Einsatz von KI: Flexibilität für verschiedene Marktszenarien

Nur auf steigende Kurse zu setzen, dürfte angesichts aktueller Inflations-, Zins- und Konjunktursorgen nicht mehr reichen. Im Interview erklären Pablo Hess (links) und Michael Günther, Portfoliomanager des Tungsten TRYCON AI Global Markets Fonds, welche Rolle künstlicher Intelligenz (KI) bei der Bewältigung der Herausforderungen zukommt.

Können Sie erläutern, wie lange Sie bereits maschinelle Intelligenz in der Anlagestrategie einsetzen und weshalb Ihr Fonds als «grösster KI-Fonds Deutschlands» gilt?

Michael Günther (Tungsten TRYCON): Unser 2010 aufgelegter Publikumsfonds Tungsten TRYCON AI Global Markets ist der älteste auf KI-basierte UCITS-Fonds. Die Bezeichnung «grösster KI-Fonds» basiert auf Vergleichen Dritter, die als objektiver Gradmesser gelten. Wir verwalten mit der Strategie ein Vermögen von mehr als 110 Millionen Euro im Publikumsfonds und weitere Gelder in Spezialfondsmandaten.

Wie findet die künstliche Intelligenz in dem Fonds Verwendung?

Pablo Hess (Tungsten TRYCON): Die Stärke der KI liegt in der Analyse grosser Mengen an Finanzdaten. Für uns geht es dabei vornehmlich um die Berechnung der Wahrscheinlichkeiten von Marktbewegungen. Hieraus entstehen Handelssignale, auf deren Basis die Marktpositionierung bestimmt wird.

Welche Vorteile verspricht die KI gegenüber traditionellen Strategien und Informationsverarbeitungen?

Michael Günther (Tungsten TRYCON): Einige problematische menschliche Verhaltensweisen, die aus den Behavioral Finance-Wissenschaften bekannt sind, werden eliminiert. Etwa die ‘Overconfidence’, dasÜberschätzen der Kenntnisse hinsichtlich der künftigen Entwicklung der Märkte oder das ‘Anchoring’, das Festhalten an getroffenen Investmententscheidungen, sowie selektive Informationswahrnehmung und emotionaler Bias. Im Unterschied dazu geht die KI natürlich rein sachlich vor.

Lassen sich diese Vorteile in Zahlen ausdrücken?

Michael Günther (Tungsten TRYCON): Im vergangenen Jahr, als in Deutschland fast alle Misch- und Aktienfonds im Minus waren, konnten wir mit der KI-Strategie ein Plus von 2,77 Prozent und über die letzten drei Jahre durchschnittlich eine Rendite von circa 4,2 Prozent pro Jahr erwirtschaften. Mit der KI-Strategie benötigen wir keine steigenden Aktien- und Anleihemärkte, um diese mit einem Gewinn für Anleger zu verwerten. Der Fonds hat den Freiheitsgrad, long oder short-Positionen flexibel einzugehen.

ChatGPT ist derzeit vermutlich der grösste Trend im Bereich KI für den Alltag. Welche Trends kommen in 2023 auf die Anleger zu? Und welche haben Relevanz auf die weitere Entwicklung der KI in der Geldanlage?

Pablo Hess (Tungsten TRYCON): ChatGPT macht die Leistungsfähigkeit von KI der breiten Öffentlichkeit bewusst. Was die Geldanlage angeht, so registrieren wir in Gesprächen mit institutionellen Investoren und Vermögensverwaltern derzeit zwei Trendthemen. Erstens die Suche nach Diversifikation. Gemeint ist damit vor allem mehr Unabhängigkeit von der alleinigen Erwartung steigender Aktienmärkte. Das zweite Thema betrifft die weitere Notenbankenpolitik. Genauer: Die Planung verschiedener Szenarien, die als Effekte des weiteren Zinszyklus eintreten könnten.

Wie reagieren Sie auf diese Trends beziehungsweise inwieweit ist ihr KI-Fonds darauf ausgerichtet?

Pablo Hess (Tungsten TRYCON): Die Non-Korrelation ist ein integraler Bestandteil des TRYCON-Fonds. Damit heben wir uns von dem Gleichlauf vieler Aktienstrategien ab und auch von der Mehrzahl vieler Liquid Alternatives, aber auch zum Beispiel Private Equity, die oftmals eine erschreckend hohe Korrelation aufweisen. Die Wechselbeziehung des TRYCON-Fonds zu den klassischen Anlageklassen Aktien und Renten haben wir belegbar auf nahezu null (<0,1) reduziert.

Der Multi-Asset long/short-Fonds Tungsten TRYCON AI Global Markets wurde mehrfach ausgezeichnet. Weitere Informationen finden Sie auf www.intelligenterinvestieren.de