Nachhaltige Anlagen – der Weg durch die nächste Krise?

Nordische Nebenwerte entwickeln sich besser als der breite Aktienmarkt Nordeuropas. Anleger profitieren im hohen Norden zudem vom starken Osteuropa-Geschäft, ohne aber die Risiken eines Direktinvestments im Osten eingehen zu müssen. Besonders interessant sind unterbewertete Aktien von Firmen mit einer Marktkapitalisierung unter einer Milliarde Euro und mindestens zehn Prozent Kurspotenzial.

06.05.2011

Unnachhaltige Geschäftspraktiken – wie das durch falsche Anreizsysteme angetriebene Eingehen exzessiver Risiken, schlechte Corporate Governance und die Vergabe von Subprime-Hypotheken an Menschen, die es sich nicht leisten konnten – gehören zu den Hauptgründen für die Finanzkrise. All diese Themen sind auch traditionelle Anliegen des nachhaltigen und sozial verantwortlichen Anlegens (Socially Responsible Investment oder SRI).

Doch obwohl die Krise im Prinzip viele der Anlagegrundsätze der SRI-Anleger bestätigte, konnten sich die nachhaltigen Portfolios in der Baisse nicht durch einen deutlich besseren Schutz oder eine überdurchschnittliche Finanzperformance auszeichnen.

Christoph Butz und Laurent Nguyen von Pictet Asset Management gehen in einem ihrer jüngsten Beiträge How to survive the next crisis? A new approach to Socially Responsible Investment auf dieses offensichtliche Paradox ein. Sie stellen fest, dass eine sorgfältige Titelauslese nach Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten (englische Abkürzung: ESG) zwar eine notwendige, aber für sich genommen noch keine hinreichende Bedingung für stabilere Portfolios und bessere Anlageergebnisse ist.

Sie schlagen daher vor, gewisse finanzielle Fundamentaldaten der Unternehmen genauer zu analysieren, insbesondere jene, die gerade in einer Krise zum Problem werden und die Stabilität des gesamten Wirtschaftssystems gefährden können. Damit weiten die Autoren nicht nur den traditionellen Bereich der ESG-Analyse auf eine Gruppe besonders negativer und destabilisierender externer Effekte aus, die von den aktuellen Ansätzen für nachhaltiges Anlegen nicht gebührend berücksichtigt werden. Durch Ermitteln und Testen jener „finanziellen Nachhaltigkeitsfaktoren“, die in der Finanzliteratur oft mit aussergewöhnlichen Renditen in Verbindung gebracht werden, gelingt es ihnen, Portfolios zu konstruieren, die weniger riskant sind und eine finanzielle Überrendite in Aussicht stellen.

Die Autoren überprüfen ihre Idee für die wichtigsten regionalen Aktienmärkte, indem sie die historische Performance der nachhaltigen Portfolios für die letzten zehn Jahre simulieren, einen Zeitraum, der von verschiedenen und zum Teil extremen Marktbedingungen gekennzeichnet war. Die Ergebnisse sind verblüffend. Sie lassen darauf schliessen, dass man mit dem neuen Ansatz in der Tat für weniger mehr bekommen kann, das heisst es ist möglich, nachhaltige Portfolios zusammenzustellen, die nicht nur unter Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten vorteilhafter, sondern auch finanziell krisenresistenter sind und höhere risikoadjustierte Erträge abwerfen.

Um die nachhaltigen Anlagen aus ihrem derzeitigen Nischendasein heraus zu führen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und sie zu einer dominanten Mainstream-Anlagestrategie zu machen, muss neben der extra-finanziellen auch die finanzielle Nachhaltigkeit der ESG-Portfolios optimiert werden. (kab)

Die Pictet-Studie kann hier heruntergealden werden. (PDF 360 KB)

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