20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Die Weltwirtschaft könnte trotz des grössten Rettungspakets der Geschichte bis Anfang 2010 unter einem Konjunkturabschwung leiden. Wie Swisscanto in ihrem neusten Investmentupdate ausführt, weisen Unternehmensanleihen sehr attraktive Bewertungen auf, weshalb sich für mittelfristig orientierte Investoren der Einstieg lohnt. Dasselbe gelte für Aktien, bei denen zudem fast alle technischen Indikatoren Panik unter den Investoren anzeigen, was für einen Zukauf spricht.
Banken trauen sich gegenseitig nicht über den Weg und geben einander keine Kredite mehr. Fast jede Bank hortet derzeit Liquidität. Dieses Problem kann praktisch nur noch durch einen konzertierten Eingriff mehrerer Staaten gelöst werden. Die Garantie für Spareinlagen durch den Bund in Deutschland und das Rettungspaket in den USA von 700 Mrd. US-Dollar sind erste (aber noch nicht ausreichende) Schritte in diese Richtung. Mit dem grössten Rettungspakets der Geschichte hat die Vertrauenskrise hinsichtlich des Systemrisikos des Finanzsystems an Gewicht verloren, ein dauerhaft positiver Einfluss auf die Investorpsyche ist jedoch nicht gegeben, da sich die Märkte nun auf den Abschwung der Realwirtschaft konzentrieren. Noch ist völlig unklar, wie gross der realwirtschaftliche Schaden sein wird. Zudem wird es eine Weile dauern, bis die Finanzmärkte, insbesondere die Geldmärkte, wieder normal funktionieren. Auch ein US-Präsident, Notenbankchef oder Treasurer kann Schulden jedoch nicht "wegzaubern", sondern nur verteilen.
Wird der ursprüngliche Plan, dass Problempositionen von Finanzinstituten durch die öffentliche Hand aufgekauft werden können, doch noch umgesetzt, würden die Finanzinstitute in dem Ausmass durch den US-Steuerzahler beschenkt, in dem die Aufkaufpreise über den am Markt zu erzielbaren Werten liegen. Würde sich der US-Dollar aufgrund der gestiegenen Staatsschuld dadurch abschwächen und müssten US-Treasuries aufgrund des gestiegenen Defaultrisikos in Zukunft eine höhere Risikoprämie zahlen, würde auch das Ausland einen grossen Teil der Zeche bezahlen müssen. Für die USA haben sich die Wachstumsaussichten langfristig so oder so deutlich verschlechtert. Eine Stabilisierung der Staatsschuld wird in Zukunft Steuererhöhungen unausweichlich machen. Weltweit ist der Konjunkturabschwung nach wie vor in einer frühen Phase und könnte bis Anfang 2010 anhalten. Eine ähnliche Aussage gilt für den eng mit der Konjunktur verknüpften Gewinnzyklus.
Unternehmensanleihen äusserst attraktiv bewertet
Ein Puzzleteil des Problems ist, dass die Realisierung des fairen Wertes von Assets Zeit (kein Drang, unter Stress verkaufen zu müssen) und Liquidität (Zugang zu Cash und eng gestellte Kauf- und Verkaufskurse) voraussetzt, was zurzeit beides nicht gegeben ist. So kann man z.B. gestresste AIG-Anleihen für 70% kaufen, aber nur für 50% verkaufen. Aber auch bei den Kreditanleihen sind die Bid-Ask-Spreads derzeit sehr hoch. Aggressives umschichten lohnt sich aus diesem Grund nicht, sondern verursacht nur hohe Kosten. Zwar hat die Kreditqualität mit der sich abschwächenden Wirtschaft ebenfalls abgenommen, und weitere Ausdehnungen der Kreditspreads sind aufgrund von Asset-Liquidationen nicht ausgeschlossen. Aufgrund der Risikoprämien, die bereits vollständig Rezessionsniveau widerspiegeln, baut Swisscanto Unternehmensanleihen aber trotzdem sukzessive auf. Dabei konzentrieren sich Swisscanto auf Neuemissionen und überverkaufte Titel, sowie auf Fälligkeiten von unter 5 Jahren aufgrund der geringen Sensitivität bezüglich Spreadausweitungen. Mittelfristig sind die Bewertungen auf jeden Fall äusserst attraktiv.
Aktien auf mittlere Sicht kaufenswert
Auch für die Aktien gilt, dass viele schlechte Nachrichten bereits in den Kursen vorweggenommen sind. Das konservative Bewertungsmodell von Swisscanto, welches nicht auf Gewinnschätzungen, sondern auf nachhaltig erzielbaren Trendgewinnen beruht, zeigt nun zum ersten Mal eine spürbare Unterbewertung von rund 16% an. Damit können mittelfristig orientierte Investoren mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit über einen Zeitraum von 5 Jahren überdurchschnittliche Aktienrenditen erzielen. In der kurzen Frist spielen Bewertungsüberlegungen aufgrund der Finanzkrise jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Der Stress im Bankensystem war mit Ausnahme der Weltwirtschaftskrise noch nie so hoch wie derzeit. Das Misstrauen der Banken untereinander ist so gross, dass die gegenseitige Kreditvergabe praktisch selbst unter exorbitant hohen Kosten nicht mehr funktioniert. Eine Bank, welche kurzfristige Mittel benötigt, kann diesen Kredit praktisch nur noch über das FED erhalten.
Jede Entspannung auf den Geldmärkten wird zu einem Erholungsrally auf den Aktienmärkten führen. Dabei wird die Erholung bei Finanztiteln ausgeprägter ausfallen, und innerhalb der Finanztitel werden die am meisten gestressten Firmen am meisten hinzugewinnen. Aufgrund des enormen Vertrauensschadens könnte es jedoch noch Monate dauern, bis die Geldmärkte wieder halbwegs normal funktionieren. Trotzdem: Diverse Indikatoren wie die implizite Volatilität, das Put-Call-Ratio und unser Risikoappetitindex deuten darauf hin, dass die Chancen eines kräftigen Erholungsrallys sehr gross ist. Allerdings besteht kurzfristig sowohl für Aktien als auch für Firmenanleihen eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Absturz. Aufgrund dieser sehr geringen Visibilität der Aktienmärkte hat das Anlagekomitee von Swisscanto beschlossen, Aktien noch nicht nachzukaufen. Swisscanto hält deshalb aktuell ein Aktienuntergewicht von 1%.