Anlegerinnen und Anleger werden besonders bei Obligationen für die Risiken belohnt, die sie eingehen, meint Pictet Asset Management. (Bild: Shutterstock.com/FGC)
Die Anleihemärkte sind heute für Anleger deutlich attraktiver, als sie es in den letzten Jahren oder sogar Jahrzehnten waren, sagt Raymond Sagayam, CIO Fixed Income von Pictet Asset Management. Die inverse Zinskurve spricht vor allem für kurzlaufende Papiere. Geopolitische und makroökonomische Turbulenzen dürfen trotzdem nicht ausgeschlossen werden.
11.11.2022, 14:36 Uhr
Redaktion: hf
Die Marktbereinigung hat die Renditen im gesamten Anleihenuniversum auf Niveaus steigen lassen, bei denen Anlegerinnen und Anleger erhebliche Sicherheitsmargen haben, hält der Fixed-Income-Anlegechef von Pictet Asset Management fest. Selbst bei hartnäckiger Inflation und weiteren Zinsanstiegen könnten Investoren immer noch positive Erträge erwirtschaften.
Allerdings warnt Raymond Sagayam, nicht überstürzt vorzugehen, denn die geopolitische und makroökonomische Situation ist noch immer angespannt. Auch wenn sich der Preisauftrieb zu mässigen scheine, werde er nicht so schnell zurückgehen, wie es die Zentralbanker letztes Jahr erwartet haben. "Deshalb ist es auch noch zu früh, die Inflation als besiegt anzusehen. Die Gefahr besteht, dass die Zentralbanken die Zinsen länger höher halten", meint er.
Gelegenheit für selektive Käufe
Anlegerinnen und Anleger sollten sich eine Rückkehr an den attraktiver gewordenen Fixed Income-Markt ernsthaft überlegen, bei Engagements aber selektiv vorgehen.
Vorerst scheinen kurzlaufende Anleihen "angesichts der inversen Renditekurve und der sehr attraktiven Breakeven-Renditen fast über das gesamte Spektrum hinweg" reizvoll, betont er. Weil die Zentralbanken der Industrieländer – möglicherweise 2023 – das Ende ihres Straffungszyklus erreichen, kämen länger laufende Staatsanleihen später in Frage, und zwar unabhängig davon, ob sich die Zinsen nun seitwärts entwickeln oder schnell wieder sinken.
Taktisch Schwellenländeranleihen bevorzugen
Aus taktischer Sicht schon heute interessant erscheinen für Sagayam Schwellenländeranleihen Die Volkswirtschaften der Schwellenländer sind der Inflationskurve weiter voraus, sodass ihre Realzinsen deutlich über denen der Zentralbanken der Industrieländer liegen. Überdies seien Schwellenländerwährungen stark unterbewertet, besondere zum Dollar.
Unternehmensanleihen dürften hinter den anderen Märkten zurückbleiben. Auf kurze Sicht werden die Unternehmen unter Druck geraten, denn steigende Zinsen, Inflation und eine rückläufige Nachfrage werden ihre Gewinne und Margen belasten – ganz abgesehen von der grossen Zahl an Anleihen, die in den kommenden Jahren refinanziert werden müssen.
Renditedifferenzen nehmen zu
Die Spreads weiten sich in Vorwegnahme steigender Ausfallquoten bereits aus – wobei Erstere (die Spreads) "ihren Höchstwert deutlich früher erreichen werden als Letztere wie schon in der Weltfinanzkrise", ergänzt der Stratege.
"Es ist noch früh, aber Anleihemärkte sind für Anleger so attraktiv wie seit Jahren und in manchen Fällen seit Jahrzehnten nicht mehr", beteuert Sagayam: "Volatilität und das Risiko der Ausbreitung einer Stagflation sind vor dem Hintergrund der angespannten geopolitischen Lage nach wie vor eine Gefahr für alle risikobehafteten Anlagen. Doch jetzt werden Anleger für die von ihnen eingegangenen Risiken belohnt – insbesondere an den Anleihemärkten."
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