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Start-up "demokratisiert" Emission von strukturierten Produkten

Patrick Loepfe, CEO GENTWO
Patrick Loepfe, CEO GENTWO

Das Zürcher Start-up GENTWO schafft einen neuen Markt für die Verbriefung von nicht bankfähigen Vermögenswerten. Neu kooperiert es mit der Digital Asset Exchange Lykke.

16.05.2019, 11:56 Uhr

Autor: Jolanta Ursprung

GENTWO eröffnet als erster Anbieter kleineren Akteuren sowohl auf Nachfrage-, als auch auf Angebotsseite einen Marktzugang für Verbriefungen von vormals nicht-bankfähigen Assets. Bisher war dies unter anderem aufgrund der enormen Kosten nicht möglich. Knapp ein Jahr nach seiner Gründung hat das Unternehmen nicht nur das Emissionsvehikel für kleinere Projekte mit physisch bankfähigen und vormals nicht bankfähigen Vermögenswerten erfolgreich eingeführt, sondern auch den Markt für Krypto-Werte betreten.

Jüngst hat der Verbriefungsspezialist eine Kooperation mit der Digital Asset Exchange Lykke bekanntgegeben. Die GENTWO-Tochter GENTWO Digital hat jene Utility-Token verbrieft, welche im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Lykkes Service Tokens oder LyCI bezeichnet werden. Dadurch ist Lykkes Utility Token über ein konventionelles Tracker-Zertifikat mit Schweizer ISIN investierbar und bankfähig geworden.

Beim neu verbrieften Produkt handelt es sich um ein Open-End-Index-Tracker, ein Partizipations-Zertifikat, welches auf LyCI basiert. Tracker-Zertifikate stellen den einfachsten und bekanntesten Typ in der Produktkategorie der strukturierten Produkte dar. Sie spiegeln die Kursentwicklung eines Basiswertes nahezu eins zu eins wider. Der neue Lykke-Open-End-Tracker wurde mit einem Schweizer ISIN-Code ausgestattet, der ihn für qualifizierte (auch grosse) Investoren leicht zugänglich macht. Der dem Zertifikat zugrundeliegende LyCI ist laut Medienmitteilung ein weltweit führendes Krypto-Asset, das auf der indexgewichteten Marktkapitalisierung basiert und mittels einer einzigen Transaktion zugänglich ist.

Massgeschneiderte Vermögensstrukturierung

Die Form der Verbriefung, die GENTWO anwendet, gibt es an sich schon seit geraumer Zeit, und das Konzept der Asset-Verbriefung ist so alt wie die Branche selbst. Was GENTWO-CEO Patrick Loepfe, ein langjähriger Banker und ausgebildeter Mathematiker – und Vordenker der Derivate-Plattform Deritrade – auf den Markt gebracht hat, ist aber eine hocheffiziente Lösung für die Emission von strukturierten Finanzprodukten.

Man könnte sagen, dass Loepfes scharfes Auge für scheinbar marginale, operative Ineffizienzen den Emissionsmarkt in gewisser Weise unbeabsichtigt demokratisiert hat - ein Markt, der bis vor kurzem nur den weltweit grössten Akteuren zugänglich war. Nun aber sind bankfähige und primär nicht bankfähige Vermögenswerte in allen Formen und Volumen durch GENTWO-Innovationen wirtschaftlich sinnvoll geworden und erhältlich.

Das Alleinstellungsmerkmal: Die Produkte werden in einer separaten Einheit als ausserbilanzielle Position separiert und stellen daher eine attraktive Lösung für Banken im Rahmen der Basler Eigenkapitalanforderungen dar. Der Verbriefungsprozess ist standardisiert und ermöglicht dabei dennoch eine massgeschneiderte Vermögensstrukturierung durch den (institutionellen) Kunden, welcher dann auch individuell an seine Endkunden weiter vermarkten kann. Die Skalierbarkeit ermöglicht auch kleineren Teilnehmern eine Teilnahme an Emissionsprogrammen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Auch machen bei GENTWO Preisgestaltung und Timing einen Unterschied. Während die Anfangskosten im ersten Fall auf einem mit einer Investmentbank vergleichbaren Niveau liegen, lassen sich die zeitliche Umsetzung und die Kosten der darauffolgenden Projekte auf etwa ein Drittel eines üblichen Emittenten schätzen. Die so verbrieften Assets werden mit einer Schweizer ISIN versehen.

Teil eines Finanzökosystems

Doch GENTWO ist viel mehr als nur ein Fintech Start-up. Innerhalb von etwas mehr als einem Jahr nach seiner Gründung wurde das Unternehmen Teil eines Finanzökosystems, unter anderem auch durch ein Joint Venture mit Inacta, ein Unternehmen, das Expertise in Blockchain-Technologie einbringt, während GENTWO im Gegenzug ermöglicht, Finanzprodukte mit einer Schweizer ISIN zu versehen. Inacta bietet die erste weltweite Plattform für Finanzprodukte in Kryptos mit Zugang zu 600 Blockchain-Unternehmen im Schweizer Crypto Valley an und stellt damit die Basis für die Verbriefung von Krypto-Assets in bankfähigen Finanzprodukten.

Eine andere Zusammenarbeit ist diejenige mit CAT Financial Products. Der Broker für strukturierte Produkte betreibt mit Interactive Broker Technologie die erste Plattform für aktiv verwaltete Zertifikate (AMC). Die Nachfrage nach AMC stellt einen riesigen Markt dar, insbesondere im Bereich des White-Labeling. AMC haben viele Ähnlichkeiten mit Fonds, sind aber im Gegensatz dazu nicht als solche reguliert und sind für Banken auch weniger attraktiv, weil sie ohne GENTWO-Innovation die Bilanz belasten. Last but not least ermöglicht das Emissionsvehikel von GENTWO den Unternehmen, beispielsweise den grossen und schnell wachsenden Markt der P2P-Kreditvergabe zu erschliessen.
GENTWO konnte bereits 46 Kunden gewinnen, darunter mehrere namhafte Banken und andere grössere Vermögensverwalter, mehrheitlich in der Schweiz und anderen europäischen Ländern. Die letzten Erfolge des jungen Unternehmens sind aber auch auf reges Interesse in Asien gestossen.

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