26.11.2024, 14:35 Uhr
Die Grossbank UBS will ihr derzeitiges Wertpapier-Joint-Venture in China vollständig übernehmen. Der Prozess, die Beteiligung an «UBS Securities» auf 100 Prozent zu erhöhen, sei im Gange, hiess es auf Anfrage der...
In Verwaltungsräten von Schweizer Unternehmen stimmen Zeitaufwand und Entschädigung teilweise nicht überein. Laut einer Umfrage ist ein Viertel der Ansicht, ihre Vergütung entspreche nicht der Höhe des Arbeitsaufwands.
Herausforderungen wie die COVID-Pandemie, der Krieg in der Ukraine oder Lieferkettenprobleme erhöhen den Arbeitsaufwand von Verwaltungsräten in der Schweiz. Dies zeigt der jüngste swissVR Monitor, eine halbjährlich von der Verwaltungsratsvereinigung swissVR in Kooperation mit dem Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte und der Hochschule Luzern durchgeführte Umfrage. Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte wenden zunehmend mehr Zeit für ihr Mandat auf – die Entschädigungen dafür steigen im Verhältnis jedoch nur leicht an. 26 Prozent aller Befragten gaben an, die Verhältnismässigkeit ihrer VR-Vergütung stimme mit dem anfallenden Aufwand nicht überein. Diese Aussage ist wohl auch auf Erkenntnisse früherer Befragungen zurückzuführen: Bereits in den swissVR-Monitor-Ausgaben von 2018, 2020 und 2022 hatten über die Hälfte (jeweils rund 55%) der Befragten angegeben, der Zeitaufwand für ihre VR-Tätigkeit habe ihrer Meinung nach innert Jahresfrist zugenommen. Die Entschädigungen haben diesem Trend im gleichen Zeitraum jedoch kaum Rechnung getragen und überschreiten nur selten das im Jahr 2018 ermittelte Niveau.
Diese Erkenntnis ist wohl auch damit zu erklären, dass die Höhe der Entschädigungen in rund zwei Fünfteln der VR- Gremien nicht regelmässig thematisiert wird. Weit höher ist dafür die Zustimmung, wenn es um die interne Transparenz geht. So kennt die überwiegende Mehrheit der Befragten die Entschädigung der anderen Verwaltungsratsmitglieder (93%) und empfindet die Verteilung innerhalb des Gremiums als gerecht (92%). Neun von zehn Befragten (91%) erklärten zudem, es gehöre zur Good Governance eines Unternehmens, gegenüber seinen Aktionären die VR-Entschädigungen im Detail offenzulegen. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass die Zustimmung zu allen drei Aussagen – und damit zur internen Transparenz und wahrgenommenen Fairness in VR-Gremien – in Kleinunternehmen mit tendenziell kleineren Verwaltungsräten leicht höher ist als in Grossunternehmen.
Globale Umwälzungen verursachen Mehrarbeit
«Die geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheitsfaktoren haben den Aufwand für Verwaltungsratsmitglieder spürbar erhöht, während wir bei den Vergütungen in den letzten Jahren lediglich leichte Zunahmen festgestellt haben. Da bei den Entschädigungen Pauschalen üblich sind, macht es allerdings Sinn, nicht auf kurzfristige Schwankungen des
Zeitaufwands zu reagieren und die Entschädigungen über längere Zeit stabil zu halten», sagt Prof. Dr. Christoph Lengwiler, Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern und Vizepräsident von swissVR.
Die Erkenntnisse aus dem aktuellen swissVR Monitor sowie den Umfragen der letzten Jahre deuten klar darauf hin, dass Schweizer Verwaltungsräte immer professioneller werden: Sie erwarten von der Geschäftsleitung ein zielführendes Reporting und nehmen sich genügend Zeit, um strategische Weichenstellungen zu diskutieren. Auch das spiegeln die gestiegene Arbeitsbelastung und die vielfältigeren Aufgaben in den VR-Gremien wieder.
Fixe Vergütung als Standard
Die meisten der befragten Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte erhalten ihre Entschädigung im Rahmen eines fixen Vergütungsmodells als Pauschale. Der Erfolg des Unternehmens spielt bei der Höhe der Entschädigung oft keine Rolle.
