Gute Aussichten für europäische Aktien

Nicolas Simar, Head Equity Value Boutique bei ING Investment Management, Den Haag.
Nicolas Simar, Head Equity Value Boutique bei ING Investment Management, Den Haag.

Zum Jahreswechsel mehrten sich die Zeichen für eine Risikowende in Europa: Die Peripherie blieb erneut hinter Kerneuropa zurück, die zyklischen Sektoren büssten ihre Spitzenposition ein und Aktien aus der Eurozone konnten sich nicht mehr länger gegenüber US-Titeln behaupten. ING Investment Management International (ING IM) rechnet dennoch mit einem weiteren positiven Jahr für europäische Aktien und Substanzwerte.

14.01.2014, 11:02 Uhr

Redaktion: dab

Nicolas Simar, Leiter der Equity Value Boutique bei ING IM, erklärte dazu: „In den vergangenen fünf Jahren wurden Wachstumsprämien auf Qualitätswerte gezahlt; zugleich stieg die Gewichtung konjunkturunabhängiger Titel innerhalb des Segments Wachstumswerte. Schlüsselt man die Sektoren nach Substanz- und Wachstumswerten auf, so wird deutlich, dass in diesem Zeitraum die Bereiche Lebensmittel und Getränke, Healthcare sowie Freizeit- & Haushaltsgüter dominiert haben. Dabei handelt es sich um konjunkturunabhängige Sektoren mit niedrigen, stabilen Wachstumsraten, die dadurch von einer – wenn auch nur leichten – Erholung in Europa negativ betroffen wären."

ING IM geht davon aus, dass sich in Europa mit steigenden Anleiherenditen die Umschichtung aus qualitativ hochwertigen Wachstumstiteln hin zu Substanzwerten fortsetzen wird, denn hochwertige Wachstumsunternehmen notieren auch nach fünf Jahren Re-Rating im Verhältnis zu Substanzwerten immer noch mit extrem hohen Bewertungsaufschlägen.

Gleichzeitig erwartet ING IM einen gewissen Druck auf die Gewinnprognosen. Nach Einschätzung des Vermögensverwaltungshauses bleiben gerade Unternehmen in Sektoren wie Konsummassengüter, Gebrauchsgüter und Healthcare bei steigenden Zinsen hinter dem Markt zurück, da ihre Aktienduration im Vergleich zu Substanzwerten erheblich höher liegt. Ausserdem sind diese Unternehmen in der Regel stark gegenüber den Volkswirtschaften der Emerging Markets exponiert, die wiederum als Erste von einem Anstieg der Renditen auf US-Anleihen betroffen sind, wie in der ersten Hälfte von 2013 zu beobachten war.

Nicolas Simar weiter: „Steigende Anleiherenditen begünstigen zudem Titel mit hohen Dividendenrenditen. Europäische Aktien mit hohen Dividendenrenditen weisen eine kurze Duration auf und hängen stärker von der Binnenwirtschaft ab als hochwertige Wachstumstitel. Zudem bleiben Aktien mit niedrigen Dividendenrenditen bei steigenden Anleiherenditen tendenziell hinter ihren dividendenrendite starken Pendants zurück. Es sind vor allem Banken, Versicherungsgesellschaften, Energieunternehmen, Versorger sowie Unternehmen im Grundstoffstoffsektor und der Bauindustrie, die dauerhaft hohe Dividendenrenditen aufweisen.“

Da die Erholung in Europa bei einem sehr niedrigen Ausgangsniveau einsetzt, dürften nach ING IMs Einschätzung vor allem Segmente wie der Finanzsektor und von der europäischen Wirtschaftsentwicklung abhängige Zykliker vom Normalisierungsprozess in Europa profitieren. Im Gegensatz zum US-Markt liegen die Gewinne in der Eurozone immer noch 35 Prozent unter ihrem letzten Höchststand von 2007 und sind jetzt ebenso niedrig wie vor 15 Jahren.

Dennoch betrachtet ING IM Branchen, die mit Margen auf Rekordniveau notieren, Spitzenerträge verzeichnen und ihre Umsätze zum Grossteil an den Emerging Markets generieren, mit Vorsicht. Das gilt u. a. für Basiskonsumgüter, Gebrauchsgüter, Investitionsgüter und die Chemieindustrie.

Nicolas Simar schloss mit den Worten: "Innerhalb der Eurozone bieten sich an der Peripherie wegen des sehr niedrigen Ausgangsniveaus bei Gewinnen attraktive Chancen und ein auskömmliches Wertpotenzial. Zwar besteht noch reichlich Verbesserungsbedarf in puncto Strukturreformen in den Peripherieländern, doch geht es mit der Wettbewerbsfähigkeit bereits aufwärts. Auch die Leistungsbilanzen haben sich mit zunehmendem Exportanteil an der Wirtschaftsleistung in den letzten paar Jahren entspannt.“

„Angesichts der niedrigen Bewertungen in Europa sowie der für dieses Jahr prognostizierten leichten Erholung sehen wir uns in unserer Ausrichtung auf Substanzwerte, Zykliker und Finanztitel bestätigt.“

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