26.11.2024, 14:35 Uhr
Die Grossbank UBS will ihr derzeitiges Wertpapier-Joint-Venture in China vollständig übernehmen. Der Prozess, die Beteiligung an «UBS Securities» auf 100 Prozent zu erhöhen, sei im Gange, hiess es auf Anfrage der...
Stuart O'Gorman ist seit 2000 für Henderson Global Investors tätig. Seit 2001 leitet er das ganze Henderson Technologie-Team sowie den Henderson Horizon Global Technology Fund. Er promovierte an der Dundee University mit einem MA in Financial Economics und ist Associate Member der Society of Investment Professionals.
Mit dem Henderson Horizon Global Technology Fund verwaltet O’Gorman ein Vermögen von knapp 2,8 Milliarden USD. Der Fonds wurde von Morningstar mit 4 Sternen ausgezeichnet und konnte seinen Benchmark seit Auflegung im August 2001 um über 110% übertreffen.
Cisco kann ja nicht allein massgebend für Ihre
Vorsicht sein!
O'Gorman: Da haben Sie Recht. Das
Resultat eines einzelnen Unternehmens sollte nicht überbewertet und auf den
ganzen Sektor übertragen, aber auch nicht ignoriert werden. Vor allem dann
nicht, wenn ohnehin generelle Bedenken bezüglich Wirtschaftswachstum vorhanden
sind. Denn steigende Lagerbestände würden den Technologiemarkt als Ganzes empfindlich
treffen. Im Falle eines Double-Dips wäre wohl vor allem der Halbleiter-Bereich
betroffen, womit sich die Ereignisse von 2007/2008 wiederholen könnten. Wir
glauben aber nicht an ein solches Szenario, da das strukturelle Ungleichgewicht
momentan in keiner Weise so schlecht wie damals ist und die Aktienbewertungen
viel tiefer liegen.
Veranlasst das wirtschaftliche Umfeld ebenfalls
zur Vorsicht?
O'Gorman: Gewiss. Wir sind aufgrund
der fiskalischen Ausgabenkürzungen, dem Ende der Stimulierungsprogramme, der
Inflation in den Emerging Markets und dem Mangel bei der Schaffung von neuen
Arbeitsplätzen vorsichtiger als vor sechs Monaten. Anzeichen steigender Lagerbestände
haben einige Analysten veranlasst, ihre Gewinnschätzungen so tief nach unten zu
revidieren. dass die effektiven Gewinne im kommenden Quartal höher als erwartet
ausfallen dürften.
Wie spiegelt sich ihre Vorsicht im Portfolio?
O'Gorman: Wir haben das Risiko im
Portfolio ein wenig abgebaut. Engagements in Cisco, Intel und anderen
zyklischen Titeln wurden abgebaut und die Cash-Position auf 9% erhöht. Mittel-
bis langfristig bietet der Technologiemarkt aber noch immer herausragende
Möglichkeiten.
Wo sehen Sie Chancen?
O'Gorman: Die Bewertungen sind
trotz der Rallye im September historisch tief, vor allem bei den Large-Caps,
also den hochkapitalisierten Werten. Zudem zählen die Bilanzen der Technologie-Unternehmen
zu den besten auf dem Markt. Das gibt uns Zuversicht, dass die starken
Technologiewerte bei einem möglichen Wirtschaftsabschwung wenig zu fürchten
haben. Ferner glauben wir, dass bei den Large-Caps ein hohes Potential für Aktienrückkäufe
vorhanden ist. Marvell zum Beispiel kündete vor kurzem einen Aktienrückkauf von
500 Millionen US-Dollar an. Mittels Aktienrückkäufen drücken Unternehmen ihr
Vertrauen in ihr eigenes Gewinnpotential aus und bekunden gleichzeitig, kein
Geld für wenig durchdachte Übernahmen vergeuden zu wollen. Dies ist positiv zu
werten.
Sie sehen also Übernahmen nicht gerade als
Anlagechance?
O'Gorman: Vor allem nicht branchenübergreifende
Übernahmen zu ungerechtfertigten Preisen, wie der Kauf von McAfee durch Intel.
Hewlett-Packard und Dell könnten Kandidaten sein, welche ebenfalls wenig
überzeugende Übernahmen planen, da ihnen die Ideen für organisches Wachstum
anscheinend ausgehen. Solche Übernahmen funktionieren aber nur selten. Wir
bevorzugen stattdessen Firmen, die bei ihren Kernkompetenzen bleiben.
Indem Sie Lage-Caps bevorzugen, haben Sie die gute
Performance der Small-Caps verpasst…
O'Gorman: Gewiss, einige Small-Caps
haben abgehoben. Die 20 renditestärksten Technologiewerte im UBS
Technologieindex haben im laufenden Jahr 60% zugelegt, sind aber mit einem
Kurs-Gewinn-Verhältnis von 60 bewertet. Das ist meiner Meinung nach zu hoch in
einem Sektor mit einem derart rasanten technologischen Fortschritt, der ein
Produkt rasch obsolet machen kann.
Sind also Small-Caps nicht attraktiv?
O'Gorman: Einige schon. Zurzeit
orten wir vor allem in Europa interessante Small- und Mid-Caps. Problematisch
ist allerdings dabei, dass die Titel oft überbewertet sind, da eine mögliche
Übernahme bereits eingepreist ist. Wir sind aber nicht bereit, überteuerte
Titel zu kaufen, mit der Hoffnung, dass die Firma übernommen wird. Wir
bevorzugen stattdessen Titel, die konstant konsistente Gewinne erzielen.
Welche Unternehmen erfüllen diese Kriterien?
O'Gorman: Dies sind bekannte
Unternehmen wie Microsoft, IBM und Hewlett-Packard. Sie verfügen über gute,
stetige und Cash generierende Geschäftsmodelle und sind im Technologiesektor
vergleichsweise unterbewertet.
Und Apple?
O'Gorman: Viele glauben, Apple sei
teuer, nur weil der Aktienkurs gestiegen ist. Doch mit einem
Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 für 2011 und einem Cashbestand von 20% der
Marketkapitalisierung erscheint mir das Unternehmen tief bewertet, zumal das
Management gut ist, die Produkte bestens
positioniert sind und keine Übernahmen geplant sind.
Welche Sektoren
favorisieren Sie?
O'Gorman: Unsere grossen Wetten
machen wir im Internetsektor mit Titeln wie Ctrip oder Tencent. Unsere Positionen
in den Segmenten Internet-Software und -Services sowie Internet-Kataloge und -Detailhandel
sind annähernd doppelt so hoch wie die Indexgewichtung. Diese Übergewichtung
wird sich lohnen, weil wir überzeugt sind, dass der Trend im E-Commerce, in der
Onlinewerbung und in der Onlineunterhaltung anhalten wird. Ausserdem
favorisieren wir Softwareunternehmen, weil diese in der Regel regelmässige
Einkünfte generieren. Dafür haben wir zyklische Sektoren wie Halbleiter,
elektronische Ausrüstungen sowie Instrumente stark untergewichtet. (cl)