Viel wichtiger ist hier der bereits beschriebene Zeitaufwand: 74 Prozent der Befragten nennen diesen als einen der wichtigsten Einflussfaktoren, gefolgt vom Umfang der Verantwortung und des Risikos (61%) sowie den Anforderungen (Erfahrung, Fachwissen, Netzwerk) an die VR-Mitglieder (49%). Die Unternehmensgrösse spielt vor allem bei der Einschätzung des Verantwortungs- und Risikoumfangs eine Rolle: Verwaltungsratsmitglieder von Grossunternehmen (71%) gaben diesen Aspekt deutlich öfter an als jene von Kleinunternehmen (53%).
Weiter hat die Grösse des Unternehmens einen bedeutenden Einfluss auf die Höhe der Entschädigung. In Kleinunternehmen liegt der Median bei regulären VR-Mitgliedern zwischen 5’000 und 15’000 Franken. In Grossunternehmen liegt dieser Wert hingegen zwischen 50’000 und 100’000 Franken. Im Vergleich zu den Ergebnissen der Befragung von 2018 lassen sich bei den jeweiligen Vergütungskategorien nur geringe Verschiebungen feststellen. Die einzige klare Veränderung ist der gesunkene Anteil der Geringverdienenden.
Die Höhe der Entschädigungen wird in mehr als der Hälfte der Fälle (52%) vom Aktionariat festgelegt. 27 Prozent der Befragten nannten in diesem Kontext einen Mehrheitsaktionär respektive die Eigentümer des Unternehmens, 6 Prozent einen Aktionärsausschuss und 23 Prozent die Generalversammlung. Knapp die Hälfte aller Befragten (43%) gab an, die Entscheidung bezüglich der VR-Entschädigung liege nicht beim Aktionariat, sondern beim Verwaltungsrat selbst. In den meisten Fällen (31%) entscheide das Gremium als Ganzes und in jeweils 6 Prozent aller Fälle ein VR-Ausschuss oder das VR-Präsidium.
Zurückhaltende Prognosen
Wenig optimistisch äusserten sich die Befragten zur allgemeinen Konjunkturaussicht für die kommenden zwölf Monate. Nur 16 Prozent aller VR-Mitglieder gaben bei der Befragung im Dezember an, von einer positiven Konjunkturentwicklung auszugehen. Die negativen Erwartungen überwogen mit 21 Prozent. Die überwiegende Mehrheit (63%) beurteilte die Konjunkturaussichten als «neutral». Im Verhältnis wurden die Branchenaussichten mit 40 Prozent und die Geschäftsaussichten mit 53 Prozent weitaus positiver bewertet als die gesamte Konjunkturlage.
Vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen nannten die befragten Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte als wichtigste Themen für die kommenden 12 Monate das Risikomanagement, die Reaktionen auf Marktentwicklungen und die Effizienzsteigerungen. Den stärksten Fokus legen die Befragten in den kommenden 12 Monaten jedoch auf die Rekrutierung und das Halten von neuen Mitarbeitenden. Die Relevanz des Talentmanagements ist grösstenteils auf den aktuellen Fachkräfte- und Personalmangel zurückzuführen. Nur noch eine untergeordnete Rolle spielt in den kommenden 12 Monaten die Erarbeitung einer neuen Unternehmensstrategie. Im vergangenen Jahr war dies noch das Top-Thema.
Cornelia Ritz Bossicard, Präsidentin von swissVR, ordnet die Ergebnisse ein: «Die verhaltenen Aussichten zeigen klar, dass nicht nur bei global agierenden Grossunternehmen, sondern auch bei Schweizer KMU-Unsicherheitsfaktoren wie geopolitische Risiken, die Energiekrise und die Inflation einen dämpfenden Einfluss haben. Die COVID-Pandemie und die Unterbrüche in den Lieferketten haben bei vielen Unternehmen zur Überarbeitung der Unternehmensstrategie und zu einem verstärkten Risikomanagement geführt. Nun geht es den Verwaltungsräten darum, gut ausgebildetes Personal zu finden, um dem Personalmangel entgegentreten zu können. Gleichzeitig gilt es, sich stärker an der Konkurrenz und den Marktentwicklungen zu orientieren und die Effizienz von internen Abläufen zu steigern.»