US-Autogewerkschaft bestreikt die «Big Three»

Nicht gewerkschaftlich organisiert ist die Arbeiterschaft von Tesla. Der Elektroautobauer könnte vom Streik profitieren. (Bild: Shutterstock.com/Aleksei Potov)
Nicht gewerkschaftlich organisiert ist die Arbeiterschaft von Tesla. Der Elektroautobauer könnte vom Streik profitieren. (Bild: Shutterstock.com/Aleksei Potov)

In einem bisher einmaligen Schritt werden Werke von General Motors, Ford und Stellantis gleichzeitig von der der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) bestreikt. Ein längerer flächendeckender Streik könnte die US-Wirtschaft erheblich belasten. Der Arbeitskampf bringt auch Präsident Joe Biden in die Zwickmühle.

15.09.2023, 09:34 Uhr

Redaktion: AWP

Die UAW mit rund 150 000 Mitgliedern hat in den Verhandlungen zuletzt eine Erhöhung der Einkommen um 36 Prozent über vier Jahre verteilt verlangt. Die ursprüngliche Forderung lag bei 40 Prozent – weil in dieser Grössenordnung die Einkommen des Top-Managements der drei grossen Autokonzerne gewachsen seien.

Die Autobauer waren zu einer Erhöhung um bis zu 20 Prozent über viereinhalb Jahre bereit. Der im März gewählte UAW-Vorsitzende Shawn Fain betonte jedoch, die Angebote seien unzureichend angesichts der hohen Inflation und der guten Gewinnlage der Unternehmen.

Ford-Chef Jim Farley sagte in einem Interview des Wirtschaftssenders CNBC, sein Konzern könne die von der UAW geforderte Erhöhung nicht zahlen, ohne in die Pleite zu schlittern. Die Gewerkschaft konterte auf X (ehemals Twitter), dass Farley im vergangenen Jahr ein Einkommen von 21 Mio. Dollar bezogen habe. Die Gewerkschaft fordert auch die Wiedereinführung einiger Sozialleistungen, die nach der Finanzkrise von 2008 abgebaut wurden.

Der Streik begann in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) im GM-Werk in Missouri, einem Stellantis-Werk in Ohio und einer Ford-Fabrik in Michigan. Zum Peugeot-Konzern Stellantis gehört der US-Autoriese Chrysler.

Von den ersten Arbeitsniederlegungen sind mehrere populäre Modelle wie Jeep Wrangler und Ford Bronco betroffen. Die UAW bestreikt die Autokonzerne üblicherweise einzeln statt gleichzeitig. Jetzt wissen alle drei Unternehmen nicht, in welchem ihrer Werke als nächstes die Arbeit niedergelegt werden könnte.

Für US-Präsident Joe Biden ist der Arbeitskampf ein Problem: Er gibt sich traditionell als gewerkschaftsfreundlich. Ein Rückschlag für die US-Wirtschaft könnte aber seine Hoffnung auf eine Wiederwahl in gut einem Jahr schmälern. Zudem gehören seine ambitionierten Umweltpläne zum Ausbau der Produktion von Elektroautos zu den Auslösern des Streiks.

Der UAW ist bewusst, dass der Abschied von Verbrennermotoren zur Schliessung traditioneller Werke führen könnte. Streit gibt es um Einkommen in neuen Standorten wie Batteriefabriken, die oft als Gemeinschaftsunternehmen mit Firmen aus Asien betrieben werden. Die Arbeiter beim Elektroauto-Konkurrenten Tesla sind nicht gewerkschaftlich organisiert.

Biden sprach am Donnerstag mit Fain und Spitzen der Autokonzerne «über den Stand der Verhandlungen». Unter Mitwirkung des Weissen Hauses wurden in den vergangenen Jahren mehrere potenziell folgenschwere Streiks abgewendet, unter anderem im Güterbahnverkehr.

Die «Washington Post» berichtete, die Regierung bereite Unterstützungsmassnahmen für Branchenzulieferer vor, die von den Streiks betroffen werden könnten.

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