China: Aktives Engagement ist der Schlüssel für Alpha
Neue Richtlinien, die die Qualität der Offenlegung von ESG-Informationen zu verbessern sollen, werden in China erarbeitet. (Bild: Shutterstock/Kampan)
Die Offenlegung von ESG-Informationen der chinesischen Unternehmen ist häufig unzureichend – gerade was die sozialen Aspekte betrifft. Das muss aber nicht heissen, dass keine soliden Prozesse und Massnahmen vorhanden sind, meint David Smith von Aberdeen Standard Investments. Der Experte sieht Chancen bei unterschätzten Unternehmen.
13.09.2021, 14:55 Uhr
Redaktion: maw
Unternehmen erkennen zunehmend den Wert, den ein Engagement in ESG-Faktoren haben kann. Das Bewusstsein dafür müsse aber auf Managementebene beginnen. "Anlegerinnen und Anleger setzen auf diesen Wandel. Unternehmen sind zunehmend bereit, mehr Informationen offenzulegen, ihre Geschäftsmodelle anzupassen und eine stärker marktorientierte Denkweise anzunehmen. Zum Teil vollzieht sich dies gerade in China und das ist äusserst vielversprechend», sagt David Smith, Senior Investment Director – Asian Equities von Aberdeen Standard Investments.
Für den Investmentexperten ist der Schlüssel zur Steigerung der Anlagerenditen in China als Aktionär wirklich aktiv zu sein: "Aktiv bedeutet, mit Unternehmen in einen Dialog zu treten, an denen eine Beteiligung erworben wurde, und konstruktiv Fragen zur Unternehmensführung zu stellen, um Verbesserungen voranzutreiben", so der Experte.
Offenlegungspraktiken verbessern
Ein Bereich, in dem sich chinesische Unternehmen durchweg verbessern müssen, betreffe die Offenlegung im Zusammenhang mit ESG-Aspekten. "In diesem Jahr erarbeitet Chinas Wertpapieraufsichtsbehörde neue Richtlinien, um die Qualität der Offenlegung unter börsennotierten Unternehmen zu verbessern und die Interessen der Anleger zu schützen», erklärt Smith. Viele chinesische Unternehmen skizzierten nun ihre Überlegungen zur Nachhaltigkeit, ihre Bestrebungen, ihren CO2-Fussabdruck zu reduzieren, und die Rahmenbedingungen, die sie zur Vermeidung von ESG-Risiken einsetzen.
Im Gegensatz dazu seien staatliche Richtlinien zu sozialen Faktoren wie dem Umgang von Unternehmen mit Mitarbeitern, Lieferanten und der Gesellschaft im weiteren Sinne weniger gut entwickelt und hier sei daher mehr Engagement gefordert. "Das Wohlergehen der Beschäftigten zu fördern und faire Arbeitsbedingungen zu gewährleisten, kann die Belegschaft engagierter, stabiler und produktiver machen und wirkt sich langfristig wertsteigernd aus", ist Smith überzeugt. Wertsteigernd würden sich zudem Programme zur Förderung von Talenten, die Einhaltung von Gesundheits- und Sicherheitsrichtlinien sowie die Ausarbeitung eines Verhaltenskodex für Zulieferer auswirken – Aspekte, die durch ein aktives Engagement von Aktionären gefördert werden können.
Die unzureichende Offenlegung von Informationen führe zu Marktineffizienzen, was Anlegern vielfach Chancen für die Generierung von Alpha eröffne. Als Beispiel nennt der Experte eine der führenden chinesischen Privatbanken, die ein niedriges ESG-Rating von MSCI erhalten hat. "Wir führen dies auf die unzureichende Offenlegung des Unternehmens bzw. noch stärker auf das Fehlen einschlägiger Prozesse zurück", sagt Smith. Dabei ergaben Nachforschungen, dass solide Prozesse vorhanden seien.
"Die Bank berücksichtigt bei ihren Kreditentscheidungen durchaus ESG-Faktoren. Zudem hat sie Richtlinien verabschiedet, um Kredite an Sektoren mit strukturellem Gegenwind wie den Kohlesektor zu regulieren", analysiert Smith. Die Bank verfüge auch über eine solide Digitalstrategie und investiere in künstliche Intelligenz, Gesichtserkennung und Blockchain-Technologie, um das Risikomanagement zu verbessern. Darüber hinaus betreibe sie eine hauseigene Universität für die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern sowie Entwicklungsprogramme zur Förderung von Talenten. "Verbesserte Offenlegungspraktiken könnten zu einem verbesserten ESG-Rating führen, was die Bank für Anleger attraktiver machen würde und den Aktienkurs steigen liesse", so Smith.
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