Ukraine-Krieg: Zwei Szenarien für die kommenden Monate
Anlegerinnen und Anleger seien gut beraten, den weiteren Kriegsverlauf zu beobachten, so die Experten von Nordea Asset Management. (Bild: Shutterstock.com/Janossy Gergely)
Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und der steigenden Inflation herrscht grosse Unsicherheit an den Finanzmärkten. Cristian Balteo und Johannes Haubrich von Nordea Asset Management zeigen anhand von zwei Szenarien auf, wie Anlegerinnen und Anleger ihr Portfolio in den kommenden Monaten verwalten könnten.
28.03.2022, 14:47 Uhr
Redaktion: alm
Der Ausgang des Kriegs in der Ukraine ist ungewiss, das verunsichert viele Anlegerinnen und Anleger. Die beiden Nordea Asset Management-Experten Cristian Balteo, Head of Product Management – Multi Asset, und Johannes Haubrich, Head of Product Management – Fixed Income & Equity, zeigen zwei mögliche Szenarien des Kriegverlaufs auf und leiten daraus Folgerungen für das Portfoliomanagement in den kommenden Monaten ab.
Szenario 1: Die Krisenregion stabilisiert sich
Sollte es kurzfristig zu einem anhaltenden Waffenstillstand und einer Stabilisierung der Region kommen, prognostizieren die beiden Experten auch in einem moderaten Wachstumsszenario hoch bleibende Öl- und Rohstoffpreise. Der Höchststand der Inflation wird in einem solchen Szenario erst in der zweiten Jahreshälfte 2023 erreicht. Die Zentralbanken dürften an ihrem Kurs festhalten, aber schneller als derzeit signalisiert straffen.
"In diesem Szenario stabilisieren sich die Erträge und die Ausfallraten bleiben niedrig", prognostiziert Haubrich. "Unternehmensanleihen und Aktien werden wieder attraktiv, wobei der Schwerpunkt auf grünem Wandel und Inflationsschutz liegt. Aktien bieten in diesem Umfeld einen gewissen Schutz vor steigenden Preisniveaus."
Sein Tipp sind globale Infrastrukturwerte. In Lösungen für den Klimawandel wie beispielsweise der Ressourceneffizienz sieht er Trends, die weiter an Bedeutung gewinnen. Unternehmen, die sich hier erfolgreich positionieren, seien die Gewinner der Zukunft.
Balteo unterstreicht die Chancen von flexiblen festverzinslichen Wertpapieren in diesem Umfeld: "Wir halten Qualitätsbonds mit einem durchschnittlichen Rating von AA und fünfjähriger Duration in diesem Szenario für attraktiv. Aber die Volatilität bleibt hoch, sodass Flexibilität ein entscheidender Faktor bleibt."
Szenario 2: Der Konflikt verschärft sich
In diesem Fall erstickt eine Rezession die Nachfrage und begrenzt die Öl- und Rohstoffpreise. Die Märkte erleben eine ausgeprägtere Tiefphase. In diesem Szenario wird der Höchststand der Inflation bereits etwa in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 erreicht. Die Zentralbanken ändern daraufhin ihren Kurs und beginnen wieder mit Lockerungen.
"Wir erwarten für diesen Fall sinkende Erträge und steigende Ausfallraten", erklärt Haubrich. "Ein Ausverkauf von Credits und Aktien ist dann wahrscheinlich. Lediglich Aktien mit geringem Risiko schneiden besser ab. Staatsanleihen dagegen erholen sich aufgrund der Flucht in Qualität."
Eine Diversifizierung nur über Anleihen sei aber nicht genug. Sie könne ergänzend über liquide Alternativen erfolgen, führt Balteo aus: "Total-Return-Strategien wie Aktien long/short oder Währungsallokationen bieten Konvexität." Ausserdem empfiehlt der Stratege europäische Covered Bonds. Sie sind mit Immobilienwerten hinterlegt und gelten auch in einer Banken- oder Staatskrise als sehr sicher. "Aber der Markt ist sehr ineffizient, so dass ein gutes Portfoliomanagement unabdingbar ist", so Balteo.
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