Herabstufung der US-Treasuries wirkt sich nicht auf die Zahlungsausfall-Prognose aus

Hans Stoter, Head of Credit Investments bei ING Investment Management Europe
Hans Stoter, Head of Credit Investments bei ING Investment Management Europe

Eine lang anhaltende Staatsanleihenkrise in den USA und Europa könnte letztendlich zu Haushaltseinschnitten und damit zu einem schwächeren Wirtschaftswachstum führen, meint Hans Stoter von ING Investment Management. In einem ungünstigen Fall könnte sich dies auf die Unternehmensgewinne auswirken und längerfristig eine Verschlechterung der Fundamentaldaten für Unternehmensanleihen nach sich ziehen.

12.08.2011, 08:45 Uhr

Redaktion: hes

Hans Stoter, Head of Credit Investments bei ING Investment Management Europe, erläutert: „In unserem Basisszenario rechnen wir mit einem schwachen, aber positiven Wachstum. Dies sollte ausreichen, damit High-Yield-Unternehmen weiterhin solide Cashflows erzielen. Die Staatsanleihenkrise hat jedoch auch indirekte Auswirkungen; sie führt nämlich zu einer Risikoaversion der Anleger und damit zu einem negativen technischen Ausblick. Angesichts der geringen Marktliquidität, die durch die Urlaubszeit noch zusätzlich gedämpft wird, kann bereits geringer Verkaufsdruck zu großen Kursverlusten bei bestimmten Anleihen führen.“

Zwölf-Monats-Ausblick für High Yields
Hohe einstellige Gesamtrenditen seien weiterhin zu erwarten, prognostitiert ING Investment Management. Die High-Yield-Indexkurse sind im Durchschnitt auf unter 100% gesunken und bieten Renditen von über 8,5%. Dabei besteht angesichts des günstigen fundamentalen Ausblicks noch Spielraum für eine Spread-Einengung. Die Fundamentaldaten für Unternehmensanleihen dürften sich in den kommenden 12 Monaten nicht verschlechtern, und der Cashflow der Unternehmen, der sich 2009 und 2010 merklich erholte, dürfte auch 2011 hoch bleiben, so dass die Unternehmen ihre Verschuldung durch Schuldenabbau senken können.

Aufgrund der gestiegenen Risikoaversion haben die Anleger ihr Engagement in riskanteren Asset-Klassen – vor allem Aktien und in gewissem Umfang auch High-Yield-Anleihen – verringert. Die Spreads an den Märkten für Unternehmensanleihen haben sich wegen der mangelnden Liquidität und einer Flucht in Qualitätswerte ausgeweitet. Aufgrund der Risikoaversion besteht kurzfristig technischer Druck am High-Yield-Markt. Nach den kräftigen Zuflüssen in High-Yield-Anleihen in den vergangenen Jahren kehrten sich die Kapitalströme im Juni/Juli um, da die Anleger riskante Vermögenswerte verkauften und stattdessen US-Treasuries und Bundesanleihen kauften. Da sich die Fundamentaldaten für Unternehmensanleihen in den vergangenen beiden Jahren deutlich verbessert haben, bleibt ING Investment Management in Bezug auf die Aussichten für High-Yield-Anleihen optimistisch. „In unserem Basisszenario rechnen wir mit niedrigen, aber positiven Wachstumsraten in den Industrieländern und nicht mit einem Rückfall in eine Rezession", erklärt Hans Stoter. "In einem solchen Umfeld sollten die Märkte für Unternehmensanleihen gut abschneiden, da die Unternehmen konservativ bleiben und sich auf den Schuldenabbau konzentrieren. Im Rahmen unserer Strategie wählen wir Unternehmen aus, die kein kräftiges Wirtschaftswachstum benötigen, um in ihre Kapitalstruktur hineinzuwachsen, oder die in Kürze beträchtliche Volumina refinanzieren müssen."

Ratingherab- und Heraufstufungen
Die Fundamentaldaten für Unternehmensanleihen bleiben günstig, da die Unternehmen ihre Bilanzdaten durch Kostenkontrolle und Senkung der Zinszahlungen und/oder der Verschuldung sehr wirksam im Griff behalten. Aufgrund der besseren Fundamentaldaten wurden knapp zwei Jahre lang mehr Unternehmen herauf- als herabgestuft. Studien von Investmentbanken zufolge dürften in nächster Zeit bis zu 14% des US-High-Yield-Markts auf Investment-Grade-Status heraufgestuft werden. Dies stützt die Auffassung, dass die zugrundeliegenden Fundamentaldaten der Märkte für High-Yield-Unternehmensanleihen weiterhin gut sind. Außerdem dürfte das sinkende Gesamtvolumen der High-Yield-Anleihemärkte zu einem günstigeren technischen Bild führen.

Stoter zieht das Fazit: „Es gibt nahezu keine Zahlungsausfälle, und in nahezu allen wirtschaftlichen Szenarien dürfte ihre Zahl in den kommenden 12-24 Monaten niedrig bleiben. Die Herabstufung der US-Treasuries wirkt sich nicht auf die Zahlungsausfall-Prognose aus.“

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