04.06.2024, 09:00 Uhr
Der Asset Manager Bantleon baut laut Mitteilung sein Anleihenmanagement weiter aus und kauft von der Credit Suisse beziehungsweise UBS AG ihren Anteil von 62 Prozent an der Credit Suisse Investment Partners AG. Die...
Corporate Bonds bieten wegen ihren günstigen relativen Bewertungen interessante Einstiegsmöglichkeiten. Auf Grund von Staatsschuldenkrise und abschwächender Konjunktur ist kurzfristig jedoch Vorsicht geraten. Auf Sicht von drei bis sechs Monaten hingegen sieht Bantleon bei ausgewählten Unternehmensanleihen der EUR-Kernländer weiterhin gute Chancen. Rosmarie Baumann, Senior Analyst Corporate Bonds und Portfoliomanagerin des Anleihemanagers Bantleon beantwortet dazu fünf Fragen.
Frau Baumann, wie beurteilen Sie derzeit das Umfeld für Unternehmensanleihen?
Rosemarie Baumann: Mit Blick auf die dritte Saison der Quartalsberichte von Unternehmen sehe ich die fundamentale Entwicklung noch als stabil an, weil die Unternehmen solide Bilanzen und umfassende liquide Mittel haben, die Geldpolitik nach wie vor expansiv ist und sich den Emittenten derzeit unter Zinskosten-Aspekten noch attraktive Bedingungen bieten. Darüber hinaus halten sich in Europa aktionärsfreundliche Aktivitäten wie M&A und Dividendenausschüttungen stark in Grenzen. Vor diesem Hintergrund meine ich, dass Unternehmen aus europäischen Kernländern konservativ finanziert sind und solide Bonitätskennziffern behalten, weshalb mit einem deutlichen Anstieg der Ausfallraten nicht zu rechnen ist. Dennoch bin ich kurzfristig vorsichtig. Solange die Konjunktur sich abschwächt, die Staatskrise nicht ausgestanden ist und die Banken deshalb immer wieder ins Rampenlicht rücken, halte ich es für verfrüht, aufgrund der unsicheren Marktstimmung und des schwachen Wachstums die relative Spreadbewertung als Einstiegschance anzusehen.
Und wie sehen Sie die Chancen für Unternehmensanleihen mittelfristig?
Auf Sicht von drei bis sechs Monaten sehe ich bei ausgewählten Unternehmensanleihen der Kernländer weiterhin gute Chancen. Diese Unternehmen zeichnen sich nach wie vor durch eine gute Kapital- und Liquiditätsausstattung, niedrige Ausfallquoten und einen attraktiven Renditeaufschlag aus. Mittelfristig erwarte ich, dass auf den aktuellen Renditeanstieg eine gegenläufige Bewegung folgt. Voraussetzung bleibt jedoch, dass in den nächsten Wochen durch politische Entscheidungen die Weichen für eine befriedigende Lösung der Staatsschuldenkrise eingeleitet werden und die Wirtschaft nicht in eine Rezession abgleitet. Hellt sich, wie von unserem Makroresearch erwartet, die Konjunktur im Frühjahr 2012 auf, so sind ähnlich wie im Frühjahr 2009 die Weichen für einen deutlichen Rückgang der Risikoprämien bei Corporate Bonds gestellt, was die Kurse bestehender Anleihen steigen lassen sollte.
Welche Sektoren bevorzugen Sie zurzeit?
Derzeit halten wir Unternehmen der Eurozone mit einem höheren Exportanteil weiterhin für attraktiver als Firmen, die ausschliesslich auf den Heimatmarkt fokussiert sind. Unternehmen mit einer hohen internationalen Präsenz und Preissetzungsmacht, beispielsweise aus dem Bergbau, dem Energie- und dem Nahrungsmittelbereich, haben diese Merkmale. Bei Anleihen von Unternehmen, die ihren Sitz zwar in Spanien und Italien haben, ihre Geschäfte aber schwerpunktmässig im Ausland machen und ein solides Geschäftsmodell haben, halten wir eine neutrale Positionierung für gerechtfertigt. Aufgrund der relativ hohen Risikoprämien sehen wir bei ausgewählten Werten aus diesen Ländern aber durchaus Chancen.
Und wie beurteilen Sie die Aussichten der Finanzwerte?
Im Bereich Finanzwerte sehen wir bei den Banken deutlich mehr Risiken als Chancen. Mit Blick auf die verschärften Eigenkapitalanforderungen gestaltet sich die Aufgabe der Banken, ihre Assetqualität zu verbessern, als zunehmend schwierig. Positiv zu werten sind bei Banken hingegen staatliche Stützungsmassnahmen in Notfällen sowie künftige (Zwangs-)Rekapitalisierungen. Deshalb bewerten wir Banktitel etwas besser als bisher und reduzieren innerhalb unserer Branchenallokation das starke Untergewicht für Banken etwas. Bei unserem Engagement bevorzugen wir weiterhin solide Finanzinstitute mit systemischer Bedeutung, starker internationaler Präsenz und guter Kapitalausstattung ausserhalb der Peripherie. Den Versicherungssektor beurteilen wir positiver als die Banken. Die europäischen Versicherungen konnten sich in der Krise relativ gut behaupten und sind solider finanziert als die Banken.
Welche Ratingkategorien bevorzugen Sie?
Ich bevorzuge weiterhin Unternehmensanleihen der tieferen Ratingklasse (»BBB«), wobei ich bei der Auswahl noch genauer hinsehe. Die Präferenz für diese Kategorie hängt damit zusammen, dass diese Unternehmen weiterhin konservativ wirtschaften dürften und zugleich die Risikoprämien attraktiv sind. Unter dem Strich ergibt sich bei langen Laufzeiten ein gutes Chancen-Risiko-Profil für Unternehmensanleihen mit Rating »BBB«.