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SNB führt expansive Geldpolitik unverändert fort

Die SNB hält an ihrem Kurs fest und belässt die Leitzinsen bei 0,75%. (Bild: ZVG)
Die SNB hält an ihrem Kurs fest und belässt die Leitzinsen bei 0,75%. (Bild: ZVG)

Die Corona-Pandemie beeinträchtigt die Wirtschaft weiterhin stark. Vor diesem Hintergrund hält die Nationalbank an ihrem bisherigen Kurs fest, um die Wirtschafts- und Preisentwicklung zu stabilisieren. Sie ist weiterhin bereit, verstärkt am Devisenmarkt zu intervenieren.

17.12.2020, 12:04 Uhr
Notenbanken

Redaktion: rem

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) belässt den SNB-Leitzins und den Zins auf Sichtguthaben bei −0,75%. Wie die SNB in ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung vom Donnerstag mitteilte, ist sie wegen des hoch bewerteten Frankens weiterhin bereit, verstärkt am Devisenmarkt zu intervenieren. Sie berücksichtige dabei die gesamte Währungssituation. Ausserdem stelle sie dem Bankensystem im Rahmen der SNB-Covid-19-Refinanzierungsfazilität grosszügig Liquidität zur Verfügung. Die expansive Geldpolitik sorge für günstige Finanzierungsbedingungen, wirke dem Aufwertungsdruck auf den Franken entgegen und trägt zu einer angemessenen Versorgung der Wirtschaft mit Krediten und Liquidität bei.

Grosse Unsicherheit bei Inflationsprognosen

In der gegenwärtigen Situation unterliegen die Inflationsaussichten weiterhin grosser Unsicherheit, so die SNB. Die neue bedingte Inflationsprognose, die davon ausgeht, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum bei −0,75% bleibt, liegt bis Ende 2021 leicht tiefer als im September. Der Hauptgrund dafür sei die erneute Verschlechterung der Wirtschaftslage als Folge der zweiten Pandemiewelle. In der längeren Frist ist die Inflationsprognose gegenüber jener von September unverändert. Für 2020 liegt die Prognose im negativen Bereich (−0,7%). Im nächsten Jahr dürfte die Inflationsrate wieder höher liegen (0,0%) und 2022 leicht positiv sein (0,2%).

Szenarien für Weltwirtschaft und die Schweiz

Die SNB nimmt in ihrem Basisszenario für die Weltwirtschaft an, dass die Pandemie in absehbarer Frist wieder unter Kontrolle gebracht wird und dass geeignete Massnahmen weitere Ansteckungswellen verhindern werden. Entsprechend sollte die wirtschaftliche Erholung im Verlauf des nächsten Jahres wieder an Schwung gewinnen. Die weltweit ergriffenen geld- und fiskalpolitischen Massnahmen bildeten dabei eine wichtige Stütze. Dennoch dürften die globalen Produktionskapazitäten noch längere Zeit unterausgelastet und die Inflation in den meisten Ländern bescheiden bleiben.

"Dieses Szenario ist mit grosser Unsicherheit und mit Risiken in beide Richtungen behaftet. Einerseits könnten die Pandemie oder handelspolitische Spannungen die Konjunkturentwicklung zusätzlich belasten. Andererseits könnten die getroffenen fiskal- und geldpolitischen Massnahmen die Erholung stärker stützen als angenommen", schreibt die SNB in der Mitteilung.

Auch die Schweizer Wirtschaft hat sich bis in den Spätsommer deutlich und stärker als ursprünglich erwartet von der ersten Pandemiewelle erholt. Nach einem Rekordanstieg lag das BIP im dritten Quartal noch 2% unter dem Vorkrisenniveau; im zweiten Quartal hatte es mehr als 8% daruntergelegen. Das BIP wird nach Einschätzung der SNB dieses Jahr um rund 3% schrumpfen. An der Lagebeurteilung im September hatte die SNB mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. Die Revision ist darauf zurückzuführen, dass die BIP-Verluste in Folge der ersten Pandemiewelle weniger gross ausgefallen sind als ursprünglich erwartet.

Unvollständige Erholung

Die weitere Entwicklung hängt massgeblich davon ab, wie erfolgreich die Ausbreitung des Virus im In- und Ausland eingedämmt werden kann. Die SNB geht davon aus, dass die Eindämmungsmassnahmen in der Schweiz erst im Frühling deutlich gelockert werden. Vor diesem Hintergrund rechnet sie für 2021 mit einem BIP-Wachstum von 2,5% bis 3%. Die Erholung bleibe damit unvollständig. Die Arbeitslosigkeit dürfte nochmals ansteigen, und die Produktionsfaktoren würden noch eine Weile unterausgelastet bleiben. Wie für das Ausland unterliege auch die Prognose für die Schweiz grosser Unsicherheit.

Weiter weist die SNB darauf hin, dass die Hypothekarkredite und Wohnliegenschaftspreise im zweiten und dritten Quartal weiter angestiegen sind. Entsprechend bleibe die Verwundbarkeit dieser Märkte bestehen und sie stellten weiterhin ein Risiko für die Finanzstabilität dar.

Bedingte Inflationsprognose

Quellen: BFS, SNB
Quellen: BFS, SNB

USA wirft Schweiz Währungsmanipulation vor

Am Mittwoch war das US-Finanzministerium in seinem halbjährlichen Bericht über die Währungspolitik der US-Handelspartner zum Schluss gekommen, dass die Schweiz gezielt den Wert des Frankens manipuliere. Mindestens zum Teil hätten die Währungspolitik der Schweiz und vor allem die Devisenmarktinterventionen in den vier Quartalen bis Mitte 2020 dazu gedient, einen Abbau des übermässigen Leistungsbilanzüberschusses zu vermeiden und die Erstarkung des realen handelsgewichteten Frankens zu bremsen.

Das US-Finanzministerium kritisierte weiter, die Schweiz stelle zu stark auf die Geldpolitik ab, obwohl die Wirksamkeit der Devisenkäufe engeschränkt sei. Die SNB solle ihren Instrumentenkasten erweitern um eine inländische quantitative Lockerung zu betreiben. Das heisst, sie solle Franken-Wertschriften kaufen, um mehr Liquidität ins Finanzsystem zu pumpen und so das reale Zinsniveau weiter zu senken. Interventionen am Devisenmarkt seien dagegen auf Massnahmen gegen starke Aufwertungsschübe zu beschränken. Die SNB solle künftig eine reale Erstarkung des Frankens entlang langjähriger Trends zulassen.

Die SNB teilte mit, dass sie vom Verdikt des US-Finanzministerium Kenntnis genommen habe. Sie stehe mit den US-Behörden in Kontakt, um die wirtschaftliche Lage und die Geldpolitik der Schweiz zu erläutern. Die Nationalbank verwehrte sich aber gegen den Vorwurf, dass die Schweiz Währungsmanipulation betreibe. Sie sei angesichts der wirtschaftlichen Lage weiterhin bereit, am Devisenmarkt zu intervenieren. Die Devisenmarktinterventionen seien für die Scheizer Geldpolitik notwendig, um angemessene monetäre Bedingungen und dadurch Preisstabilität zu gewährleisten.

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