27.11.2024, 14:11 Uhr
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Die Nationalbank führt die expansive Geldpolitik weiterhin fort, um infolge der Corona-Krise angemessene monetäre Bedingungen in der Schweiz zu gewährleisten. Den Schweizer Banken spricht die SNB eine angemessene Widerstandsfähigkeit aus.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) belässt den Leitzins und den Zins auf Sichtguthaben bei -0,75% und ist angesichts des hoch bewerteten Frankens weiterhin bereit, verstärkt am Devisenmarkt zu intervenieren, wie die SNB bei ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung am Donnerstag mitteilte. Darüber hinaus führt sie im Rahmen der SNB-COVID-19-Refinanzierungsfazilität (CRF) dem Bankensystem zusätzliche Liquidität zu und unterstützt so die Versorgung der Wirtschaft mit günstigen Krediten. Die expansive Geldpolitik trage zur Stabilisierung der Wirtschafts- und Preisentwicklung in der Schweiz bei.
Die Corona-Pandemie hat die Weltwirtschaft in eine scharfe Rezession gestürzt. Die SNB geht in ihrem Basisszenario für die Weltwirtschaft davon aus, dass es gelingt, weitere Ansteckungswellen zu verhindern. Dennoch dürften die Konsum- und Investitionsnachfrage vorerst verhalten bleiben. Die globalen Produktionskapazitäten würden wohl noch längere Zeit unterausgelastet sein, und die Inflation dürfte in den meisten Ländern bescheiden bleiben. Dieses Basisszenario sei allerdings mit grosser Unsicherheit in beide Richtungen behaftet.
Für die Schweiz, die sich ebenfalls in einer scharfen Rezession befindet, geht die Nationalbank davon aus, dass die Erholung wie im Ausland vorerst unvollständig bleiben und das BIP sein Vorkrisenniveau nicht rasch wieder erreichen wird. Insgesamt dürfte das BIP dieses Jahr um rund 6% schrumpfen. Dies wäre der stärkste Einbruch seit der Ölkrise in den 1970er-Jahren. Die Belebung der Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte dürfte in einem deutlich positiven Wachstum im Jahr 2021 zum Ausdruck kommen.
Die Inflationsprognose, die ebenfalls mit einer unüblich grossen Unsicherheit behaftet ist, liegt für das laufende Jahr im negativen Bereich (−0,7%). 2021 dürfte die Inflationsrate steigen, aber immer noch leicht negativ ausfallen (−0,2%), 2022 sollte sie dann wieder positiv werden (0,2%). Die bedingte Inflationsprognose beruht auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum bei −0,75% bleibt.
Angesichts des Einnahmeneinbruchs bei vielen Unternehmen sei die angemessene Versorgung der Wirtschaft mit Überbrückungskrediten zentral für eine rasche Erholung. Überbrückungskredite könnten verhindern, dass krisenbedingte Liquiditätsengpässe zu Insolvenzen führen, so die SNB. Damit die Banken solche Kredite schnell und günstig anbieten können, hat die SNB ihnen seit der Aktivierung der CRF rund 10 Mrd. Franken Liquidität zum SNB-Leitzins von -0,75% zur Verfügung gestellt. Die Banken erhalten diese Liquidität gegen Hinterlegung von COVID-19-Krediten, die der Bund oder die Kantone garantieren.
Im am Donnerstag erschienenen "Financial Stability Report 2020" spricht die SNB sowohl den Grossbanken UBS und Credit Suisse als auch den Inlandbanken eine solide Widerstandsfähigkeit in der Krise aus. Beide global tätigen Schweizer Banken seien gut aufgestellt, um sich den Herausforderungen des gegenwärtig schwierigen Umfelds zu stellen und die Realwirtschaft zu unterstützen. Diese günstige Situation sei auf die Risikominderung und insbesondere auf den Aufbau von Kapitalpuffern in den letzten Jahren im Einklang mit den "Too big to fail"-Bestimmungen (TBTF) zurückzuführen, so die SNB.
Bei den Inlandbanken sei wie bei den global tätigen Banken das tatsächliche Ausmass der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie ebenfalls mit einem hohen Mass an Unsicherheit behaftet. Eine Szenarioanalyse der SNB gebe nun Hinweise darauf, dass die Widerstandsfähigkeit der inländischen Banken "angemessen" sei, erklärten die Währungshüter. Die Kapitalpolster der Inlandsbanken seien ein entscheidendes Element für deren Widerstandskraft, betonte die SNB. Denn die Kapitalpolster bestimmten nicht nur, wie viele Kredite eine Bank vergeben könne. Sie helfen den Instituten auch, möglich Verluste zu verkraften, sollten die Auswirkungen der Pandemie noch schlimmer ausfallen als erwartet.
Im Hypotheken- und Wohnimmobilienmarkt sieht die Nationalbank weiterhin Risiken für die Zukunft. Eine länger anhaltende und tiefere Rezession als erwartet könnte eine Preiskorrektur auf dem Wohnimmobilienmarkt auslösen. Zudem dürfte eine steigende Arbeitslosigkeit die Erschwinglichkeitsrisiken für Hauskäufer zusätzlich erhöhen. Beides würde sich negativ auf die Qualität der Hypothekenportfolios der Banken auswirken.