme.
"Für den kurzfristigen Konjunkturausblick spielt eine potenzielle Verlangsamung der Zinserhöhungen aus unserer Sicht keine massgebliche Rolle", ergänzt Petersen. Gerade in Deutschland und generell in Europa sei die Frage weniger, ob es angesichts des massiven Energieschocks im Winterhalbjahr zu einem wirtschaftlichen Abschwung kommt – wichtige Konjunkturindikatoren signalisieren, dass dies höchstwahrscheinlich bereits der Fall ist – sondern: Wie ausgeprägt wird dieser Konjunktureinbruch sein?
Auch wenn EZB-Präsidentin Lagarde an der jüngsten Pressekonferenz auf die höhere Wahrscheinlichkeit einer Rezession hingewiesen hat, scheint die EZB bereit zu sein, die Zinssätze weiter zu erhöhen, bis der Konjunkturabschwung spürbarer wird.
In den USA spricht nicht zuletzt der robuste Arbeitsmarkt gegen eine baldige Kursanpassung des Fed. Auf jeden Jobsuchenden kommen derzeit immer noch rund 2 offene Stellen. In manchen Bundesstaaten liegt das Verhältnis sogar bei 3:1, wie BlackRock berichtet.
Der Dreimonatsdurchschnitt der neu geschaffenen Stellen ausserhalb der Landwirtschaft notiert weit über der Marke von 100'000, die, so die Einschätzung von Fed-Beobachtern, das Niveau markiert, welches die US-Notenbank vor einem "Pivot", einer Wende, maximal sehen will. In Europa zeigt der Arbeitsmarkt weniger Überhitzungserscheinungen, aber auch da deuten sich hohe Lohnzuwächse ab.
Die Aussichten für die Weltwirtschaft haben sich unter dem Eindruck hartnäckiger Lieferunterbrechungen, des massiven Anstiegs der Konsumentenpreise, strafferer Finanzierungsbedingungen sowie konjunktureller und politischer Unsicherheit eingetrübt.
"Das Thema Inflation wird nicht gänzlich verschwinden, selbst wenn die Gesamtinflationsraten auf absehbare Zeit ihren Gipfel erreichen. Die Zentralbanken haben Wirtschaft und Märkte vor diesem Hintergrund auf eine fortgesetzte Straffung der Geldpolitik eingeschworen", sagt Strategin Petersen. Eine Wende zum Besseren an den Anlagemärkten ist vor diesem Hintergrund nicht in Sicht.
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