14.04.2023, 09:59 Uhr
«Sind niedrigere Staatsschulden, positive Realzinsen und die Finanzierung der Energiewende miteinander vereinbar?», fragt sich Niall O’Sullivan, Chief Investment Officer, Multi Asset Strategies – EMEA bei...
Die Schwyzer Kantonalbank hat auf der Grundlage von zwei wirtschaftlichen Szenarien ihre Aktienfavoriten für das neue Jahr ausgewählt. Sika, VAT, das Energieunternehmen BKW und Partners Group sollten unter anderem im 2023 besonders profitieren.
Das Hauptszenario der Schwyzer Kantonalbank (SZKB) für das Jahr 2023 ist geprägt von rückläufigen Inflationszahlen sowie einer geopolitischen Entspannung. Die Notenbanken dürften in der ersten Jahreshälfte zwar an Zinserhöhungen festhalten, der Druck zu einer weiteren geldpolitischen Straffung sollte später aber nachlassen. In diesem Umfeld werden gemäss der SZKB besonders wachstumsstarke, aber auch qualitätsorientierte Aktien eine überdurchschnittliche Rendite erzielen. Mit Partners Group, Sika, VAT, LVMH und Siemens wurden drei Schweizer und zwei europäische Titel selektiert, die in diesem Hauptszenario besonders profitieren sollten. Drei der fünf Unternehmen werden vorgestellt:
Partners Group: Das Hauptszenario sei positiv für die meisten Anlageklassen. In diesem Umfeld entwickeln sich auch Privatmarktanlagen gut: Es fliessen mehr Kundengelder zu, die Bewertungen steigen und Verkäufe von Portfolio-Gesellschaften werden wieder einfacher. Dadurch würden sich die Aussichten für die Gebührenerträge von Partners Group aufhellen. Nach der Kurskorrektur des auslaufenden Jahres bestehe deshalb Erholungspotenzial, zumal die Aktie nun moderat bewertet sei, begründet die Bank.
Sika: Dank innovativer Produkte mit hohem Kundennutzen hat Sika eine sehr starke Marktstellung. Zudem erwirtschaftet der Produzent von Spezialchemikalien bereits heute 70% des Umsatzes mit Produkten, die einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, und die Tendenz ist weiter steigend. So ermöglichen es Zusatzstoffe von Sika beispielsweise, den Zementgehalt im Beton um 25% zu reduzieren. Die Klimaschutz-Bestrebungen bringen somit strukturellen Rückenwind für das Unternehmen. Im nächsten Jahr dürften die erwartete Entspannung bei den Zinsen und staatliche Infrastrukturprojekte für eine Erholung sorgen.
VAT ist klarer Marktführer bei Vakuumventilen, die vor allem in Anlagen zur Halbleiter-Fabrikation benötigt werden. Der Halbleiter-Markt ist stark zyklisch. Aktuell befindet sich die Branche in einer temporären Schwächephase, doch da das SZKB-Hauptszenario für 2023 mit einer Erholung der Konjunktur rechnet, dürfte auch der Halbleiterzyklus wieder drehen (Erholung der Nachfrage nach PCs, Smartphones etc.). VAT sei sehr gut positioniert, um davon zu profitieren, denn dank grossem technologischen Vorsprung bestehen hohe Eintrittsbarrieren für Konkurrenten. Zudem werden Vakuumventile künftig in der Halbleiterherstellung noch wichtiger. Die VAT-Aktie schwankt überdurchschnittlich stark und sei deshalb nur für risikofreudige Investoren geeignet, so die SZKB.
Das Risikoszenario eigne sich für Anlegerinnen und Anleger, welche dem kommenden Aktienjahr weniger optimistisch entgegensehen. Anhaltend hohe Inflationsraten gepaart mit fortwährenden geopolitischen Risiken belasten in diesem Szenario die Konjunktur und führen zu einer weiteren Verunsicherung der Marktteilnehmer. Defensive Titel wie BKW und die Deutsche Telekom zählen beim Alternativszenario zu den Favoriten der SZKB. Je nach Ausprägung der eigenen Markterwartung könne es auch sinnvoll sein, Aktien zu kombinieren.
BKW wäre wenig exponiert gegenüber einer schwachen Konjunktur, denn die Erträge aus den Bereichen "Netze" und "Dienstleistungen" seien recht stabil. Zudem verfügt das Energieunternehmen über eine solide Bilanz. Ebenfalls gut positioniert ist der Versorger für ein Szenario mit anhaltend hohen Strompreisen und hohen Kosten für Gas. Denn BKW produziert nur wenig Strom aus Gas, sondern hauptsächlich aus Wasserkraft und anderen erneuerbaren Energien sowie aus Kernkraft.
Deutsche Telekom (DT) ist in Deutschland sowie in den meisten übrigen EU-Märkten (v.a. Osteuropa) ein vollintegrierter Festnetz- und Mobilnetzanbieter. DT profitiert von seiner starken Position im wichtigsten Telekommarkt USA. Die Integration von Sprint läuft sehr gut und könnte grössere Synergiepotenziale freilegen als erwartet. Fast 2/3 des Umsatzes erwirtschaftet DT im Mobilfunk, im schrumpfenden Festnetzgeschäft sind es – anders als bei vielen anderen Anbietern – nur noch knapp 25%. Die Erträge von DT sind wenig konjunkturabhängig. Die Aktie eigne sich daher als Anlage in unserem Risikoszenario, betont die SZKB.