Die US-Fed hat es geschafft, die Märkte zu überraschen. Aber das Zinsgeschenk habe seinen Preis, kommentieren DWS-Experten.
22.03.2019, 09:47 Uhr
Redaktion: sif
Diesmal hat Europa den Weg gewiesen. Der Zinsentscheid der Federal Reserve (Fed) am Mittwoch wies gemäss DWS-Experten viele Parallelen zur Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) vom 7. März auf: die Zentralbank überbot die bereits vorsichtigen Markterwartungen; die Zins- und Währungsmärkte feierten die Entscheidung erwartungsgemäss; und die Aktienmärkte begrüssten die Entscheidung zunächst, bevor sie angesichts der angeführten Gründe für die "dovische" Zinspolitik doch kalte Füsse bekamen. Fast deckungsgleich wie der Stoxx 600 Europe ging es mit dem S&P 500 zunächst nach oben, bevor nach rund einer Stunde wieder der Rückwärtsgang eingelegt wurde. Dabei zog insbesondere der Finanzsektor den Gesamtmarkt nach unten.
Die wichtigsten Signale der Fed aus Sicht der DWS sind die folgenden:
Erstens wurde die Medianprognose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,2 Prozentpunkte für 2019 und um 0,1 Prozentpunkte für 2020 nach unten korrigiert, auf jetzt 2,1 und 1,9 Prozent.
Zweitens wurden die Inflationserwartungen für 2019 um 0,1 und für 2020 um 0,2 Prozentpunkte reduziert, auf jetzt jeweils 1,8 und 1,9 Prozent. Zusammen mit der Bemerkung von Fed-Vorstand Jerome Powell, dass "das Wachstum sich stärker als erwartet abschwächt", mündet das in die gesenkten Zinsprojektionen ("dots") der FOMC-Mitglieder (Federal Open Market Committee): Statt wie bisher mit zwei, wird nunmehr dieses Jahr im Schnitt mit keinem Zinsschritt mehr, und 2020 nur mit einem Schritt gerechnet. Damit hat sich der Höhepunkt des Zinserhöhungspfads binnen drei Monaten um 0,5 Prozentpunkte auf den Korridor von jetzt 2,5 bis 2,75 Prozent reduziert.
Ein weiterer wichtiger Punkt sei die geplante Rückführung der Fed-Bilanz. Diese soll ab Mai von 30 auf 15 Milliarden Dollar monatlich reduziert werden und nur noch bis September weiterlaufen. Dass die Fed für die kommenden Monate im Beobachtungsstatus verharrt, ihre weiteren Entscheidungen "datenabhängig" fällen möchte und den aktuellen Leitzins bei 2,25 bis 2,5 Prozent belassen hat, würde da eher zur Randnotiz geraten.
Keine Änderungen des eingeschlagenen Kurses in Sicht
Insgesamt dürfte sich die Fed-Politik damit, abgesehen von einem übergrossen Schock, für die nächsten Quartale nicht ändern, so die DWS-Experten. Die Hürde für eine Zinserhöhung sei ebenso hoch, wie die für eine Zinssenkung. Für eine weitere Zinserhöhung müsste es klare Hinweise geben, dass die Wirtschaft wieder über Trend wachsen kann, mit entsprechenden Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Inflationserwartungen. Aber um die Zinsen zu senken, müssten sich die Konjunkturaussichten deutlich verschlechtern, und damit deutlich unter der Kernprognose der DWS – oder jener der Fed – liegen.
In der Vergangenheit begannen Zinssenkungszyklen immer dann, wenn die Arbeitslosenquote über der langfristigen Gleichgewichts-Arbeitslosenquote NAIRU (Inflationsstabile Arbeitslosenquote) lagen (Fondstrends berichtete). Davon seien wir weit entfernt, so die Experten. Sie sind nach wie vor der Meinung, dass sich die Wirtschaft im Laufe des Jahres wieder erholen wird und damit eine Zinserhöhung wahrscheinlicher als eine Zinssenkung bleibt, auch wenn sie damit nicht in naher Zukunft rechnen. Die neuen Rahmendaten für die Bilanzverkürzung würden die Experten wiederum nicht überinterpretieren. Obwohl dieser Plan eine etwas langsamere Bilanzverkürzung impliziere als erwartet, sei dies ihres Erachtens kein geldpolitisches Signal. Es handle sich um eine technische Entscheidung im Zusammenhang mit der Steuerung der Zentralbankreserven der Geschäftsbanken. Die DWS ist überzeugt: Die Bilanz ist aktuell kein aktives Instrument der Geldpolitik.
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