23.12.2024, 14:23 Uhr
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2019 haben Wirtschaftsdelikte in der Schweiz einen Schaden von 363 Mio. Franken verursacht. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Dabei gerieten öffentliche Institutionen und Kunden am häufigsten ins Visier von Wirtschaftsdelinquenten. Dies zeigt das aktuelle "KPMG Forensic Fraud Barometer".
Letztes Jahr haben Schweizer Gerichte 48 Fälle mit einer Mindestdeliktsumme von CHF 50‘000 und einem Gesamtschaden von CHF 363 Mio. behandelt. Im Vorjahresvergleich hat die Schadenssumme um 119% zugelegt; 2018 lag sie noch bei CHF 166 Mio. Die Anzahl der Wirtschaftsdelikte ist zwar mit 48 Fällen im Vergleich zu 2018 (50 Fälle) leicht tiefer. Allerdings hat sich die Deliktsumme pro Fall von CHF 3,3 auf 7,7 Mio. mehr als verdoppelt, wie aus dem aktuellen "KPMG Forensic Fraud Barometer" hervorgeht. Da erfahrungsgemäss sehr viele Fälle nicht zur Anzeige gebracht werden, dürfte die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher liegen, so KPMG.
Wie bereits 2018 haben auch letztes Jahr gewerbsmässige Betrüger die meisten Delikte begangen (14 Fälle), gefolgt von Mitarbeitenden (11 Fälle) und dem Management (11 Fälle). Den mit einer Deliktsumme von CHF 136 Mio. weitaus grössten Schaden verursachte das Management. Auffällig ist der sprunghafte Anstieg der Schadenssumme bei dieser Tätergruppe: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich diese mehr als verzehnfacht (2018: CHF 12 Mio.). Die zweitgrösste Tätergruppe in Bezug auf das Schadensvolumen sind die Mitarbeitenden (CHF 63 Mio.). Dabei geht laut KPMG die grösste Gefahr von Insidern aus. Mitarbeitende und Führungskräfte seien letztes Jahr für fast die Hälfte aller Fälle verantwortlich gewesen und für mehr als die Hälfte der gesamten Deliktsumme.
Bezogen auf die Fallzahlen scheint das organisierte Verbrechen mit nur zwei Delikten zwar vernachlässigbar, hat aber mit einem durchschnittlichen Schadensvolumen von CHF 25 Mio. den grössten Schaden pro verhandeltem Fall zu verantworten. Über alle Tätergruppen gesehen lag die durchschnittliche Deliktsumme bei CHF 7,7 Mio. Neun Delikte haben einen Schaden von über CHF 10 Mio. verursacht.
Mit zwölf bzw. zehn Fällen und einer Deliktsumme von CHF 96 bzw. 144 Mio. waren Kunden und öffentliche Institutionen 2019 die am stärksten betroffene Opfergruppe. Auch Finanzinstitute sahen sich mit grosser krimineller Energie konfrontiert: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Anzahl öffentlich verhandelter Fälle von drei auf sechs verdoppelt; die Deliktsumme ist mit CHF 43 Mio. dreimal höher als 2018 (CHF 15 Mio.).
Mit CHF 29 Mio. lag die durchschnittliche Schadenssumme in der Region Espace-Mittelland mit Abstand am höchsten, wie der Medienmitteilung vom Montag zum "KPMG Forensic Fraud Barometer" weiter zu entnehmen ist. Vier Fälle haben dort einen Schaden von insgesamt CHF 116 Mio. verursacht. Bezogen auf die Anzahl Fälle sind die Genferseeregion (13 Fälle) und Zürich (12 Fälle) am stärksten von Wirtschaftskriminalität betroffen. Die Hälfte der gerichtlich behandelten Delikte entfiel 2019 auf diese Regionen. Im Vergleich dazu sind die Innerschweiz mit zwei Delikten (Schadenssumme CHF 1,4 Mio.) und das Tessin mit einem einzigen öffentlich verhandelten Delikt (Schadenssumme CHF 2,6 Mio.) wie bereits 2018 wenig tangiert. In den drei vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona verhandelten Fällen ging es um eine Gesamtschadenssumme von CHF 53 Mio.
Der "KPMG Forensic Fraud Barometer" erfasst jedes Jahr die öffentlich verhandelten und medial publizierten Gerichtsfälle. Zu diesem Zweck wurden über 4‘000 relevante Artikel verschiedener Schweizer Medien aus dem Jahr 2019 analysiert. Im aktuellen "KPMG Forensic Fraud Barometer" wurden ausschliesslich Artikel berücksichtigt, die über erstinstanzliche Verurteilungen von Wirtschaftsdelikten über CHF 50‘000 vor Schweizer Gerichten berichteten.