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LongRun ist eine globale Aktienstrategie, die überwiegend in Qualitätsaktien investiert. Der Fonds wurde 2015 von Rothschild & Co aufgelegt. Dabei ist das Portfolio Management Team stets bestrebt, Unternehmen mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell und einem nachgewiesenen Wettbewerbsvorteil zu identifizieren. Im Interview erläutert co-Fonds Manager Gianluca Ricci, warum Preissetzungsmacht die wichtigste Säule der Anlagephilosophie ist.
Wie definieren Sie Preissetzungsmacht und warum ist sie Ihrer Meinung nach so wichtig ?
Gianluca Ricci, co-Fund Manager Rothschild & Co LongRun Equity Fund: Preissetzungsmacht beschreibt die Fähigkeit eines Unternehmens seine Preise im Laufe der Zeit so zu erhöhen, dass diese mit der Inflation der Inputkosten Schritt halten und somit die Bruttomargen aufrechterhalten können. Zugleich darf es durch Preiserhöhungen zu keiner Beeinträchtigung der Nachfrage oder zu Verlust von Marktanteilen kommen. Die Pricing-Power ist nicht nur eine massgebliche Kennzahl, wie organisches Wachstum, operative Margen, Kapitalrendite und Geldumschlagsdauer, sondern vielmehr die treibende Kraft für alle diese Kennzahlen, insbesondere für die operative Marge und die Kapitalrendite.
Inwiefern ist das für Ihre Anlagephilosophie relevant?
Unsere LongRun Strategie verfolgt den Private Equity Investitionsansatz. Wir konzentrieren uns auf Unternehmen mit hoher und nachhaltiger Kapitalrendite, wobei die Preissetzungsmacht von zentraler Bedeutung ist. Um die Auswirkungen der Preissetzungsmacht zu erkennen, muss man eine langfristige Perspektive einnehmen. Die kurzfristigen Auswirkungen mögen marginal sein, aber sie summieren sich über die Zeit und wirken sich tiefgreifend auf die langfristige Kapitalrendite eines Unternehmens aus. Firmen ohne Preissetzungsmacht können kurzfristig durchaus hohe Renditen erzielen, allerding werden sie das nicht langfristig schaffen. Daher sind diese Unternehmen oft gute Kandidaten für Short-Positionen.
Wie erkennen Sie Unternehmen mit Preissetzungsmacht?
Viele Unternehmen legen den Beitrag der Preisgestaltung zu Umsatz und Gewinn aus Wettbewerbsgründen nicht standardmässig offen. Das kann für durchschnittliche Investoren frustrierend sein, aber für Research-orientierte Investoren wie das LongRun-Team, das ein tiefes Verständnis der Unternehmen anstrebt, bietet diese Intransparenz eine grossartige Chance.
Um an wertvolle Daten heranzukommen und die besten langfristigen Chancen zu erkennen, müssen wir unzählige Gewinnmitteilungen, Berichte von Experten und Interviews mit Management-Teams durchforsten. Es lässt sich nicht leugnen, dass es einfacher wäre, wenn diese wertvollen Informationen auf Knopfdruck zu Verfügung stünden.
Wie können Sie beurteilen, ob ein Unternehmen über ausreichende Preissetzungsmacht verfügt?
Das Anlageuniversum von LongRun umfasst Unternehmen mit mittlerer und grosser Kapitalisierung aus allen Ländern und Sektoren. Die einzige Grundvoraussetzung ist, dass es sich um Qualitätsunternehmen handelt, was sich an klaren Parametern wie auch der Preissetzungsmacht festmachen lässt.
Unsere Aktienauswahl stützt sich auf unser eigenes Research, das ein tiefes Verständnis der Unternehmen anstrebt. In den letzten Jahren haben Rothschild & Co ein eigenes Verfahren zur Bewertung der Preissetzungsmacht entwickelt, mit dem wir Unternehmen auf einer fünfstufigen Skala beurteilen. Zunächst prüft unser Research Team jedes Unternehmen im Hinblick auf den Faktor Preissetzungsmacht und nimmt auf Grundlage einer eingehenden Analyse seines Geschäftsmodells, der Markteintrittsbarrieren, der Wettbewerbsdynamik und der historischen Preisentwicklung eine Einstufung vor. Im zweiten Schritt integrieren wir die Preissetzungsmacht in die finanzielle Modellierung in Bezug auf Umsatzwachstum, Kosten und operativen Margen.
Unsere Analysen zeigen klar, dass die meisten Unternehmen über keinerlei Preissetzungsmacht verfügen. Wir konzentrieren unsere Investitionsbemühungen auf die wenigen vorausgewählten Unternehmen, die über Preissetzungsmacht verfügen.
Was bedeutet Preissetzungsmacht im aktuellen Kontext?
In einem vorübergehend oder dauerhaft inflationären Umfeld ist der Faktor Preisgestaltungsmacht von entscheidender Bedeutung für die Unternehmen. Die Inflation kann die Gewinne der Unternehmen schnell aufzehren, wenn diese die Preise zu spät oder gar nicht anheben.
Unternehmen mit solider Preisgestaltung verfügen nicht unbedingt über Preissetzungsmacht. Aus diesem Grund ist ein Verständnis für die geografische Positionierung des Unternehmens wichtig. Wenn ein Unternehmen in hochinflationären Schwellenländern tätig ist, darf man sich nicht von seiner anscheinend soliden Preisgestaltung täuschen lassen, da diese höchstwahrscheinlich nicht das Ergebnis von Preissetzungsmacht ist.
Können Sie Ihren Ausblick etwas ausführen?
Die Inflation steht nach Jahren oder eher Jahrzehnten wieder im Mittelpunkt des Interesses - damit ist auch die Preissetzungsmacht in den Vordergrund gerückt.
Ausgelöst wurde diese Entwicklung durch den sprunghaften und oft beispiellosen Anstieg vieler Inputkosten wie Energie, Rohstoffe, Transport und Arbeitskräfte in Folge derCovid-19 Pandemie. Zu den wohl am stärksten angestiegen Inputkosten zählen in erster Linie Rohstoffe, bei denen der Preisanstieg vor allem auf vorübergehende Angebotsverknappungen zurückzuführen ist. Mit der Entspannung der Kapazitätsengpässe zeichnet sich ein Trend zur Normalisierung der Preise ab.
Als die Inflation im Vordergrund stand, war es einfacher, die Preise zu erhöhen. Mit der steigenden Inflation wurde ein gleichzeitiger Preisanstieg als quasi selbstverständlich hingenommen. Wenn sich in den nächsten Quartalen die (Qualitäts-)Spreu vom Weizen trennt, wird es interessant sein, das Zusammenspiel zwischen höherer, aber moderater Inflation, Preissteigerungen und Gewinnen zu beobachten.
Wenn die Inflation zurückgeht, werden unter den Unternehmen mit heutzutage solider Preisgestaltung nur diejenigen höhere Preise erzielen, die sich auf Produktinnovationen konzentrieren und Mehrwert bieten.