Firmenwerte bestimmen Schwellenländerkurse

Matthew Vaight, Co-Manager M&G Global Emerging Markets Fund
Matthew Vaight, Co-Manager M&G Global Emerging Markets Fund

Ein hohes Gewinnwachstum allein garantiert noch keine erfreuliche Aktienkursentwicklung. Langfristig erfolgreiche Investments in Schwellenländer-Aktien hängen von qualitativen Faktoren wie Transparenz und guter Corporate Governance ab.

30.01.2012, 08:00 Uhr

Autor: Matthew Vaight und Michael Godfrey, Co-Manager Global Emerging Markets Fund


Viele Anleger wollen heute Aktien gut rentierender Unternehmen aus den Emerging Markets ins Portfolio aufnehmen, denn Schwellenländer stehen wieder für Wachstum und steigende Aktienkurse und viele von ihnen glänzen im Vergleich zu den verschuldeten und krisengeschüttelten westlichen Industriestaaten mit hohen Wachstumsraten und positiven Leistungsbilanzen.

Potenzial noch nicht ausgeschöpft
Tatsächlich scheint das wirtschaftliche Potenzial der Emerging Markets noch längst nicht ausgeschöpft: Obwohl 87 Prozent der Weltbevölkerung in Schwellenländern, welche zusammen 81 Prozent der gesamten Landmasse bedecken und mittlerweile zwei Drittel der weltweiten Fremdwährungsreserven halten, wohnen, sind die Emerging Markets in der Wirtschafts- und Finanzwelt noch weit untervertreten und reflektieren nur ein Drittel des weltweiten Bruttoinlandprodukts. Im MSCI All Countries Index machen die Schwellenländer lediglich 13 Prozent aus.

Erstarkte Binnenwirtschaft
Nicht der Export, sondern die Inlandnachfrage und damit der steigende, lokale Konsum ist der grosse Wachstumstreiber. Doch Wachstum per se verspricht noch keine schönen Renditen. So mussten allen voran die Emerging Markets im turbulenten Jahr 2011 grosse Performanceeinbussen erleben. Die lokale Wirtschaftsdynamik stabilisiert zwar zunehmend die Aktien- und Devisenmärkte, doch verschreckte internationale Grossinvestoren können mit einem plötzlichen Kapitalabzug im grösseren Stil noch immer einen Strich durch die Anlegerrechnung machen.

Kapitalabflüsse als Einstiegschance nutzen
Solche Kapitalrückzüge stellen langfristig allerdings eine gute Gelegenheit dar, einzusteigen. Eine erfolgsversprechende Anlagestrategie ist die gezielte Selektion von Firmen mit solidem Geschäftsmodell, leistungsstarkem Management und attraktiver Bewertung. Die ersten beiden Faktoren sind gegen makroökonomische Schwankungen oder kurzfristige, politische Entwicklungen relativ immun. Negativschlagzeilen wie aktuell beispielsweise Inflationsgefahren in Brasilien können zwar den gesamten Markt in Mitleidenschaft ziehen, doch wer dahinter zu blicken versteht und nach sorgfältiger Analyse gemäss einem Bottom-up Ansatz gezielt Aktien auswählt, schafft langfristig Mehrwert.

Verbesserte Corporate Governance erhöht Aktiengewinne
Ein entscheidender Punkt für den Aktienmehrwert ist eine einwandfreie Corporate Governance. Denn verbesserte Corporate Governance Standards erhöhen durch klare Regeln und Transparenz tendenziell die operative Unternehmensleistung und somit die Aktienrenditen. Auswertungen über die vergangenen fünf Jahre in Asien ergeben eine doppelt so schnelle Aktienkursentwicklung für Firmen, die bei Corporate Governance Standards im Topquartil zu finden sind.

Gewinnwachstum ohne gleichzeitige, qualitative Verbesserungen in den Unternehmen verpufft erfahrungsgemäss oft wirkungslos. Die noch immer vorherrschende Meinung, das Universum von Schwellenländer-Firmen sei lediglich ein Sammelsurium von Tiefpreisanbietern mit vorwiegend schwachem Management ist nicht mehr zeitgemäss. Es finden sich heute unter den Emerging Market Unternehmen erstklassige Firmen mit tadelloser Corporate Governance, die jedem Vergleich auf den Weltmärkten standhalten können.

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