Fokus verlagert sich auf Aktien

In der zweiten Jahreshälfte 2013 soll sich der Fokus auf Aktien verlagern. Nach Angaben von ING Investment Management International verschiebt sich das Anlegerinteresse derzeit von Assets, die Einkünfte abwerfen, zu wachstumsorientierten Werten. Weiter kommentiert ING, dass im Gegensatz zu den ersten vier Monaten des Jahres, die zyklischen Sektoren des Aktienmarktes im Mai zudem überwiegend besser als defensive abschnitten.

27.06.2013, 16:07 Uhr

Redaktion: dab

„Neben defensiven Aktiensektoren sind auch andere vormals populäre Renditetitel, wie Immobilienaktien und Anleihen, in letzter Zeit erheblich unter Druck geraten. Doch über die nächsten Jahre werden Aktienrenditen die Anleiheerträge wieder deutlich übertreffen, während weltweite Reflation und höhere Zinsen mehr Spielraum für höhere Aktienallokationen bei Pensionsfonds und Versicherungen schaffen. Das wird dann das Ende der massiven Umschichtung von Liquidität in Festverzinsliche markieren, die institutionellen Vermögensverwaltern durch die Finanzkrisen und aufsichtsrechtlichen Veränderungen der vergangenen 15 Jahre sozusagen ‚aufgezwungen‘ wurde“, so Valentijn van Nieuwenhuijzen, Head of Strategy, bei ING Investment Management International.

Gemäss van Nieuwenhuijzen haben stabile Wachstumswerte in defensiven Sektoren wie Konsummassengüter und Healthcare dank ihres soliden Wachstumspotenzials und attraktiver Dividendenrenditen in den letzten Jahren starke Zuflüsse verzeichnet. Mit deutlich steigenden Aktienbewertungen hat jetzt indes eine Korrektur stattgefunden und das Anlegerinteresse verlagert sich zunehmend von diesen zuverlässig Erträge abwerfenden – aber teuren – Aktien hin zu attraktiver bewerteten zyklischen Werten, die Wachstum zu einem angemessenen Preis bieten.

Van Nieuwenhuijzen kommentierte weiter: „Unserer Einschätzung nach dürfte der Trend hin zu Zyklikern anhalten. Neben der Bewertung und der momentan relativen Untergewichtung in Anlageportfolios gibt es auch noch andere Gründe für unsere Prognose. So gibt es dank freundlicherer Konjunkturdaten beispielsweise wieder einen Aufwärtstrend bei den Economic-Surprise-Indizes in den zehn grössten entwickelten Volkswirtschaften. Historisch besteht eine starke positive Korrelation zwischen diesem Indikator und der relativen Performance zyklischer Sektoren. Ferner erleben wir anhaltende Renditekurven, auch das ein positiver Faktor für Zykliker und Substanzwerte. Nicht zuletzt hat sich auch die Ertragsdynamik der zyklischen Sektoren gegenüber den defensiven Sektoren ins Positive gedreht.“

ING IM International ist nach wie vor überzeugt, dass auf die aktuelle Konsolidierungsphase in der zweiten Jahreshälfte ein beschleunigtes Wachstum folgen wird. Die Konjunkturdaten in der entwickelten Welt haben sich in letzter Zeit deutlich gebessert. Hier sei vor allem Japan – das Land mit den am deutlichsten verbesserten Economic-Surprise-Daten – zu nennen. Daneben gebe es auch in den USA und der Eurozone seit Mai Anzeichen für eine Erholung. Die Wirtschaftsdaten der Schwellenländer, allen voran China, seien dagegen eher enttäuschend.

Aus regionaler Perspektive betrachtet ING IM International die aktuelle Korrektur bei japanischen Aktien als vorübergehende Erscheinung. Der japanische Markt wird die Aktienmärkte anderer Regionen bald wieder übertreffen. Was die Konjunktur- und Ertragsdynamik angeht, weise dieser Markt von allen drei Regionen (USA, Europa und Japan) die höchsten Scores auf. Gleichzeitig liefere die japanische Geld- und Fiskalpolitik weiterhin wichtige Impulse. Nach ING IMs Einschätzung dürfte das Interesse ausländischer Investoren an japanischen Aktien anhalten. Japanische Privatanleger würden sich zwar nur zögerlich an diesem Markt engagieren, doch das werde sich voraussichtlich ändern.

Maarten-Jan Bakkum, Emerging Markets Strategist bei ING IM International: „Seit Ausbruch der globalen Finanzkrise hat in der entwickelten Welt ein tiefgreifender struktureller Wandel stattgefunden. Im Ergebnis bieten diese Märkte jetzt im Vergleich zu den Emerging Markets weitaus mehr positive Überraschungen. Die Kombination aus besseren Wirtschaftsdaten in den USA und Wachstumsschwäche in China belastet die Emerging Markets eindeutig. Das Wachstum in den Schwellenländern wurde in den letzten Jahren vor allem von der Nachfrage aus China angetrieben. Ein weiterer Faktor waren durch Carry-Trades bedingte Kapitalströme. Doch jetzt geraten beide Wachstumsquellen zunehmend unter Druck: China, weil sich hier die Anzeichen für eine strukturelle Verlangsamung mehren, und Carry-Trades wegen der wachsenden Nervosität der Märkte im Hinblick auf die amerikanische QE-Politik.“

Welche Schwellenländer am stärksten betroffen sein werden, hängt nach Angaben von ING IM International vor allem von strukturellen Negativfaktoren ab: hohes Leistungsbilanzdefizit, unhaltbare Subventionsregelungen, ungünstige Wettbewerbstrends, aufsichtsrechtliche Unsicherheiten und kontraproduktive staatliche Eingriffe in die Wirtschaft. Da die zentralen Investmentthemen der letzten Jahre (wie beispielsweise Nachfrageentwicklung in China sowie Kapitalfluss auf Emerging Markets mit Renditevorteilen) mittlerweile an Einfluss eingebüsst haben oder sogar gänzlich verschwinden, dürften Anleger jetzt nach neuen Themen – Stichwort: Reformdynamik – Ausschau halten.

Bakkum weiter: „Schwellenländer, denen es gelingt, ihr endogenes Wachstumspotenzial durch Bewältigung ihrer strukturellen Probleme zu steigern, sind gut aufgestellt, um einem mehrjährigen Bärenmarkt zu entgehen. Momentan ist Mexiko unserer Meinung nach von allen Schwellenländern das Einzige, in dem eine überzeugende Reformdynamik stattfindet. Damit stehen die Chancen gut, dass das Land die allmähliche Aushöhlung der Binnennachfrage vermeiden kann, mit der in den nächsten Jahren in den aufstrebenden Ländern zu rechnen ist.“

„In scharfem Kontrast dazu stehen Länder wie Russland, Südafrika und Brasilien, wo die makroökonomischen Ungleichgewichte sich verschärfen, das Investitionsklima sich trübt und die Wettbewerbsfähigkeit des Industriesektors sinkt. Momentan verlangsamt sich das Reformtempo überall in den Schwellenländern und es gibt kaum Hinweise auf eine Besserung.“

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