Thomas Heller, CIO und Leiter Research bei der Schwyzer Kantonalbank
Stabile Märkte seien notwendig, um den konjunkturellen Aufschwung nicht zu gefährden. Aber es brauche auch den Aufschwung, damit die Börsenhausse nicht ins Wanken gerät, meint Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank, zu Ursache und Wirkung zwischen Finanzmarkt und Realwirtschaft.
03.07.2020, 12:24 Uhr
Redaktion: rem
Die Aktienmärkte haben sich von der Corona-bedingten Korrektur unerwartet rasch erholt. Viele Indizes liegen nur noch wenige Prozentpunkte unter dem Stand von Anfang Jahr, der technologielastige Nasdaq notiert sogar deutlich darüber. "Zuversichtliche Anleger denken, die Erholung könnte weitergehen. Sie argumentieren unter anderem damit, dass das Schlimmste an der Konjunkturfront hinter uns liegen dürfte und verweisen auf die Lockerungen des Lockdown", sagt Thomas Heller, CIO und Leiter Research bei der Schwyzer Kantonalbank. Die tiefen Zinsen relativierten zudem die hohen Bewertungen. Und es gebe Sektoren, die von der Krise weniger betroffen seien oder sogar profitierten – etwa Teile des Technologiesektors und der Pharmabranche, welche gerade im Leitmarkt USA stark vertreten sind.
Warnende Stimmen
Wie Heller weiter ausführt, monierten kritische Beobachter, dass aktuell einseitig diese positiven Faktoren eingepreist seien und Risiken ausgeblendet würden – zum Beispiel die Gewinnrückgänge und Kurse nahe der Höchststände, was die Bewertungen in die Höhe getrieben habe. Sie verweisen auf die weltweit noch immer ansteigenden Coronafälle und die Gefahr, dass eine zweite Ansteckungswelle (oder eine Verschärfung der ersten, wie in den USA) neuerliche Einschränkungen (zumindest regional) nötig machen könnte. Dies würde die wirtschaftliche Erholung belasten und den Aktienmärkten zusetzen.
Dass die schlechte Realwirtschaft auf die Aktienkurse drückt, sei derzeit eine der gängigsten Argumentationsstränge der warnenden Stimmen. Noch wenig Beachtung finde die umgekehrte Kausalkette: "Eine Börsenkorrektur kann nicht nur Folge, sondern durchaus auch Auslöser eines Abschwungs sein. Wie beispielsweise im Jahr 2000, als das Platzen der Dotcom-Blase wesentlich zur nachfolgenden Rezession beigetragen hatte", erklärt Heller. Genau davor warnt auch der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem jüngsten Bericht zur globalen Finanzstabilität. Angesichts der Entkoppelung der Finanzmärkte von der realen Wirtschaft sind die Märkte gemäss IWF anfällig, sollte der Risikoappetit der Anleger abnehmen. Dies wiederum stelle eine Bedrohung für die wirtschaftliche Erholung dar.
Teufelskreis abwenden
"Ursache und Wirkung zwischen Finanzmarkt und Realwirtschaft laufen in beide Richtungen. Wir brauchen somit stabile Märkte, um den konjunkturellen Aufschwung nicht zu gefährden. Wir brauchen aber auch den Aufschwung, damit die Börsenhausse nicht ins Wanken gerät. Sonst droht ein Teufelskreis. Immerhin – darauf setzen die Optimisten ebenfalls – dürften in einem solchen Szenario Notenbanken und Regierungen mit weiteren Stützungsmassnahmen aufwarten. Ob die Mittel immer reichen werden, um den Schaden abzuwenden? Es liegen wegweisende Monate vor uns", schliesst Thomas Heller seine Einschätzung.
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