Bis vor kurzem war noch alles eitel Sonnenschein an den Börsen. Nun hat sich das Bild in der Kristallkugel gedreht. (Bild: Shutterstock.com/Petia_is)
Die Loyalität der Anlegergemeinde ist ein flüchtiges Gut, sagt Thomas Stucki von der St.Galler Kantonalbank. Vor dem Jahresende schien es noch, als sei für die Technologieaktien der Himmel die Grenze. Jetzt hat die Stimmung an den Aktienmärkten gedreht und die so hochgelobten Technologieaktien sind effektiv zum Ausverkaufsprodukt geworden.
01.02.2022, 15:53 Uhr
Redaktion: rem
"Vor dem Jahresende rissen sich die Investoren alles aus den Fingern, was auch nur im Entferntesten mit Cloud, E-Mobilität und Ähnlichem zu tun hatte, als seien es die letzten Tage des Sonderschlussverkaufs. Drei Wochen und ein paar Auftritte von Fed-Präsident Powell später sieht die Börsenwelt ganz anders aus. Die Stimmung an den Aktienmärkten hat gedreht und die so hochgelobten Technologieaktien sind effektiv zum Ausverkaufsprodukt geworden", sagt Thomas Stucki, CIO der St.Galler Kantonalbank.
Die Aktien des Highflyers par excellence Tesla haben bis zu 30% eingebüsst. Sie handeln aber immer noch mit einem KGV von 80x den erwarteten Gewinn für 2022. Die Aktie von Netflix hat 50% eingebüsst und die Corona-Sternschnuppe Peloton, übrigens ein Heersteller von Indoor-Bikes, ist mit einem Minus von 85% verglüht. "Auf der anderen Seite werden die lange verschmähten Value-Aktien nun in den Himmel gelobt", betont der CIO.
Fed als Taktgeber
Der Auslöser für diesen Stimmungsumschwung ist die Bestätigung der Fed, dass sie im März ihren Leitzins erhöhen wird und dass sie die Inflation nun doch als eine grössere Gefahr betrachtet als noch im letzten Jahr. Stucki erinnert daran , dass diese Haltung ganz so neu nicht sei. Bereits im Dezember hätten die Fed-Vertreter angedeutet, dass 2022 vier Zinserhöhungen zu erwarten seien. Neu sei nur, dass die Fed rasch nach dem ersten Zinsschritt mit der Verkleinerung ihrer Bilanz beginnen will. "Nun überbieten sich die Analysten und Kommentatoren mit Warnungen vor noch mehr Zinserhöhungen. Wie es in diesem Jahr acht Zinserhöhungen bei sieben verbleibenden Sitzungen des Fed-Gremiums geben soll, ist dabei das Geheimnis des betreffenden Analysten einer grossen amerikanischen Investmentbank", bemerkt der CIO humorvoll.
Begründet werde das neue Misstrauen gegenüber den Aktien von wachstumsorientierten Firmen mit den höheren Zinsen, die den Gegenwartswert der in der Zukunft erwarteten Gewinne reduzieren. Mathematisch sei das korrekt. Die Ungenauigkeit der Schätzung, wieviel Tesla in zehn oder fünfzehn Jahren verdienen wird, sei jedoch grösser als der Einfluss des Diskontfaktors. Komme hinzu, dass eine höhere Inflation auch die nominellen Erträge von Tesla in die Höhe treibe, so Stucki. Ob die Zinsen über diese zehn bis fünfzehn Jahre effektiv so viel höher seien als heute, sei auch nicht sicher. Es sei noch nicht lange her, dass man mit Argumenten wie der Demographie und der Globalisierung zu erklären versuchte, warum das allgemeine Zinsniveau in Zukunft tiefer sein werde als in der Vergangenheit.
Tech-Werte gehören in diversifiziertes Portfolio
Die Techfirmen seien heute nicht schlechter aufgestellt als im Dezember. Die Abschlüsse von Microsoft und Apple hätten gezeigt, dass vor allem die grossen Unternehmen in diesem Sektor wahre Cash-Maschinen sind. "Technologieaktien gehören deshalb auch in einem Umfeld steigender Zinsen in ein gut diversifiziertes Portfolio. Nur muss man sich bei der Beurteilung und der Auswahl der Aktien an so langweiligen Kriterien wie einem robusten Geschäftsmodell, einer starken Marktpositionierung oder einer soliden Bilanz orientieren", empfiehlt Stucki und fügt an: "Die Loyalität an der Börse ist wie erwähnt ein flüchtiges Gut. Es ist gut möglich, dass nach ein paar ruhigeren Börsenwochen die Value-Aktien wieder versorgt werden und exorbitante KGVs von Wachstumstiteln mit glorreichen Prognosen von Gewinnen in ferner Zukunft gerechtfertigt werden."
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