04.11.2024, 09:55 Uhr
Der Silberpreis hat in den letzten Tagen eine beeindruckende Rallye hingelegt und stieg in der Nacht zum Mittwoch auf ein 12-Jahres-Hoch von 34,85 US-Dollar. «Für Anleger stellt sich die Frage, welche Faktoren...
Wird das "Jahr des Tigers" auch zum "Jahr der Bullen"? Experten von Vontobel meinen, dass chinesische Aktien und Anleihen ansehnliche Wachstumsraten zu günstigen Bewertungen versprechen. Sie erwarten, dass 2022 und 2023 der chinesische Onshore-Markt Boden gutmacht.
Rückblickend war 2021 für viele China-Investoren ein Jahr der wiederkehrenden Enttäuschungen. Sowohl bei Aktien als auch bei Hochzins-Anleihen mussten Verluste in Kauf genommen werden. "Zurückzuführen ist dies unter anderem auf den wirtschaftlichen Abschwung in China. Für 2022/2023 erwarten wir, dass der chinesische Onshore-Markt Boden gutmacht. Er könnte sich sogar zu einem der wachstumsstärksten Märkten der Welt entwickeln. Damit träfen günstig bewertete Aktien und Anleihen auf attraktive Wachstumsraten", sagen die drei Vontobel-Investment- und Schwellenländer-Experten Stefan Eppenberger, Marc Bindschädler und Christopher Stefanic.
Dafür, dass die chinesische Wirtschaft 2022/2023 mit grosser Wahrscheinlichkeit auf den Wachstumspfad zurückfinden wird, werden ihrer Meinung nach die Unterstützungsmassnahmen sorgen, die von der chinesischen Politik zu erwarten seien. Das dürfte sich dann auch am Aktienmarkt Chinas widerspiegeln – ein ansehnliches Wachstum bei attraktiven Bewertungen könnten China-Investments in einem solchen Szenario erwarten.
Das Jahr des Tigers werde für die Märkte voraussichtlich auch das Jahr der Volatilität. Wer ihre Wellen aushalten könne, finde zwischen den Peaks möglicherweise attraktive Zeitpunkte für einen Einstieg. Für China Investments spreche des Weiteren, dass Firmen aus China im Ländervergleich rasant aufholen. Zur Weltspitze der profitabelsten Firmen gehören immer mehr solche, die chinesischen Ursprungs sind.
"Blickt man auf den Onshore-Markt für Unternehmensanleihen (Corporate Bonds), entdeckt man in China den grössten und wachstumsstärksten Markt für Anleihen im Universum der Emerging Markets. Seine Renditeerwartungen gelten als 'zu attraktiv, um ignoriert zu werden'. Im Vergleich zu den Papieren, die über Hongkong gehandelt werden, ist die Auswahl deutlich grösser und diversifizierter. Nur der US-Anleihenmarkt ist dem Chinesischen in dieser Hinsicht voraus", so die Experten.
Einen gewissen Gegenwind erfahre die Wirtschaft in China durch die Demographie im eigenen Land. Die alternde chinesische Gesellschaft macht Arbeitskräfte zusehends rar. Bestrebungen, als Ausgleich die Produktivität zu erhöhen, wurden zuletzt durch regulatorische Interventionen erschwert. Doch die strikte Hand von 2021 dürfte im kommenden Jahr einen versöhnlicheren Kurs einschlagen. Zu erwarten ist laut den Vontobel-Experten, dass der nahende Parteikongress den Boden für neue Investment-Chancen ebnen wird.
Während die FED über Zinserhöhungen spricht, sind von der Zentralbank in China gegenteilige Signale zu erwarten. Um auf einen Pfad stablien Wachstums zurückzufinden, brauche China die Impulse der Geldpolitik. Dazu gehöre, dass – nebst Zinssenkungen – auch mehr Geld in Umlauf gebracht wird.
im Fokus der Regulierung dürften insbesondere die Sektoren stehen, die für die hohen Lebenshaltungskosten verantwortlich sind. Dahinter stünde die Absicht, Wirtschaftswachstum und Wohlstand gerechter zu verteilen. "Als ermutigendes Zeichen sehen wir zum Beispiel auch die gezielte Sektor-Unterstützung im Bereich Umwelttechnologie oder Elektrofahrzeuge", so die Vontobel-Experten.
In dem Masse, wie sich die chinesischen Kapitalmärkte für ausländische Investoren öffnen, werde sich Chinas Gewicht in Indizes wie dem MSCI Emerging Markets erhöhen. Damit würden automatisch auch die Mittelzuflüsse von passiven Investoren steigen – aber auch die Aufmerksamkeit aktiver Investoren.
China sei aus drei Gründen zentral für die Entwicklungen an den globalen Finanzmärkten, sagt Stefan Eppenberger. Der wichtigste Grund sei natürlich die immer grösser werdende chinesische Wirtschaft. Je nach Berechnungsart – kaufkraftbereinigt oder nicht – sei China bereits die grösste Volkswirtschaft der Welt. Zwar nimmt das BIP-Wachstum auch in China kontinuierlich ab. Doch der chinesische Anteil am globalen Wirtschaftswachstum sei seit Jahren am höchsten. "Das ist schon beeindruckend und es ist nur logisch, dass wenn China hustet, die Weltwirtschaft und eben auch die Finanzmärkte kränkeln", so der Investmentstratege.
Der dritte Grund ist aus Sicht Eppenbergers, dass mit der chinesischen Wirtschaft auch die chinesischen Unternehmen wachsen. Zwar sei der chinesische Aktienmarkt nach Marktkapitalisierung bereits der zweitgrösste der Welt. Und doch sei er noch nicht für jedermann im Ausland investierbar. "Dies sollte sich ändern und die chinesischen Titel werden wohl bereits Mitte des Jahrzehnts über 50 Prozent des Schwellenländeraktien-Index ausmachen. Auch im Bereich der Anleihen besteht der Markt aus immer mehr China. Man wird als Investor kaum mehr um chinesische Titel herumkommen. Damit werden wir und unsere Anlagen langsam aber sicher alle mehr abhängig von China", sagt Eppenberger.