22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in den USA gibt Anlass zur Sorge, jedoch zeigen die Länder der Eurozone und Osteuropas robustere Daten. Trotz zunehmender Unsicherheiten sprechen die weiterhin hohe Liquidität und die attraktiven Bewertungen nach wie vor für Aktien-Investments. Europäische Aktien sind im Vergleich zu US-amerikanischen Titeln attraktiver und profitieren von zahlreichen M&A-Transaktionen.
Vor nur wenigen Wochen kommentierte der ehemalige Vorsitzende der US-Notenbank Alan Greenspan die deutliche Marktkorrektur mit einem Verweis darauf, dass das US-amerikanische Wirtschafts- wachstum nun ein fortgeschrittenes Alter erreicht habe, was die Wahrscheinlichkeit einer Rezession erhöhe. Vor wenigen Tagen mokierte sich sein Nachfolger Ben Bernanke vor dem Kongress über die Worte seines illustren Vorgängers, indem er erklärte, dass das Alter dem Wachstum doch ziemlich selten zum Verhängnis würde.
Abgesehen vom Unterhaltungswert dieses Wortgefechts ist es vielmehr die Wirtschaftspolitik, genauer gesagt die Geldpolitik, die ein Überhitzen der Wirtschaft zu verhindern vermag. So haben alle Zentral- banken die Leitzinsen angehoben, um eine Überhitzung der Konjunktur zu vermeiden und letztlich eine möglichst weiche Landung zu erreichen. Es liegt auf der Hand, dass es sich hierbei immer um ein gewagtes Unterfangen handelt. Das Ungleichgewicht im Zusammenhang mit der Ausweitung der Wirtschaftsaktivität kann nämlich böse Überraschungen bereithalten und die Wirtschaft in eine schwer steuerbare Talfahrt schicken. So beispielsweise die Angst, die in den USA durch die Zunahme qualitativ minderwertiger Subprime-Hypotheken geschürt wird. Selbst wenn diese Krise unter Kontrolle zu sein scheint: Die Sorgen um die US-Wirtschaft bleiben bestehen.
Darüber hinaus war auch eine Zuspitzung der Spannungen mit dem Iran zu beobachten, die einen deutlichen Anstieg des Ölpreises zur Folge hatte. Die Unwägbarkeiten verschärfen sich weiter und in den kommenden Monaten wird ein weiterhin von Unsicherheiten geprägtes Marktklima dominieren.
Ende des wirtschaftlichen Gleichlaufs?
Trotz der Anzeichen einer schwächenden US-Wirtschaft gewinnt man zunehmend den Eindruck, dass sich einige Länder diesem zu entziehen vermögen. So strotzt etwa die Eurozone, allen voran Deutschland, weiterhin vor Kraft, wie der IFO-Indikator verdeutlicht. Die Exporte sind das Zugpferd des Wachstums. Zudem scheinen die negativen Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung um 3 Prozentpunkte von geringerer Tragweite als befürchtet. Die sich kontinuierlich verbessernde Arbeitsmarktlage spielt in diesem Kontext sicherlich eine bedeutende Rolle. Dennoch und dies gilt für die gesamte Eurozone sind das nachlassende Wachstum der US-Wirtschaft, die Auswirkungen der Steuerpolitik, der starke Euro sowie die Anhebung der Leitzinsen weitere Faktoren, die für das Jahr 2007 eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums wahrscheinlich machen. Generell sollte das Wachstum jedoch weiterhin oberhalb der 2%-Marke liegen.
In Osteuropa boomt die Konjunktur: So verzeichnen etwa Polen, die Slowakei, Rumänien und Bulgarien ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum um etwa 7 %. Asien zählt ebenfalls mit zu den Spitzenreitern. Die chinesische Wirtschaft ist trotz der restriktiven Massnahmen der chinesischen Regierung von anhaltender Wachstumsdynamik gekennzeichnet. Das Wirtschaftswachstum in Asien ist sicherlich mitverantwortlich für die gute Entwicklung des Welthandels, was sich in dem signifikanten Anstieg des Baltic Dry Index (BDI) widerspiegelt, der nunmehr seinen höchsten Stand seit 2004 erreicht hat. Trotz dieser eher günstigen Faktoren, die im Einklang mit den Wirtschaftsprognosen der AXA IM stehen, muss man selbstverständlich die Signale aus den USA genau analysieren. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession wird vom Research Team der AXA IM als verhältnismäßig gering eingestuft.
