21.11.2024, 09:08 Uhr
Die Zurich Insurance Group hat sich für die kommenden drei Jahre neue, ambitiösere Ziele gesetzt. Der weltweit tätige Versicherungskonzern will profitabel weiterwachsen und an die Aktionärinnen und Aktionäre auch...
Der Technologiesektor wird vermutlich der grösste Nutzniesser der Covid-19-Krise sein, meint Nadège Dufossé von Candriam. Auch seien massive Investitionen in den Gesundheitssektor wahrscheinlich. Sie erwartet zudem, dass sich der positive Trend bei erneuerbaren Energien und nachhaltigen Produkten nach der Krise fortsetzen wird.
Die Covid-19-Krise hat die Weltmärkte weiter fest im Griff. Zwar gibt es vielerorten erste Anzeichen für eine Verbesserung, der Wachstumsschock wird aber beträchtlich ausfallen. Im Euroraum und in den USA könnte die Wirtschaftsleistung etwa um 5 bis 10% sinken, auch die Schweiz macht in der allgemeinen Stimmungslage keine Ausnahme. Im April 2020 lag der Konsumentenstimmungsindex in der Schweiz saison- und kalenderbereinigt bei -40 Punkten und damit im pessimistischen Bereich. Ebenso bei der Arbeitslosenquote zeigt sich: Im März 2020 lag sie bei 2,9%, ist so gegenüber Februar trotz Kurzarbeit um 0,4 Prozentpunkte gestiegen und befindet sich um 0,5% über dem Niveau des Vorjahresmonats. Damit zeigen sich bereits die ersten Auswirkungen der derzeitigen Corona-Krise auch auf dem Schweizer Arbeitsmarkt. Nadège Dufossé, Head of Asset Allocation bei Candriam, erläutert, wo die Zukunftschancen für Wirtschaft und Gesellschaft liegen.
Die SARS-Epidemie im Jahr 2003 war ein bedeutender Impuls für die wachsende Beliebtheit des Online-Shoppings und den Aufstieg des E-Commerce-Giganten Alibaba in China. "Das Coronavirus könnte noch dramatischere Veränderungen bewirken. Die neuen und fast überall anzutreffenden Erfahrungen von Angestellten mit der Telearbeit dürften die Einführung und Nutzung von Home Office, E-Learning oder Telemedizin definitiv beschleunigen. Virtuelle Realität – einschliesslich Video – dürfte im Vergleich zur Nutzung vor der Covid-Krise dauerhaft an Bedeutung gewinnen – auf Kosten einiger physischer Reisen und Versammlungen. Diese Entwicklungen führen einerseits zu wachsenden Märkten für Breitbandverbindungen, Halbleiter, Vernetzung, Software und soziale Medien. Andererseits aber auch zu einer Zunahme der Cyber-Kriminalität", erklärt Dufossé.
Diese Technologien seien neue Schritte in der Entwicklung der Arbeits- und Lebensweise. Die aktuelle Gesundheitskrise werde zudem nicht die letzte sein. Die Zunahme neuer Krankheiten sei eines der Risiken der globalen Erwärmung. Standortbestimmungen und Smartphone-Tracking halfen den Behörden in Südkorea, Taiwan und Singapur, eine umfassende Abriegelung zu vermeiden. "In einigen Gesellschaften wirft dies Fragen auf. Big Data, Künstliche Intelligenz und Geolokalisierung sind zwar nützlich, um die Störung der Wirtschaft zu verringern, während die Epidemie unter Kontrolle gebracht wird. Aber stellen diese 'Big Brother'-Methoden nicht eine Gefahr für den Schutz der Privatsphäre dar", hinterfragt Dufossé.
Da Home Office, E-Learning-Angebote, Telemedizin und Virtual Reality nach der Covid-19-Krise mehr denn je zum Alltag gehören werden, dürften laut Candriam Unternehmen wie Microsoft, NVIDIA oder Qualcomm vermutlich zu den grössten Nutzniessern gehören.
Die Covid-Krise sei ein "Gesundheitskrieg" oder wurde zumindest von einigen politisch Verantwortlichen dazu erklärt. Wenn medizinische Fachkräfte das neue Militär und Medikamente oder Impfstoffe die neuen Waffen seien, dürfte die Gesellschaft grössere Gesundheitsetats fordern. Daher sei mit höheren Ausgaben für das Gesundheitswesen zu rechnen, so die Expertin. Bis zum November müssten ausgabenfeindliche Kandidaten der Präsidentschaftswahlen in den USA möglicherweise zwischen höheren Gesundheitsausgaben und einer Wahlniederlage wählen. Biotechnologie- und Medizintechnikunternehmen, aber auch grössere und diversifiziertere Pharmakonzerne würden davon profitieren. Namentlich gehören Unternehmen wie Carl Zeiss, Siemens Healthineers oder Regeneron laut Candriam mutmasslich zu den Gewinnern im Gesundheitssektur.
Wissenschaftler bezeichnen nach Meinung von Nadège Dufossé Ausgaben für Umwelt, Nachhaltigkeit und das Gemeinwohl als Aufgaben für eine starke Wirtschaft – auf die Gefahr hin, den gefährlichsten Satz für die Kapitalanlage zu äussern: "Diesmal ist es wirklich anders", man habe einen blauen Himmel in China, sauberes Wasser in Venedig und einen Tag ohne Smog in Los Angeles gesehen.
Wie Dufossé weiter ausführt, ergaben 15 Jahre firmeninternes Research bei Candriam starke Gründe für Anlagen in Unternehmen mit hohen ESG-Ratings (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). In der Regel handele es sich dabei um Unternehmen, die dem Anlagestil "Growth" (hochwertiges Wachstum) zugeordnet werden können. Unternehmen mit guten Wertungen bei ESG-Kriterien hätten zumeist auch eine geringere Verschuldung – ein wichtiger positiver Aspekt in der aktuellen Finanzkrise.
Europa hat bei der Durchsetzung von Umweltschutzbestimmungen einen kleinen Vorsprung. Hier lassen sich laut Dufossé drei Felder hervorheben: Energieeffizienz, Ressourcen und Abfall sowie erneuerbare Energien. Das Aufwärtspotenzial werde von mehreren Faktoren angetrieben. Unternehmen, die Firmen und Privathaushalten dabei helfen, weniger Energie zu verbrauchen, helfen diesen Kunden auch, Geld zu sparen. Darüber hinaus trägt Energieeffizienz dazu bei, die Abhängigkeit der Europäischen Union von Öl- und Gasimporten zu reduzieren. Ressourceneffizienz-Technologien, die derzeit rentabel sind, wurden zunächst mit Subventionen gefördert, bis sie einen steilen Aufschwung verzeichneten, nachdem die Branche eine kritische Grösse erreicht hatte. Erneuerbare Energien profitierten bereits jetzt vom Vertrauen derer, die frühzeitig auf sie gesetzt hätten, und ihre Wirtschaftlichkeit verbessere sich ständig weiter, betont Nadège Dufossé.
Vom positiven Trend bei erneuerbaren Energien und nachhaltigen Produkten können Unternehmen wie zum Beispiel Rational oder Schneider Electric profitieren.