Unternehmensanleihen und asiatische Aktien favorisieren

Alfred Ernst, Mitglied der Geschäftsleitung und des Anlagekomitees von Salmann Investment Management
Alfred Ernst, Mitglied der Geschäftsleitung und des Anlagekomitees von Salmann Investment Management

Unternehmensanleihen und asiatische Aktien bleiben im zweiten Halbjahr 2011 die Favoriten von Salmann Investment Management. Eine geschickte Aktienauswahl ermöglicht aber auch in anderen Regionen solide Renditen. So lag das Europaaktienportfolio von Salmann im ersten Halbjahr trotz schwierigem Umfeld mit 2,5% im Plus und schlug damit den Benchmark um 2 Prozentpunkte.

15.07.2011, 10:02 Uhr

Redaktion: hes


Höhere Wachstumserwartungen in Deutschland und der Schweiz, tiefere in den USA und möglicherweise eine leichte Rezession in Japan so fasst Alfred Ernst, Mitglied der Geschäftsleitung und des Anlagekomitees von Salmann Investment Management die aktuellen Konjunkturprognosen zusammen. Während die Expansionserwartungen in den etablierten Industrienationen insgesamt moderat sind, boomen andere Länder. In China erwarten die Ökonomen 9% Wachstum in diesem und 8,7% im kommenden Jahr. Indien und Indonesien wachsen ebenfalls mit hohem Tempo von jeweils mehr als 8 bzw. 6%. Gemäss Salmann sind auch Südamerika ist mit Argentinien, Brasilien, Chile und Kolumbien im Feld der rasch aufblühenden Volkswirtschaften prominent vertreten.

Entwarnung an der Inflations- und Zinsfront
Die Inflationserwartungen wurden zwar nach oben korrigiert. Allerdings scheint vor allem das laufende Jahr einen Teuerungsschub zu bringen, während sich die Lage 2012 bereits wieder etwas beruhigen könnte, beruhigt Ernst. Eine kritische Anspannung erwarten die Ökonomen 2011 nur in Grossbritannien. Für das Zinsgefüge war das vergangene Quartal Balsam. Die langfristigen Sätze in den führenden Industrieländern wiesen seit April nach unten. Zinserhöhungen stehen nicht mehr im Vordergrund, jedenfalls nicht in den USA, wo sie frühestens 2012 kommen könnten. In der Schweiz, wo der Konjunkturmotor erfreulich brummt, sind der Nationalbank (SNB) die Hände gebunden. Fazit von Ernst: Solange sich die Europäische Zentralbank (EZB) nicht bewegt, muss die Normalisierung der Zinsen auch hierzulande warten, will die SNB den kletternden Franken nicht zusätzlich anfeuern.

Mit anderen Problemen kämpft China. Im Reich der Mitte hat die Teuerung im Mai mit 5,5% den höchsten Stand seit fast drei Jahren erreicht und nimmt jetzt die Schwelle von 6% ins Visier. Das könnte die Notenbank unter Umständen bald zum fünften Zinsschritt seit Oktober 2010 motivieren. Der globalen Gemeinschaft kann dies nicht egal sein. In Chinas Wirtschaft sind bereits Zeichen einer leichten Wachstumsverlangsamung zu erkennen, was auch die globale Konjunktur und besonders die entwickelten Volkswirtschaften bremsen würde. Diese ringen allerdings mit den Sorgen in Europa (Schulden der Peripherie-Länder, Abschreibungsbedarf der Banken), in den USA (hohe Arbeitslosigkeit, schwacher Im-mobilienmarkt) und in Japan, das sich als Zugpferd einmal mehr rar macht.

Die Energieagentur hilft schmieren
Ernst zeigt sich erstaunt, dass die Internationale Energie Agentur (IEA) die Industrieländer dazu veranlasste, den Hahn zu den strategischen Erdölreserven zu öffnen. Zwar stellen die für den Juli in Aussicht gestellten zwei Millionen Fass pro Tag weniger als 2,5% des täglichen Verbrauchs dar. Dennoch hat die Massnahme Stirnrunzeln ausgelöst, umso mehr, als sie im Umfeld bereits rückläufiger Notierungen und einer sich abschwächenden Weltkonjunktur annonciert wurde.

Offiziell hiess es, man wolle den Ausfall an libyschem Öl kompensieren, zumal sich die Vereinigung der erdölexportierenden Länder (OPEC) jüngst nicht auf eine Ausweitung der Produktion habe einigen können. Handelt es sich hier um eine gezielte Stützungsmassnahme für die Konjunktur. Wissen die IEA-Auguren mehr als der Rest der Welt? Dann wäre das Öffnen des Hahns kein gutes Zeichen, kommentiert Ernst und fragt sich, ob die Massnahme gar von höchsten Stellen motiviert worden sei, weil vielleicht irgendwo im Gefüge ein systemrelevanter Mitspieler in Schieflage zu geraten drohe. Die Ankündigung erwischte den Ölhandel jedenfalls auf dem falschen Fuss: Die Notierungen tauchten ab, haben sich inzwischen aber wieder weitgehend von dieser Überraschung erholt.

Frankenhausse bald zu Ende?
Die Wechselkurse haben die Anleger auch im zweiten Quartal in Atem gehalten. Gegen den immer härter werdenden Franken fielen der US-Dollar und der Euro zeitweise auf historische Tiefstwerte. Diese Bewegung erscheint Salmann mittlerweile übertrieben zu sein. Aktuell notieren beide Währungen rund zwei Standardabweichungen unterhalb ihres 20-jährigen Mittelwerts. Solch grosse Abweichungen haben in der Vergangenheit immer wieder zu Gegenbewegungen geführt. Wir erwarten, dass die Baisse von Dollar und europäischer Einheitswährung auch diesmal keine Einbahnstrasse ist und sich der Franken gegenüber Greenback und Euro abschwächen wird, folgert Ernst.

