Europas Norden kämpft mit Gegenwind

Helge J. Pedersen, Chefökonom bei Nordea
Helge J. Pedersen, Chefökonom bei Nordea

Die zunehmenden geopolitischen Spannungen setzen in unterschiedlichem Ausmass auch den nordischen Ländern zu. Während sich die norwegische Wirtschaft überraschend positiv entwickelte, konnte Schweden die Erwartungen nicht erfüllen, erklärt Nordeas Chefökonom Helge J. Pedersen.

03.09.2014, 13:19 Uhr

Redaktion: jod

Der Weltwirtschaft bläst erneut der Wind ins Gesicht. Es ist fraglich, ob sich die Anfang des Jahres aufgekeimte globale Erholung angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen weiter fortsetzen kann. Laut jüngster Konjunkturprognose von Nordea leidet besonders Europa unter der Situation in Osteuropa. Die Konjunktur zeigt seit dem Frühling Anzeichen von Schwäche.

Dabei folgen die Länder Nordeuropas unterschiedlichen Wachstumsmustern. Seit der Nordea-Prognose für die nordischen Länder im Juni hat sich besonders die norwegische Wirtschaft überraschend positiv entwickelt, während Schweden die Erwartungen nicht erfüllen konnte. Die dänische Wirtschaft erholt sich langsam, während Finnland zwischenzeitlich auf neue Tiefs gesunken ist. Insgesamt sollte das Wachstum in der nordischen Region nach Einschätzung von Helge J. Pedersen, Chefökonom von Nordea, von 1,3 Prozent in diesem Jahr auf 2 Prozent im Jahr 2016 anziehen.

Die norwegische Wirtschaft hat sich überraschend positiv entwickelt, und auch die jüngsten Indikatoren signalisieren eine robuste Konjunktur. Der stetig steigende Konsum sollte das Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren mittragen, allerdings erwartet Nordea für 2015 infolge eines recht deutlichen Rückgangs der Ölinvestitionen unter Umständen eine Wachstumsdelle.

Die dänische Wirtschaft erholt sich derweil in unregelmässigen Schüben. Getragen wird diese Erholung zum Teil durch die Verbraucherausgaben, die mittlerweile langsam anziehen. Dieser Trend bleibt vermutlich auch in den kommenden Jahren bestehen, solange steigende Beschäftigungszahlen und Reallöhne für höhere verfügbare Haushaltseinkommen sorgen.

Die ansonsten solide schwedische Konjunktur enttäuschte, besonders weil die Exporte anders als erwartet nicht in gleichem Masse zulegen konnten wie die Inlandsnachfrage. Entsprechend wächst auch das BIP nicht deutlich schneller. Die Solidität der privaten Haushalte ist am steigenden Konsum, höheren Häuserpreisen und verstärkten Wohnungsbauaktivitäten abzulesen.

Auch in Finnland spricht aktuell nichts für eine Steigerung der Exporte. Nach einem vielversprechenden Jahresauftakt entwickelten sich die Auftragseingänge uneinheitlich. Wie in den beiden Vorjahren schrumpft das Bruttoinlandsprodukt (BIP) vermutlich auch 2014, und wegen der Sanktionen gegen Russland rechnet Nordea erst später im Jahr 2015 mit einer leichten BIP-Erholung. Ein weiterer Schock würde Finnland damit vermutlich ein viertes Jahr mit schrumpfender Wirtschaft bescheren.

Den "Economic Outlook: Headwinds" finden Sie hier.

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