US-Wirtschaftswachstum spricht für Zinserhöhung

Paul Diggle, Senior Economist, Aberdeen Standard Investments
Paul Diggle, Senior Economist, Aberdeen Standard Investments

Der US-Nowcast von Aberdeen Standard Investments zeigt, dass offizielle Daten das US-Wirtschaftswachstum unterschätzen. Denn die Hurricanes Harvey und Irma hatten die Wirtschaft kaum beeindruckt.

30.10.2017, 15:09 Uhr

Redaktion: sif

Die offiziell ausgewiesene Verlangsamung des BIP-Wachstums in den USA auf 3,0% für das dritte Quartal des Jahres dürfte nicht anhalten. Der US Nowcast, der seit langer Zeit von Aberdeen Asset Management erstellt wird, um Investmentmanager zu informieren, fasst ein breites Spektrum der jüngsten Konjunkturdaten zusammen, um die zugrunde liegende Wirtschaftstätigkeit zu bestimmen. Er deutet darauf hin, dass das Wachstum derzeit 4,1% beträgt und somit für eine Zinserhöhung im Dezember spricht.

Mit einem Wirtschaftswachstum von 4,1% erzielen die USA ein seit der Finanzkrise kaum erreichtes Niveau. Diese starke Expansion spricht für eine Zinserhöhung im Dezember. Im kommenden Jahr dürfte mit bis zu drei weiteren Zinserhöhungen zu rechnen sein. Das zugrunde liegende Wachstum hat sich gegenüber einem Tief von 2,3% zu Beginn des Jahres 2016 verbessert, als befürchtet wurde, die US-Wirtschaft könnte dauerhaft stagnieren.

Das niedrigere offizielle BIP-Wachstum im dritten Quartal ist auf die negativen Auswirkungen in Zusammenhang mit den Wirbelstürmen Harvey und Irma zurückzuführen. Der US-Nowcast lässt jedoch vermuten, dass es sich dabei lediglich um eine vorübergehende Belastung handelt und sich die Konjunktur seitdem wieder deutlich erholt hat. Paul Diggle, Senior Economist, Aberdeen Standard Investments, meint hierzu: "Eine derart nachhaltige Erholung spricht ferner für weitere Zinserhöhungen im nächsten Jahr. Das nach wie vor fehlende Puzzleteil ist die Inflation, die unvermindert enttäuschend ausfällt. Allerdings ist die US-Notenbank vorerst mit ihrer aktuellen Strategie zufrieden."

Schwierigkeit einer genauen Wachstumsprognose
Die Diskrepanz zwischen dem Nowcast und den offiziellen Daten ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass der Nowcast auf "harten" Konjunkturdaten in Echtzeit wie Einzelhandelsumsätze, Baubeginne bei Eigenheimen, Industrieproduktion und Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe beruht. Sie alle hängen von der zugrunde liegenden Wirtschaftstätigkeit ab. Dagegen werden die offiziellen BIP-Daten auf Quartalsbasis mit einer erheblichen Verzögerung veröffentlicht und von saisonbedingten Umständen, den Lagerbeständen der Unternehmen und anderen einmaligen Faktoren beeinflusst, die schwer vorherzusehen sind.

Der US-Nowcast wird von Investment Manager für ein besseres Verständnis der US-Wirtschaft und deren Performance herangezogen. Paul Diggle fährt fort: "Generell werden die anfänglichen BIP-Prognosen revidiert, sobald zusätzliche Daten verfügbar sind. Unterdessen erschweren witterungsbedingte Störungen oder auch nur die einzelnen Jahreszeiten durch ihre Auswirkungen auf die BIP-Daten es uns, ein genaues Bild vom Wirtschaftswachstum zu erhalten." Daher würden viele relevante Informationen in die Ermittlung offizieller BIP-Daten gar nicht erst einfliessen. Diese offziellen Daten würden zwar häufiger veröffentlicht aber weniger oft korrigiert, schliesst Paul Diggle.

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