«Der Zinserhöhungszyklus der Fed ist beendet, gegen Mitte des nächsten Jahres dürfte es zu ersten Zinssenkungen kommen», schreibt Thomas Heller, CIO bei Belvédère Asset Management. (Bild pd)
Die Ursache für den Zinsanstieg der letzten Wochen und Monate ist nicht eindeutig. Kann uns Künstliche Intelligenz bei der Aufklärung allenfalls weiterhelfen? Thomas Heller, CIO bei Belvédère Asset Management hat dazu ChatGPT gefragt. Und eine für Analysten beruhigende Antwort erhalten.
01.11.2023, 09:50 Uhr
Redaktion: sw
Der Zinspfad in den USA für 2023 schien vorgezeichnet. Die US-Notenbank (Fed) würde ihren Zinserhöhungszyklus im Verlauf des Jahres beenden und am langen Ende würden die Renditen kaum substanziell und nachhaltig über die Höchststände von 2022 steigen. Während Ersteres so eingetreten ist, stimmte das mit den langen Zinsen nur bis im Sommer.
Ende Oktober rentierten zehnjährige US-Staatsanleihen erstmals seit 2007 wieder über 5 Prozent. Die Ursache für den Anstieg ist nicht eindeutig. Kann hier Künstliche Intelligenz helfen? Macht sie Finanzanalysten gar entbehrlich?
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Thomas Heller fragte dazu ChatGPT: Welches waren die entscheidenden Faktoren, die zum jüngsten Zinsanstieg beigetragen haben?
Einleitend meint ChatGPT: Um die entscheidenden Faktoren für den Anstieg der Zinsen [. . .] zu bestimmen, wäre eine detaillierte Analyse der aktuellen Marktsituation [. . .] erforderlich. "Genau deswegen hatte ichChatGPT eigentlich gefragt," meint Thomas Heller. Dies waren die fünf von ChatGPT genannten Gründe – und was er davon hält:
1. Aussicht auf eine straffere Geldpolitik der Fed
Es gab eine kurze Phase, während der eine weitere Zinserhöhung möglich schien. Die war aber rasch vorbei. Das Argument gilt für Heller nur bedingt, wenn überhaupt.
2. Steigende Inflationserwartungen
Die sind tatsächlich etwas gestiegen, rechtfertigen aber für Heller nicht das Ausmass des beobachteten Zinsanstiegs.
3. Haushaltsdefizit/Fiskalpolitik
Zwar ist die Defizit-/Schuldensituation in den USA nicht neu, aber die Diskussion darüber hat zuletzt wieder zugenommen. Das höhere Angebot an US-Staatsanleihen drückt die Kurse nach unten und im Gegenzug die Renditen nach oben.
4. Steigende Rohstoffpreise
Die damit verbundenen Inflationssorgen haben den Zinsanstieg begünstigt. Die für die Notenbanken relevantere Kerninflation, welche die Energie- und Nahrungsmittelpreise ausklammert, wird davon allerdings nicht direkt tangiert und ist somit für Heller kein nachhaltiger Zinstreiber.
5. Internationale Entwicklungen
Für Thomas Heller ein sehr vages Argument. In Bezug zur aktuellen Entwicklung im Nahen Osten hätte dies eher zu einer Flucht in sichere Anlagen – wie eben US-Staatsanleihen – führen sollen. So wie das jüngst beim Gold zu beobachten war. Ein Argument für steigende Zinsen sei das nicht.
Die Einschätzung bleibt
Der Zinsanstieg ergab sich aus dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Der Erkenntnisgewinn durch ChatGPT ist überschaubar und unsere Markteinschätzung hat sich dadurch nicht verändert, meint Heller. "Der Zinserhöhungszyklus der Fed ist beendet, gegen Mitte des nächsten Jahres dürfte es zu ersten Zinssenkungen kommen. Am langen Ende werden die Zinsen auf diesem erhöhten Niveau kaum weiter steigen, sondern angesichts der nachlassenden Wachstumsdynamik und der rückläufigen Inflation eher etwas nachgeben".
Abschliessend meint ChatGPT: «Um genauere Informationen über die aktuellen Marktentwicklungen zu erhalten, wäre es ratsam, auf [. . .] Analysen von Finanzexperten zuzugreifen.» Noch scheint die Rolle des Finanzanalysten also nicht obsolet geworden zu sein.
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