Aktiven Anlegern ist es möglich, Gutes von Schlechtem zu trennen
Mit einer aktiven Strategie kann beispielsweise in Wasser investiert werden, was Dynamik ins Portfolio bringt. (Bild: Shutterstock.com)
Passiv investieren ist günstig und transparent, lautet die Devise. Der unabhängige Vermögensverwalter Tareno ist allerdings der Meinung, dass eine aktive Strategie enorme Vorteile gegenüber der passiven Variante bringt. Dadurch könnten sich Anleger schnell an veränderte Bedingungen anpassen und den Fokus auf solide, qualitativ hochwertige Unternehmen legen.
06.05.2020, 09:02 Uhr
Redaktion: lek
Die Argumente für passive Investitionen scheinen auf den ersten Blick überzeugend: niedrige Gebühren, Transparenz und Steuereffizienz. "Die Tatsache, dass passive Geldanlagestrategien in den letzten Jahren ihre aktiven Gegenspieler übertroffen haben, macht ihre Attraktivität noch grösser. In der Finanzlandschaft argumentieren heute sogar viele, dass ETFs die beste und einzige Option für Investoren sei", sagt Sybille Wyss, Chief Investment Officer (CIO) und stv. CEO bei Tareno. Die Historie deute bei näherem Betrachten jedoch darauf hin, dass diese Art von Enthusiasmus eher vorprogrammierten Ärger signalisiere. "Der Kapitalmarkt und das Investment Sentiment wurden schon immer zyklisch angetrieben; es gibt für sie wenig Grund zu glauben, dass es diesmal anders sein wird.
Passive Investitionen bringen zahlreiche Risiken
Die zyklische Beliebtheit passiver Geldanlagen ist nicht der einzige Grund zur Vorsicht. Wyss erklärt: "Die meisten Experten erkennen beispielsweise, dass die Aktienmärkte zu den Hauptprofiteuren einer Politik gehören, die ungewöhnlich niedrige Zinssätze und Volatilität gefördert hat. In einem Umfeld, in dem die steigende Flut der monetären Möglichkeiten alle Boote anhebt, kann eine indexbasierte Strategie sinnvoll sein. Die wirtschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen ändern sich jedoch." Sollten die Bedingungen der Zentralbanken wieder auf das Niveau der Vergangenheit zurückkehren, könnte es für Indexanleger schwierig werden.
Aber selbst wenn das wirtschaftliche und finanzielle Umfeld in dieser so genannten neuen Normalität stehen bleibt, ist der passive Ansatz laut der Expertin nicht fehlerfrei. "Es ist unmöglich, dass solche Strategien eine Outperformance erzielen oder auch nur mit den relevanten Benchmarks mithalten können, ausser deren Manager arbeiten kostenlos. Hinzu kommt, dass sie ihre Investoren bewusst oder unbewusst zahlreichen Risiken aussetzen. Die fundamentalen Faktoren, die sich auf den Aktienwert und schliesslich die Performance der betroffenen Unternehmen auswirken, werden weitgehend ignoriert", meint Wyss. "Bei einem Kurssturz ist der passive Anleger gezwungen, die Korrektur mitzugehen, obwohl dieser möglicherweise wenig mit den langfristigen Aussichten der Unternehmensperformance zusammenhängt." Mit einem passiven Ansatz sei es für Investoren schwierig festzustellen, ob die Strategie wirklich mit ihren langfristigen finanziellen Zielen und persönlichen Präferenzen übereinstimme. Bei diesem Ansatz gehe es mehr um Durchschnittswerte als um Individuen, Unternehmen, Branchen und Themen.
Aktive Strategien sind per Definition nicht einfach ein Spiegelbild dessen, was die Massen tun. Richtig geführt, operieren sie mit einem klaren, strukturierten Rahmen im Hinterkopf, wie die Tareno-CIO es nennt. Dies beziehe sich auf die Elemente, die ein gut geführtes Unternehmen definieren, wie Bewertungen, Zeithorizonte und das operative Umfeld sowie die Bedürfnisse und Anforderungen der Investoren. "Eine massgeschneiderte Strategie bietet noch weitere Vorteile. Anders als bei einem passiven Ansatz ist es aktiven Anlegern möglich, Gutes von Schlechtem zu trennen. Ein erfahrener und sachkundiger Portfoliomanager konzentriert sich auf qualitativ hochwertige Unternehmen mit soliden Aussichten und fokussierten Strategien und vermeidet solche, deren Perspektiven unattraktiv oder überbewertet sind", sagt Wyss. Zudem ergänzt sie, dass sich die Vorteile aktiver Geldanlagen nicht nur auf die Aspekte der traditionellen Analyse beziehen, sondern auch ESG (Environment, Social, Governance)-Kriterien umfassen. Ausschliesslich aktive Manager hätten die Möglichkeit, solche Kriterien im Anlageentscheidungsprozess entsprechend zu gewichten.
Profitieren von Big Data und genauen Analysen
Durch aktives Management können Anleger ausserdem von Entwicklungen profitieren, die nicht offensichtlich durch Gewinnmeldungen, Schlagzeilen und verschiedene Zufallsgeräusche in die Höhe getrieben werden. Wyss erläutert: "Nehmen Sie das Thema Wasser als Beispiel. Während viele Investoren zweifelsohne deren Bedeutung verstehen, ist es für diejenigen, die die Entwicklungen nicht aktiv verfolgen, schwierig die klaren Gewinner und Verlierer in diesem Raum zu identifizieren. Beim Tareno Global Water Solutions Fund verbringt das Investmentteam beispielsweise viel Zeit damit herauszufinden, welche Unternehmen am besten geeignet sind, um von den Megatrends Demografie, Klimawandel, Urbanisierung und Technologiefortschritt zu profitieren."
Aktives Management biete den Anlegern im Gegensatz zum passiven Management die Möglichkeit, sich an veränderte Marktbedingungen und neue Entwicklungen anzupassen und darauf zu reagieren sowie das richtige Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag zu finden. Es erlaube dem Fondsmanager zudem, Methoden und Technologien, einschliesslich Big Data und künstliche Intelligenz, zur Optimierung von Anlageentscheidungen zu nutzen.
"Während die Befürworter der Passivität die niedrigen Gebühren hervorheben, neigen sie teilweise voreilig dazu, wichtige Qualitätsaspekte zu vernachlässigen. Dazu zählt beispielsweise die Möglichkeit in defensive, qualitativ hochwertige aktive Aktien zu investieren, die eine über dem Markt liegende Rendite versprechen", betont Wyss.
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