Trotz schneller Erholung an den Aktienmärkten dürfte Gold auch künftig als sicheren Hafen angelaufen werden. (Bild: Shutterstock.com/pixfiction)
Gold konnte seit Jahresbeginn als einziger wichtiger Rohstoff Zuwächse verbuchen. Aktien legten jüngst aber eine V-förmige Erholung an den Tag und auch Industriemetalle sowie Öl konnten kräftig zulegen. WisdomTree hat untersucht, wie sich diese Entwicklungen auf den Goldpreis auswirken könnten.
13.07.2020, 12:00 Uhr
Redaktion: alm
Obwohl es bei zyklischen Anlagen zunächst zu hohen Verlusten kam, haben diese in den letzten Monaten entgegen der realen Wirtschaftsdaten ein Comeback gestartet. Ein Allzeithoch mag der Aktienindex S&P 500 zwar knapp verpassen, im Juni stieg er aber kurz auf sein Niveau von Anfang Jahr. Der technologielastigere Nasdaq Composite schlug alte Rekorde, während weniger auf Technologie spezialisierte und globale Indizes nicht so gut abgeschnitten haben. Dennoch kann die Erholung an den Aktienmärkten als V-förmig bezeichnet werden. Auch bei Industriemetallen und Öl ist es zu einer kräftigen Erholung gekommen. Könnten diese guten Entwicklungen Gold ins Verderben schicken? Oder wird Gold weiterhin in der Gunst der Anleger stehen?
Gold glänzt weiterhin durch Outperformance
Quelle: WisdomTree, Bloomberg; Stand: 25. Juni 2020
Keine andere Anlageklasse hat während der Corona-Krise so gut performt wie Gold. Ein Blick auf die spekulative Netto-Positionierung in Gold-Futures zeigt aber, dass die Stimmung dennoch von ihren Allzeithochs von Ende 2019 abgerückt ist (siehe Abbildung 2).
Quelle: WisdomTree, Bloomberg; Stand: 25. Juni 2020
Wird die Reihe aber um das offene Interesse an allen Gold-Futures bereinigt, entpuppt sich das augenscheinliche Allzeithoch als Täuschung. 2009 war die Stimmung im Hinblick auf Gold nämlich noch besser. Dennoch: Im Februar 2020 war das offene Interesse an Gold-Futures hoch. "Den seither beobachtbaren Rückgang schreiben wir den Verwerfungen auf den Gold-Futures-Märkten zu, die durch die Covid-19-Krise ausgelöst wurden", erläutert Nitesh Shah, Researchdirektor bei WisdomTree.
Die Stimmung unter den Investoren ist gegenüber Gold möglicherweise nicht so stark gesunken, wie die Rohdaten für die spekulative Positionierung (Abbildung 2) den Anschein machen. "In der Tat lassen die Zuflüsse in Exchange Traded Products für Gold auf ein optimistischeres Bild schliessen. Dort ist Gold weltweit auf ein Allzeithoch von 102 Mio. Feinunzen gestiegen – zu Beginn des Jahres waren es noch 83 Mio. Feinunzen", so Shah.
Drei Szenarien für die Zukunft von Gold
Doch wie werden sich die Goldpreise künftig entwickeln? Shah hält bis ins zweite Quartal 2021 drei verschiedene Szenarien für möglich. Im Konsensszenario geht der Experte davon aus, dass sich die Anlegerstimmung im Hinblick auf Gold auf dem heutigen Niveau hält. Das U-förmige Szenario sieht eine längere Phase der Stabilisierug auf tiefem Niveau vor, der ein rascher Aufschwung folgt. Das Bärenszenario schliesslich beschreibt eine V-förmige wirtschaftliche Erholung bei sehr tiefer Inflation.
Quelle: Modellprognosen von WisdomTree, historische Daten von Bloomberg; Stand: 25. Juni 2020
Konsens
Der von Bloomberg erhobene Konsens läuft auf eine Verschärfung der Geldpolitik durch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) gegen Ende des zweiten Quartals 2021 hinaus: Die Befragten erwarten im Durchschnitt eine Anhebung des oberen Endes der Fed-Fund-Spanne um fünf Basispunkte. "Dadurch werden die Treasury-Renditen voraussichtlich ansteigen und bei Gold für Gegenwind sorgen", prognostiziert Shah.
Die von Bloomberg Befragten erwarten zudem, dass die Inflation bis zum Ende des ersten Quartals 2021 unter 1% bleiben und danach deutlich auf 1,8% ansteigen dürfte. Basierend auf diesen Annahmen erwartet der Spezialist Mitte 2021 einen Goldpreis von 1'900 US-Dollar pro Feinunze – ein neues Allzeithoch.
U-förmige Wirtschaftserholung
WisdomTree zufolde befinden wir uns aber in einer U-förmigen Wirtschaftserholung. Der IWF geht für 2021 zwar von einer Erholung von 5,4% aus, dennoch dürfte das BIP rund 6% unter der Vorkrisen-Prognose liegen. "Zur Stützung der Wirtschaft dürften weitere Konjunkturprogramme nötig sein. Diese werden jedoch zu weiteren Verzerrungen an den Anlagemärkten und starken Korrekturen bei anfälligen Portfolios führen", meint Shah. Ausserdem geht dieses Szenario davon aus, dass die anhaltenden geldpolitischen Lockerungen des Fed den Druck auf die Renditen von US-Treasuries aufrechterhalten werden.
"Die fehlende Kopplung zwischen den Aktienmärkten und der Wirtschaft, eine zunehmende Schuldenlast, die US-Präsidentschaftswahlen als auch weiterhin ansteigende Covid-19-Fälle könnten Investoren dazu veranlassen, sich defensiv abzusichern", schätzt Shah.
Zudem erwartet der Experte, dass die Inflation in diesem Szenario höher ausfallen wird als vom Konsens angenommen. Dies aufgrund unterbrochener Lieferketten und somit steigender Inputpreise für Güter und Dienstleistungen. Ende des zweiten Quartals 2021 erwartet Shah deshalb einen Goldpreis von 2'070 USD pro Feinunze – ein noch höherer Wert als im Konsensszenario.
Bärenszenario
Dieses Szenario basiert schliesslich auf der Annahme, dass das Fed Konjunkturmassnahmen als nicht mehr notwendig erachtet. Gründe dafür könnten rückläufige Covid-19-Fälle sein, aber auch eine politische Entspannung oder die Erkenntnis, dass die Anlagemärkte nicht die Realität spiegeln. "Treasury-Renditen würden steigen und der US-Dollar könnte aufgewertet werden. Als Folge einer solch schnell verlaufenden wirtschaftlichen Erholung könnten Investoren ihre Positionierungen in Gold-Futures senken. Nicht zuletzt hätte eine V-förmige Erholung eine inflationshemmende Wirkung", kommentiert Shah dieses Szenario.
Sollte dieses Bärenszenario eintreten, geht der Experte von einem Goldpreis von nur 1'415 USD pro Feinunze aus. Damit wären die Zuwächse seit Juli 2019 ausgelöscht. Shah schätzt dieses Szenario jedoch als das unwahrscheinlichste ein – der Goldpreis dürfte also auf ein neues Allzeithoch zusteuern.
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