23.12.2024, 14:23 Uhr
In eigener Sache: 2024 war nicht nur an den Börsen ein erfolgreiches Anlagejahr mit neuen Rekordständen. Auch Investrends hat mit weit über 2000 publizierten Beiträgen eine neue Höchstmarke erreicht und wird im...
Die jüngste unerwartete Einigung der OPEC auf eine Begrenzung der Ölförderung hat die Dynamik auf den Ölmärkten kurzfristig erheblich verändert. Nach Unsicherheit und Orientierungslosigkeit ist nun ein Schimmer von Preisstabilität in Sicht.
Dieser Schritt der OPEC stellt einen neuen Ansatz dar. Bisher setzt die OPEC auf die Verteidigung ihrer Marktanteile, zulasten des Ölpreises und des Gesamtumsatzes. Die Kombination verschiedener Faktoren, darunter eine längere Erholung der WTI-Terminpreise vom Januartiefstand (26,55 $ je Fass), haben das Vertrauen der OPEC in ihre Möglichkeit gestärkt. Allerdings steht die Umsetzung der jüngsten Absichten in verlässliche Ergebnisse weiterhin vor einigen Herausforderungen.
Noch im August hatte die OPEC täglich 33,69 Mio. Barrel Öl gefördert, auf Sicht von fünf Jahren ein Rekord. Vorgeschlagen hat die OPEC eine Reduzierung der Fördermenge auf 32,5 bis 33 Mio. Barrel pro Tag. Am unteren Ende würde dies lediglich eine moderate Drosselung um 3,5 % des Ölangebots der OPEC bedeuten. Aber es kommt nicht auf die Höhe der Drosselung an, sondern auf die Richtung und die Absicht, die dem Markt signalisiert wurde. Dies steigert die Bedeutung einer festen Einigung auf der nächsten planmässigen Sitzung der OPEC in Wien am 30. November. Dort wird die Basis für das OPEC-Angebot für den Winter gelegt.
Chart 1: OPEC Rohöl-Angebot
Quelle: Bloomberg, OPEC
Derweil hat der Ölpreis positiv auf die Ausweitung der Fördermenge reagiert. Derzeit notieren WTI-Terminkontrakte für die ersten Monate bei 48,24 $. Zum Vormonat entspricht das einem Anstieg um 7,9 %. Auch Brent ist zum Vormonat um 4,3 % auf 49,06 $ gestiegen. (Quelle: Bloomberg). In den letzten drei Monaten hat sich Öl relativ stabil gezeigt: WTI gab um 0,2 % nach und Brent um 1,2 %. Allerdings ist die realisierte Volatilität über 60 Tage mit nahezu 40 % hoch geblieben. Im März lag die Volatilität jedoch bei 70 %.
Chart 2: WTI- und Brent-Preise: Volatilität hält an
Obwohl die Meldung über die Wende in der OPEC-Politik die Grundlage für eine potenziell höhere Preisstabilität als noch im Januar führte, ist die Unsicherheit noch gross. Besonders die Erdölproduzenten ausserhalb der OPEC, wie Russland, sind aufgrund eigener Engpässe in Wirtschaft und Haushalt weniger auf eine Steuerung der Förderung erpicht. Bei steigenden Preisen ist es ausserdem möglich, dass die US-Schieferölproduktion steigt und das Angebot beeinflusst. Darüber hinaus besteht selbst nach zwei Jahre dauernden Gesprächen das Risiko, dass das Kartell nicht zu einer endgültigen Einigung gelangt.
Eine geringere Volatilität der Ölpreise könnte weitere Rohstoffe positiv beeinflussen. In einigen Indizes, wie im Bloomberg Commodity Index, machen Energieträger knapp 33 % des Index aus. Ein stabileres Preisumfeld bei Rohstoffen, angeführt von Öl, dürfte Anleger ermutigen, auch verstärkt in andere Rohstoffe zu investieren. Für langfristig orientierte Anleger dürften sich in diesem Fall vermutlich Strategien bewähren, die über verbesserte und optimierte Rollgewinne verfügen.
Die Meldung der OPEC ist ein erster Schritt zu einem stabileren Preisumfeld für Öl. Gleichzeitig beeinflusst der Ölpreis die Stimmung im gesamten Rohstoffsektor. Bis zu wahrer Preisstabilität und einer Normalisierung des Angebots ist es noch ein langer Weg. Kurzfristig können Anleger mit Boost Short- und Leverage-Oil ETCs sich auf aufkommende Chancen konzentrieren.