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Sachwerte als Inflationsschutz – Gilt diese Regel noch?

Klassischer Sachwert Immobilien (Bild: Shutterstock.com/pixieme)
Klassischer Sachwert Immobilien (Bild: Shutterstock.com/pixieme)

Aktien und Immobilien gelten als die klassischen Anlagen in puncto Sachwerten. Allgemein bekannt ist auch, dass Sachwerte grundsätzlich ein guter Schutz vor Inflation sind. Im laufenden Jahr jedoch, stiegt die Inflation, Aktien hingegen fielen. Heisst dies, dass die alte Regel «Sachwerte schützen vor Inflation» nicht mehr gilt oder stecken andere Faktoren hinter dieser Entwicklung?

15.11.2022, 12:38 Uhr

Autor: Alexander Dominicus, Portfoliomanager bei MAINFIRST

Die Inflation misst die Preissteigerungen von Gütern und Dienstleistungen. Während Bargeld bei steigenden Preisen an Kaufkraft verliert, werden Sachwerte teurer und schützen damit gegen den inflationsbedingten Kaufkraftverlust. So kann der Vermieter beispielsweise seine Miete erhöhen oder der Unternehmer die Preise für seine Güter und Dienstleistungen anheben.

Im laufenden Jahr haben Anleger jedoch mit Aktien kein Geld gewonnen, sondern verloren. So ist der europäische Aktienmarkt zum Beispiel um mehr als zehn Prozent gefallen, während die Inflation zunehmend gestiegen ist. Können also Unternehmen ihre Preise doch nicht erhöhen oder stecken andere Faktoren hinter den fallenden Aktienmärkten?

Analysiert man Unternehmen im Detail, so stellt man fest, dass Preiserhöhungen durchaus funktionieren. Insbesondere mit Blick auf die angespannten Lieferketten und gestiegenen Inputkosten können die Firmen ihre Preise deutlich erhöhen und Immobilieneigentümer einen Ausgleich für die gestiegene Inflation generieren.

Zu beachten ist jedoch, dass Preiserhöhungen manchmal nur mit Zeitverzug möglich sind. So haben viele Unternehmen feste Preisvereinbarungen mit ihren Kunden und müssen daher höhere Kosten für Rohstoffe oder Energie erstmal selbst tragen und verkraften, ohne dafür kompensiert zu werden. Bis die Preise nachverhandelt sind oder Preislisten angepasst werden, können dann schonmal Monate vergehen. Das führt im ersten Schritt zu sinkenden Margen und damit oftmals zu sinkenden Aktienkursen. Erst im Nachgang greifen dann die erhöhten Preise und die Margen pendeln sich wieder auf alten Niveaus ein. Das kann dann auch zu entsprechenden Aufholeffekten bei den Aktienkursen zur Folge haben.

Da eine mangelnde Preissetzungsmacht also nicht das Problem für die allermeisten Unternehmen ist, belastet ein anderer Faktor die Kurse in diesem Jahr: So hat die zunehmende Inflation auch zu steigenden Zinsen geführt. Die höheren Zinsen überkompensieren für die Assetklasse Aktien die positiven Effekte aus den Preiserhöhungen der Unternehmen. Denn auch wenn der Gewinn eines Unternehmens moderat steigen mag, führt ein höherer Zins zu einem gestiegenen Abzinsungsfaktor. Im Zuge dessen sind die Gewinne weniger wert und als Konsequenz fallen die Aktienkurse.

Es besteht aber Hoffnung für Anleger, denn die positiven Effekte der Preissteigerungen sind durchaus für die Firmen gegeben, man sieht sie auf kurze Sicht nur nicht, solange die Zinsen steigen. Sollte sich das Zinsniveau allerdings stabilisieren oder gar wieder fallen, gibt es gute Nachrichten für Anleger, denn die vorherigen Preissteigerungen können die Firmen in der Regel beibehalten, während bei wieder fallenden Zinsen die Bewertungsmultiples wieder ansteigen können. Dieser Effekt führt dazu, dass Anleger nicht nur von wieder steigenden Bewertungen profitieren, sondern auch für den in der Zwischenzeit entgangenen Kaufkraftverlust durch höhere Inflationsraten kompensiert werden.

Daher gilt die Regel weiterhin: Sachwerte schützen vor Inflation. Auch wenn der Effekt kurzfristig am Aktienmarkt nicht immer sichtbar ist, profitieren Unternehmen von steigenden Preisen und können damit langfristig Anleger für steigende Inflationsraten kompensieren.

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