FlowBank: «Die Gewinnerwartungen sind zu pessimistisch»
Paul de la Baume, Senior Market Strategist bei FlowBank, erwartet dass der Kostensenkungsdruck im Big-Tech-Bereich noch einige Quartale halten wird. (Bild pd)
«Ich gehe davon aus, dass die Gewinnerwartungen im Allgemeinen etwas zu pessimistisch sind. Einzelne Unternehmen, darunter Volvo, haben bereits höhere Gewinne als erwartet bekanntgegeben», schreibt Paul de la Baume, Senior Market Strategist bei FlowBank, in seinem Kommentar zur aktuellen Berichtssaison.
17.04.2023, 10:13 Uhr
Redaktion: sw
Die Entwicklung der Margen werde von entscheidender Bedeutung sein, da höhere Zinssätze die Unternehmen dazu zwingen, Projekte mit höherem ROI anzustreben. Beispielhaft zeige sich das im aktuellen Aktionärsbrief von Amazon, in dem Andy Jassy schreibt, dass Amazon Projekte mit geringem ROI aufgibt. Der grosse Kostensenkungsdruck im Big-Tech-Bereich dürfte sich noch einige Quartale halten. «Diese Entwicklung ist insgesamt sehr positiv. Doch mit Blick auf Arbeitsgesetze könnte es Gegenwind geben. In Europa wurden Tech-Giganten bereits gezwungen, die Bargeldanreize für Arbeitnehmende, die freiwillig kündigen, zu streichen», schreibt Paul de la Baume.
Der Personalabbau sei ein Zeichen für das sich verlangsamende globale Wachstum, aber er sei auch auf den Aufstieg von Künstlicher Intelligenz und Automatisierung zurückzuführen. Der während der Pandemie zu beobachtende Enthusiasmus, so schnell wie möglich Arbeitskräfte einzustellen, sei verflogen. Stattdessen realisierten Tech-Konzerne jetzt, dass es ein grosses Optimierungspotenzial gebe. Twitter beispielsweise hat im Rahmen einer Kostensenkungsinitiative die Zahl der Rechenzentren von drei auf zwei reduziert.
Unter normalen Umständen müsste der Höhepunkt des Margendrucks aufgrund der sinkenden Löhnen und Einstellungsquoten überschritten sein. Auch die Energiekosten sind im Jahresvergleich viel niedriger.
Doch die Benzinpreise sind seit Ende Februar um 8 Prozent gestiegen. Zudem sei es alarmierend, dass die OPEC+-Staaten die Erdölförderung gedrosselt haben. Kurzfristig dürften zudem die Kosten für den Personalabbau die Gewinnspannen belasten. «Ich erwarte daher, dass der Margendruck erst im dritten oder vierten Quartal abnehmen dürfte», folgert Senior Market Strategist bei FlowBank.
Revision der Gewinnerwartungen
«Ich gehe davon aus, dass die Gewinnerwartungen im Allgemeinen etwas zu pessimistisch sind. Einzelne Unternehmen, darunter Volvo, haben bereits höhere Gewinne als erwartet bekanntgegeben.»
Dazu komme, dass zyklische Werte wie Ford, Einzelhändler wie Target, Crocs und Maschinenbauer wie Caterpillar in letzter Zeit gut performt hätten. «Für mich deutet dies darauf hin, dass die Erträge stärker als erwartet sein sollten. Natürlich könnte sich der Markt irren, und in diesem Fall könnten wir eine Kehrtwende erleben.»
Wichtiger als das Ergebnis in diesem Jahr, das durch einmalige Umstrukturierungskosten beeinträchtigt werden dürfte, seien die Ergebnisse für 2024.
Margendruck in Q2-Q4 2023
Der Druck auf die Margen dürfte ab dem dritten Quartal abnehmen, wenn sich die Nachfrage und die Inflation abkühlen. Hinzu komme, dass die Unternehmen die Preise erhöhen, was die Gewinnspannen ausgleicht. «Da die Inflation sehr spürbar ist, halten sich die Unternehmen mit Preiserhöhungen nicht wirklich zurück.»
Auch die Abschwächung des US-Dollars seit Anfang des Jahres könnte sich positiv auf die Gewinne der US-Unternehmen auswirken.
Widerstandsfähige Sektoren
Unternehmen mit grosser Preissetzungsmacht sind in der Lage, Kostensteigerungen durch Preiserhöhungen an die Kunden weiterzugeben. In der Regel handelt es sich dabei um Unternehmen, die auf das einkommensstärkere Verbrauchersegment abzielen.
Dazu zählt der Luxussektor, aber bis zu einem gewissen Grad auch die Bekleidungs- und Technologiebranche. Einige Beispiele sind Lululemon und Nike im Bekleidungssektor und Apple im Technologiesektor. Im Luxusbereich sind es Unternehmen wie Hermes, LVMH, aber auch Namen wie Ferrari. In der Technologiebranche hat auch Netflix die Preise in der Regel recht aggressiv erhöht.
Auch zyklische Konsumgüter, der Technologiesektor und Basiskonsumgüter mit starker Preissetzungsmacht sind widerstandsfähig. Ein Beispiel dafür ist Hershey, einer der grössten Schokoladenhersteller. Seine Aktie hat sich in den letzten fünf Jahren besser entwickelt als der Nasdaq 100, obwohl das Unternehmen im letzten Jahr eine zweistellige Preiserhöhung durchgesetzt hat.
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