26.11.2024, 14:35 Uhr
Die Grossbank UBS will ihr derzeitiges Wertpapier-Joint-Venture in China vollständig übernehmen. Der Prozess, die Beteiligung an «UBS Securities» auf 100 Prozent zu erhöhen, sei im Gange, hiess es auf Anfrage der...
Wirtschaftsabkühlung, keine Rezession, aber auch keine Deflation - dies ist die Aussicht für 2011 von Dr. Thomas Steinemann, dem Chefstrategen der Vontobel-Gruppe. Er findet ausserdem, dass die Obligationenmärkte übertrieben haben und erwartet leicht steigende Zinsen.
"Im August hat sich die Abwärtsbewegung der Obligationenrenditen weltweit
nochmals beschleunigt. Schwächere Konjunkturdaten aus den USA und die
Ankündigung der
US-Notenbank, wenn nötig eine zweite Runde des sogenannten «quantitative
easings» durchzuführen, also das Aufkaufen von Staatsobligationen gegen
frisch
gedrucktes Geld, brachten die Zinsen für Staatsanleihen beinahe wieder
auf die Niveaus von 2008. Damals herrschte inmitten der
Finanzkrise für kurze Zeit
eine Deflation und die globale Konjunktur stand am Rand des Abgrundes.
2009 betrug dann das Wirtschaftswachstum beispielsweise in Euroland
-4.1%, was den grössten
Konjunktureinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg bedeutete. Offenbar gehen
die Obligationenmärkte von einem ähnlichen Szenario für das kommende
Jahr aus.
Unser Hauptszenario lautete jedoch anders: Die Wirtschaft kühlt sich
2011 zwar ab, gleitet aber nicht in Rezession ab und eine Deflation -
also ein
rückläufiges Preisniveau - kann vermieden werden. Der Hauptgrund für die
erwartete Abkühlung besteht darin, dass die Staaten ihre fiskalische
Stimulierung
nicht mehr im gleichen Ausmass wie in diesem Jahr fortführen und ihre
Defizite nicht mehr anwachsen lassen wollen. Da die privaten Haushalte
aber ihre Schulden noch nicht
abgetragen haben, wird der private Konsum im kommenden Jahr noch keine
bedeutende Stütze des Wachstums sein. Ein Rezessions- und
Deflationsszenario, so wie dies die
Obligationenmärkte zurzeit einpreisen, erscheint in den USA nur dann
realistisch, falls die Immobilienpreise erneut einbrechen würden. Denn
dann kämen die Banken
erneut unter Druck, weil der Abschreibungsbedarf wieder stiege und somit
die Stabilität des Finanzsystems erneut unterminieren würde. In Europa
besteht das Risiko
hingegen eher im Bankrott eines oder mehrerer südlicher EU-Länder, was
die europäischen Banken in Verlegenheit brächte.
Wir gehen somit davon aus, dass die Obligationenmärkte übertrieben haben
und die Zinsen trendmässig - wenn auch nur leicht - ansteigen werden.
Was
bedeutet das für die Anleger? Staatsobligationen erstklassiger Länder
waren nach Immobilien die beste Anlageklasse in diesem Jahr. Zwar können
kurzfristig noch
tiefere Niveaus bei neuerlichen Krisen nicht völlig ausgeschlossen
werden, aber das Renditepotential erscheint nun ausgereizt.
Unternehmensanleihen, Wandelanleihen und
Immobilienanlagen haben alle zwar ein höheres Risiko, kommen aber dem
Risikoprofil von Staatsobligation im Vergleich zu den übrigen
Anlageklassen doch am nächsten.
Auch in diesem Umfeld bewahrheitet sich die alte Erkenntnis, dass höhere
Renditen nur mit höherem Risiko zu erwirtschaften sind." (cl)