Emerging-Markets-Anleihen sorgen für mehr Nachhaltigkeit
In Schwellenländern ist der Nachhaltigkeitsbedarf hoch. Investments erzielen entsprechend grosse Wirkung. (Bild: Shutterstock.com/1000 Words)
Sean Jutahkiti, Head of Asian Credit Research und Kaan Nazli, Senior Economist for Emerging Markets Debt des US-Asset Managers Neuberger Berman erläutern, welchen Stellenwert Nachhaltigkeit in den Emerging Markets hat und worauf Investoren bei der Auswahl nachhaltiger Anleihen achten sollten
29.10.2021, 12:18 Uhr
Redaktion: hf
Dieses Wochenende treffen sich Vertreter aus fast 200 Ländern in Glasgow zur 26. Weltklimakonferenz (COP26). Das zeigt auf, wie global bedeutend Nachhaltigkeitsthemen heute sind.
Dennoch werden sie bei Emerging-Market-Anlagen oft ausser Acht gelassen. Dabei ist ESG – Umwelt, Soziales, Governance – heute gerade in den Schwellenländern wichtig, selbst wenn deren ESG-Performance nicht immer perfekt ist.
Investoren und Investorinnen in Emerging-Market-Anleihen können viel zur Nachhaltigkeit beitragen. Das ist jedoch nicht immer einfach.
Schwieriger zu identifizieren
So ist die Nachhaltigkeit des öffentlichen Sektors nur ein Teilaspekt. Wer in nachhaltige Staatsanleihen investiert, muss Wirtschaft und Unternehmen eines Landes daher genau kennen und wissen, wie sich Gesetze und Vorschriften entwickeln. Für sich betrachtet, können die ESG-Ratings für den öffentlichen Sektor irreführend sein und können sogar zu schlechten Anlageergebnissen führen.
Reichere Länder haben oft stabilere Institutionen, meist herrscht hier auch weniger Ungleichheit. Das führt zu höheren ESG-Ratings. Die Weltbank schätzt, dass sich die Unterschiede zwischen den ESG-Punktzahlen von 133 Ländern (und sieben Anbietern) zu 90% mit Unterschieden des Pro-Kopf-Einkommens erklären lassen. Wenn das Geld nur den Ratings folgt, erhalten ärmere Länder nicht die nötigen Mittel, um die UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Das kann den Fortschritt bremsen.
Es ist daher ratsam, neben dem gängigen Best-in-Class-Konzept auch eine vorausschauende Perspektive einzunehmen. Ausschlüsse sind durchaus wichtig. Zurzeit entfällt ein Viertel des Marktes auf 20 staatliche Emittenten, die nach Ansicht von Neuberger Berman in einem Portfolio nachhaltiger Emerging-Market-Anleihen nichts verloren haben. Offener sollte man für Länder sein, die ärmer sind und (deshalb) womöglich niedrigere ESG-Ratings haben, jedoch klare Anzeichen für Verbesserungen aufweisen.
Immer wichtiger wird der Dialog, selbst wenn er gerade mit staatlichen Emittenten nicht immer einfach ist. Selbst wenn ein Land nur wenig Fortschritte macht, können Investments Verbesserungen bei wichtigen Themen wie CO2-Emissionen, internationale Steuertransparenz, Bekämpfung von Korruption, Geldwäsche und Terrorismus-Finanzierung hervorrufen
Anpassung an den Klimawandel und Klimaschutz sind überall wichtig. Aber in den Emerging-Market-Ländern sind auch soziale Ziele besonders wichtig, vorab eine höhere Lebenserwartung und eine bessere Bildung. Solange sich da nichts ändert, bleiben viele andere der Nachhaltigkeitsziele unerreicht.
Auch bei Unternehmensanleihen die Zukunft im Blick behalten
Ähnlich sieht es bei Unternehmensanleihen aus. Vor allem High-Yield-Emittenten, die in der Regel weniger auf nachhaltigkeitsbezogene Veränderungen vorbereitet und diesen oft stärker ausgesetzt sind, gibt es Anzeichen, dass der Markt die höhere Qualität von Emittenten mit hoher ESG-Bewertung anerkennt.
In den letzten fünf Jahren waren Ertrag und Volatilität des JPMorgan ESG Asia Credit High Yield Index (JESG JACI HY) und des klassischen JACI HY beispielsweise recht ähnlich. In den letzten zwölf Monaten, als die Zeiten für die Assetklasse noch schwieriger waren, lag die ESG-Variante des Index vorn und war weniger volatil. Der Vorsprung könnte sogar noch grösser werden.
Emerging-Market-Regionen wie Asien haben punkto Nachhaltigkeit zwar Nachholbedarf, aber gerade da sind Investitionen wichtig. Regierungen, Unternehmen und Verbraucher machen in diesen Ländern oft die schnellsten Fortschritte.
Hinzu kommt, dass Aufsichtsbehörden besonders in Asien die Anforderungen ans Nachhaltigkeits-Reporting erhöht haben. An der Spitze steht Hongkong mit einer Reihe von Massnahmen. Ein weiteres Beispiel ist das Securities and Exchange Board of India (SEBI). Mit den neuen BRSR-Richtlinien (Business Responsibility and Sustainability Reporting) hat das Board strengere Regeln erlassen. Zusammen mit den koordinierten Vorgaben UN-Initiative nachhaltiger Börsen (Sustainable Stock Exchanges Initiative SEE) dürften auch solche Massnahmen den Blick auf die Nachhaltigkeitsperformance von Ländern, Sektoren und Unternehmen lenken, so dass der Wettbewerb Fortschritte erzwingt.
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