Angesichts der entspannten Zinssituation haben sich Unternehmensanleihen im vergangenen Quartal erfreulich entwickelt. Auf der anderen Seite sind die Anleihen der problembehafteten Peripherieländer Portugal, Irland, Italien, Griechenland der PIIGs - erneut unter die Räder gekommen. Übrigens könnte PIIGs bald zusätzlich mit einem grossen S geschrieben werden, welches dann für Spanien stehen würde, schlägt Ernst vor. Dieser Fall träte ein, wenn die Situation Griechenlands nicht nachhaltig unter Kontrolle gebracht wird. Das Problem und daher auch der nun manifestierte Wille, zu helfen - ist nämlich weniger die Grösse der hellenischen Schulden-Akropolis, als vielmehr die Ansteckungsgefahr für andere Länder.

Zweifel am Toprating der USA
Selbst der noch AAA-Schuldnerin USA schlägt massives Misstrauen entgegen. Nach Fitch hat auch die Rating-Agentur Standard & Poors gedroht, Amerikas Bonität ohne weitere Vorwarnung massiv zu senken, falls Washington Anfang August fällige Papiere nicht pünktlich bedienen würde. Dies könnte passieren, wenn es das Parlament verpasst, sich auf eine Neufestlegung der Schuldenobergrenze zu einigen. In den Augen der chinesischen Agentur Dagong verfügen die Vereinigten Staaten bereits heute nur noch über ein A+. China sowie Deutschland werden im Fernen Osten mit AA+, die Schweiz mit der Höchstnote AAA benotet.

Die Empfehlung von Salmann: Insgesamt raten wir weiterhin zu einer Untergewichtung von Obligationen, wobei Unternehmensanleihen und kurze Durations favorisiert bleiben. Bei Staatsanleihen fokussieren wir auf die Wealthy Nations, also Länder, die gegenüber der Welt Nettogläubiger sind. Für die anderen bleibt der Ausblick verhangen. Wie die Schuldenberge, die ja trotz Feuer im Dach weiter wachsen, je abgetragen werden sollen, bleibt unklar.

Asiatische Aktien bleiben Favoriten
In Bezug auf Schweizer Aktien hat der Vermögensverwalter gegenüber dem Vorquartal von untergewichtet jetzt auf neutral geschwenkt. Dort wo Direktanlagen möglich sind, kommt neuerdings das Swiss Stock Portfolio (SSP) zum Einsatz, das aus 20 gleich gewichteten und nach Value-Kriterien ausgesuchten Schweizer Titeln besteht. Salmann setzt das strategische Gewicht der Schweizer Aktien in einem Portfolio mit der Referenzwährung Franken bei rund 26% fest.

Die europäischen Aktien haben wir hingegen von Übergewichten auf Neutral heruntergestuft, obwohl diese nach wie vor eine attraktive Bewertung aufweisen, betont Ernst. Die Performance des European Stock Portfolio (ESP) von Salmann vergleicht sich mit einem Plus von 2,5% in der ersten Jahreshälfte vorteilhaft mit dem Benchmark MSCI Europe, der lediglich ein halbes Prozent Boden gutmachte. Seit 2004 hat das ESP im Durchschnitt jährlich ein Plus von 9,5% erwirtschaftet, verglichen mit 5,0% für den Referenzindex.

Die US-Aktienbörse liegt seit Anfang Jahr ebenfalls gut im Rennen. Leider nagt die Dollar-Schwäche an den Resultaten der hierzulande ansässigen Investoren, relativiert Salmann. Auch hier zeigt sich der Vermögensverwalter mit einer neutralen Gewichtung leicht optimistischer als im Vorquartal. Unsere Favoriten bleiben asiatische Aktien, die wir weiterhin deutlich übergewichten. Dies, wie eingangs erwähnt, wegen der ungebrochenen Wirtschaftsdynamik, fasst Ernst zusammen.

Asset Allokation zusammengefasst:

Geldmarkt

übergewichten

Obligationen

untergewichten/kurze Duration

Aktien Schweiz

neutral

Aktien Europa

neutral

Aktien USA

neutral

Aktien Asien

übergewichten

Aktien Japan

neutral

Nicht traditionelle Anlagen

untergewichten/keine Position

ESP Modellportfolio per 30. Juni 2011

ESP

MSCI Europe Index*

Performance seit 1.1.2011**

2.52

0.45

Rendite seit Lancierung 1.1.2004**

96.91

43.75

Annualisierte Rendite seit 1.1.2004**

9.46

4.96

Annualisierte Volatilität***

12.92

14.29

Performance 2010

14.00

11.38

Performance 2009

62.85

32.24

Performance 2008

-42.95

-43.68

Performance 2007

-4.16

2.98

Performance 2006

23.77

19.97

Performance 2005

33.77

25.35

Performance 2004

16.07

12.04

* netto Dividende reinvestiert
** netto Transaktionsgebühren 0.5%, vor Verwaltungsgebühren
*** annualisiert für das gegenwärtige Jahr
Updates finden Sie hier

Alle Artikel anzeigen

Diese Website verwendet Cookies, um Ihnen die bestmögliche Nutzung unserer Website zu ermöglichen.> Datenschutzerklärung