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Soll man jetzt in China investieren?

Je nach Berechnungs­art – kauf­kraft­bereinigt oder nicht –ist China bereits die grösste Volks­wirtschaft der Welt. (Bild: Shutterstock.com/Hellorf Zcool)
Je nach Berechnungs­art – kauf­kraft­bereinigt oder nicht –ist China bereits die grösste Volks­wirtschaft der Welt. (Bild: Shutterstock.com/Hellorf Zcool)

Wird das "Jahr des Tigers" auch zum "Jahr der Bullen"? Experten von Vontobel meinen, dass chinesische Aktien und Anleihen ansehn­liche Wachstums­raten zu günstigen Bewertungen versprechen. Sie erwarten, dass 2022 und 2023 der chinesische Onshore-Markt Boden gutmacht.

20.02.2022, 06:00 Uhr

Redaktion: rem

Rückblickend war 2021 für viele China-Investoren ein Jahr der wieder­kehrenden Enttäuschungen. Sowohl bei Aktien als auch bei Hochzins-Anleihen mussten Verluste in Kauf genommen werden. "Zurück­zu­führen ist dies unter anderem auf den wirtschaftlichen Abschwung in China. Für 2022/2023 erwarten wir, dass der chinesische Onshore-Markt Boden gutmacht. Er könnte sich sogar zu einem der wachstums­stärksten Märkten der Welt entwickeln. Damit träfen günstig bewertete Aktien und Anleihen auf attraktive Wachstumsraten", sagen die drei Vontobel-Investment- und Schwellen­länder-Experten Stefan Eppenberger, Marc Bindschädler und Christopher Stefanic.

Dafür, dass die chinesische Wirtschaft 2022/2023 mit grosser Wahr­scheinlich­keit auf den Wachstums­pfad zurück­finden wird, werden ihrer Meinung nach die Unterstützungs­massnahmen sorgen, die von der chinesischen Politik zu erwarten seien. Das dürfte sich dann auch am Aktien­markt Chinas wider­spiegeln – ein ansehn­liches Wachs­tum bei attraktiven Bewertungen könnten China-Investments in einem solchen Szenario erwarten.

Das Jahr des Tigers werde für die Märkte voraus­sichtlich auch das Jahr der Volatilität. Wer ihre Wellen aushalten könne, finde zwischen den Peaks möglicherweise attraktive Zeitpunkte für einen Einstieg. Für China Investments spreche des Weiteren, dass Firmen aus China im Länder­vergleich rasant aufholen. Zur Welt­spitze der profi­tabelsten Firmen gehören immer mehr solche, die chinesischen Ursprungs sind.

China ist nicht gleich China

"Blickt man auf den Onshore-Markt für Unternehmens­anleihen (Corporate Bonds), entdeckt man in China den grössten und wachstums­stärksten Markt für Anleihen im Universum der Emerging Markets. Seine Rendite­erwartungen gelten als 'zu attraktiv, um ignoriert zu werden'. Im Vergleich zu den Papieren, die über Hongkong gehandelt werden, ist die Auswahl deutlich grösser und diversifizierter. Nur der US-Anleihen­markt ist dem Chinesischen in dieser Hinsicht voraus", so die Experten.

Einen gewissen Gegenwind erfahre die Wirtschaft in China durch die Demographie im eigenen Land. Die alternde chinesische Gesell­schaft macht Arbeits­kräfte zusehends rar. Bestrebungen, als Ausgleich die Produktivi­tät zu erhöhen, wurden zuletzt durch regulatorische Interven­tionen erschwert. Doch die strikte Hand von 2021 dürfte im kommenden Jahr einen versöhn­licheren Kurs einschlagen. Zu erwarten ist laut den Vontobel-Experten, dass der nahende Partei­kongress den Boden für neue Investment-Chancen ebnen wird.

Chinesische Zentral­bank sendet gegenteilige Signale

Während die FED über Zins­erhöhungen spricht, sind von der Zentral­bank in China gegenteilige Signale zu erwarten. Um auf einen Pfad stablien Wachstums zurückzu­finden, brauche China die Impulse der Geld­politik. Dazu gehöre, dass – nebst Zins­senkungen – auch mehr Geld in Umlauf gebracht wird.

im Fokus der Regulierung dürften insbesondere die Sektoren stehen, die für die hohen Lebens­haltungs­kosten verantwortlich sind. Dahinter stünde die Absicht, Wirtschafts­wachstum und Wohlstand gerechter zu verteilen. "Als ermutigendes Zeichen sehen wir zum Beispiel auch die gezielte Sektor-Unterstützung im Bereich Umwelt­technologie oder Elektro­fahrzeuge", so die Vontobel-Experten.

In dem Masse, wie sich die chinesischen Kapital­märkte für ausländische Investoren öffnen, werde sich Chinas Gewicht in Indizes wie dem MSCI Emerging Markets erhöhen. Damit würden automatisch auch die Mittelzuflüsse von passiven Investoren steigen – aber auch die Aufmerksamkeit aktiver Investoren.

Zentral für globale Märkte

China sei aus drei Gründen zentral für die Entwicklungen an den globalen Finanzmärkten, sagt Stefan Eppenberger. Der wichtigste Grund sei natürlich die immer grösser werdende chinesische Wirt­schaft. Je nach Berechnungs­art – kauf­kraft­bereinigt oder nicht – sei China bereits die grösste Volks­wirtschaft der Welt. Zwar nimmt das BIP-Wachstum auch in China kontinu­ier­lich ab. Doch der chinesische Anteil am globalen Wirtschafts­wachstum sei seit Jahren am höchsten. "Das ist schon be­eindruckend und es ist nur logisch, dass wenn China hustet, die Welt­wirtschaft und eben auch die Finanz­märkte kränkeln", so der Investmentstratege.

Der dritte Grund ist aus Sicht Eppenbergers, dass mit der chinesischen Wirtschaft auch die chinesischen Unternehmen wachsen. Zwar sei der chinesische Aktienmarkt nach Markt­kapitalisierung bereits der zweit­grösste der Welt. Und doch sei er noch nicht für jedermann im Ausland investierbar. "Dies sollte sich ändern und die chinesischen Titel werden wohl bereits Mitte des Jahr­zehnts über 50 Prozent des Schwellen­länderaktien-Index ausmachen. Auch im Bereich der Anleihen besteht der Markt aus immer mehr China. Man wird als Investor kaum mehr um chinesische Titel herum­kommen. Damit werden wir und unsere Anlagen langsam aber sicher alle mehr abhängig von China", sagt Eppenberger.

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