US Wirtschaft – Besserung in Sicht

20.12.2010, 12:30 Uhr

Eine immer noch hohe

Arbeitslosigkeit, moderates Wirtschaftswachstum, eine nur langsame Erholung des

Häusermarktes – die Wirtschaft in den USA kommt weiterhin nicht richtig in

Fahrt. Alan Levenson, Chefökonom des US-amerikanischen Asset Managers T. Rowe

Price, sieht dennoch Silberstreifen am Horizont. Er glaubt, dass die USA auf

dem richtigen Weg ist. In seinem Kommentar zur Wirtschaftslage in den USA und

deren Aussichten für 2011 zeigt sich Levenson kritisch gegenüber dem QE2 und

erklärt, welche Massnahmen ergriffen werden müssen, um das globale

wirtschaftliche Gleichgewicht wieder herzustellen:




Alan Levenson,
Chefökonom bei T. Rowe Price

"Trotz der Finanzkrise und der anhaltenden Immobilienkrise

ist die Wirtschaftserholung in den USA auf gutem Wege. Sie erfolgt aber

überraschend langsam und zeigt, wie tief die Rezession war. Der Wohnungsbau ist

mittlerweile zwar keine Bremse mehr, wird aber in den kommenden Jahren nur

moderat zum BIP-Wachstum beitragen. Die Erholung auf dem Arbeitsmarkt wurde

durch laufende Korrekturen in jenen Sektoren, die während dem Boom bei der

Privatverschuldung profitiert haben, behindert. Dafür scheint sich aber die

Entschuldung der Haushalte gut zu entwickeln. Die Sparquote in den USA bleibt

hoch und hat sogar um 5% zugenommen. Darunter werden allerdings die Firmen leiden,

welche stark vom Privatkonsum Amerikas abhängig sind,. Das Retailbusiness in

den USA bleibt daher anspruchsvoll.

Wir erwarten für die USA ein reales BIP-Wachstum von 2,9% im

2011 (2010: 2,5%). Die Arbeitslosigkeit wird voraussichtlich auf 8,6% (9,7%)

sinken. Die Inflation erwarten wir bei 1,7% (1,2%). Die Unternehmensgewinne

werden im Vergleich zu diesem Jahr nur leicht ansteigen, hier rechnen wir mit

14,6% (32,1%).

Wahrscheinlichkeit

eines QE3 steigend

Ben Bernanke und das Fed sind fest entschlossen, mit der

expansiven Geldpolitik solange weiterzufahren, bis das Deflationsrisiko

ausgeräumt ist. Daher wurde auf die hohe Arbeitslosigkeit und die tiefe

Inflation prompt mit einer weiteren quantitativen Geldlockerung (QE2) reagiert.

Wir glauben allerdings nicht, dass diese Massnahme einen signifikant positiven

Einfluss auf das Wirtschaftswachstum haben wird. Die Arbeitslosigkeit und

Inflation erwarten wir auch nach Ablauf des QE2 Mitte 2011 weit weg von den

Zielen des Fed, was die Wahrscheinlichkeit eines QE3 erhöht. Diese Geldpolitik

verstärkt momentan den Druck auf Hochzins-Märkte, das Risiko von Finanzschocks

in den Schwellenländern oder die Inflation auf Basis von Rohstoffen. Ein

Wachstum der Fed-Bilanz könnte mit einer stärkeren Erhöhung der kurzfristigen Zinsen

einhergehen.

China und die USA

stehen in der Verantwortung

Die lockere Geldpolitik Amerikas und die kontrollierte

Wechselkurspolitik Chinas verstärkt die Notwendigkeit einer Korrektur der

globalen Ungleichgewichte. Für China bedeutet dies, dass es den Markt stärker

an den Wechselkursen beteiligen lassen sollte und es gleichzeitig seine

Wirtschaft vermehrt konsumenten- und serviceorientiert gestalten müsste. Die

USA hingegen muss das Verhältnis zwischen Inlandsinvestitionen und Einsparungen

wieder in den Griff bekommen. Mittelfristig wird daher die Kontrolle über das

Budgetdefizit entscheidend sein, was vor allem durch Reformen erzielt werden

könnte. Das Wiedererlangen des globalen wirtschaftlichen Gleichgewichts wird

daher ein langfristiger Prozess sein." (cl)

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