Zentralbanken weiter wachsam
Die Zentralbanken bleiben angesichts der bestehenden Inflationsrisiken weiterhin besorgt. Derzeit verfolgen die meisten Zentralbanken unverändert eine restriktive Geldpolitik. Angesichts einer US-Arbeitslosenquote von 4,5 % im Februar und einer hohen Kapazitätsauslastung in der Industrie wäre es verfrüht, die Zügel zu lockern. Dennoch geht die US-Notenbank davon aus, dass die derzeit zu beobachtende Verlangsamung der Wirtschaftsaktivität zu einer Abmilderung der inflationären Spannungen beitragen wird. Eine Entwicklung, die darüber hinaus durch einen moderateren Ölpreis begünstigt werden dürfte. AXA IM erwartet unverändert einen Preisanstieg um 1 % zur Jahresmitte hin.
Dennoch ist klar, dass der kürzliche Anstieg der Rohölpreise und die noch anhaltende Verteuerung der Lohn- und Lohnnebenkosten diese Prognose kippen könnten. Allerdings dürfte die Annahme einer rückläufigen Inflation und eines weiterhin schwachen Wachstums der US-Notenbank eine Senkung der Leitzinsen zur Jahresmitte 2007 hin erlauben. Es ist damit zu rechnen, dass sich die Bank of England Ende 2007 anschließen wird, obgleich kurzfristig die Gefahr einer weiteren Erhöhung durchaus gegeben ist. Die EZB scheint vor dem Hintergrund der soliden Wirtschaft und der in Anbetracht der hohen Liquidität bestehenden Risiken fest entschlossen, die Leitzinsen auf 4 % anzuheben. Für die japanische Geldpolitik rechnet AXA IM weiterhin lediglich mit graduellen Anpassungen und erwartet in diesem Jahr nur eine einzige weitere Zinserhöhung.
Volatil aufwärts
Es ist bemerkenswert, wie schnell die Turbulenzen, die der Markt in der Woche vom 27. Februar erlebte, offensichtlich wieder abgeflaut sind. Trotz einiger Nachwirkungen haben sich die Börsenkurse deutlich erholt und nähern sich den Jahreshöchstwerten bzw. liegen sogar darüber. Dieser Aufwärts- trend hat auch andere Anlageklassen wie etwa Unternehmensanleihen beflügelt. Allerdings muss man zu den so genannten High Yield Bonds, anmerken, dass die Spreads sich zwar ein wenig reduziert haben, aber dennoch über dem Wert am Jahresbeginn liegen. Die kommenden Monate werden vermutlich von einer höheren Volatilität, die die zunehmende konjunkturelle Unsicherheit reflekiert, gekennzeichnet sein.
Aktien bedingt attraktiv
Die stärkere Volatilität mahnt zu mehr Vorsicht. Dennoch scheint es nicht richtig, sich bei Investment-Empfehlungen völlig von Aktien abzuwenden. Das Wachstum sollte sich lediglich geringfügig abschwächen, die Liquidität bleibt weiterhin hoch und vor allem bleibt die attraktivere Bewertung der Aktien im Gegensatz zu anderen Anlageklassen als wichtiger Vorteil zu nennen. AXA IM schätzt die Risikoprämie auf Aktien europäischer Unternehmen auf annähernd 6 % im Vergleich zu Renditen für langfristige Schuldverschreibungen. Außerdem werden die Börsenkurse besonders in Europa von dem ungebrochenen Boom der M&A-Transaktionen angeheizt. Trotz des weiterhin günstigen Marktumfelds sollten die Risiken klar sein, die insbesondere mit den Unternehmensergebnissen der US-Unternehmen verknüpft sind. So ist es durchaus denkbar, dass der aktuell spürbare Druck auf die Margen zu Gewinnenttäuschungen und somit zu Rückschlägen an den Börsen führen könnte. Die Perspektive auf Zinssenkungen in den USA sollte dieses Risiko abfedern.