23.12.2024, 14:23 Uhr
In eigener Sache: 2024 war nicht nur an den Börsen ein erfolgreiches Anlagejahr mit neuen Rekordständen. Auch Investrends hat mit weit über 2000 publizierten Beiträgen eine neue Höchstmarke erreicht und wird im...
SIX Group beabsichtigt, ein freiwilliges Barangebot in der Höhe von 2,8 Milliarden Euro für die spanische Börsen- und Finanzmarktinfrastrukturgruppe BME zu lancieren. Dadurch soll der drittgrösste europäische Finanzmarktinfrastrukturanbieter entstehen.
Das Übernahmeangebot der Schweizer Finanzmarktinfrastrukturanbieterin besteht laut einer Medienmitteilung der SIX vom Montag aus einem Barübernahmeangebot für 100 Prozent des Aktienkapitals von Bolsas y Mercados Españoles (BME). Die SIX ist bereit, 34 Euro pro BME-Aktie zu bezahlen. Dies würde einem Gesamtpreis von gut 2,8 Milliarden Euro (rund 3,1 Milliarden Franken) entsprechen.
Die SIX ist somit gewillt für die Übernahme der spanischen Börse tief in die Tasche zu greifen. Das Angebot der SIX für BME entspricht den Angaben nach einer Prämie von 47,6 Prozent gegenüber dem volumengewichteten durchschnittlichen Aktienpreis von BME der letzten 6 Monate und von 33,9 Prozent gegenüber dem Schlusskurs von 25,40 Euro vom 15. November 2019.
Aus dem Zusammenschluss von SIX und BME würde eine diversifizierte Gruppe mit einer starken Präsenz in Europa entstehen. Die beiden Unternehmen verfügen über vergleichbare vertikal integrierte, diversifizierte und profitable Geschäftsmodelle, welche die gesamte Wertschöpfungskette (Pre-Trade, Trade, Post-Trade) abdecken. Durch den beabsichtigten Zusammenschluss entstünde die drittgrösste Marktinfrastrukturgruppe in Europa mit einer Grösse, um "ehrgeizigere Wachstumspläne und strategische Initiativen zu verfolgen", so die SIX in der Mitteilung.
Gleichzeitig stellt die vorgeschlagene Transaktion nach Ansicht von SIX ein attraktives Angebot für die Aktionäre von BME dar. SIX ist überzeugt, dass die Transaktion zu einer Stärkung sowohl der spanischen als auch der schweizerischen Finanzmarktinfrastruktur beitragen wird, indem Kompetenzzentren geschaffen und den Marktteilnehmern beider Unternehmen zusätzliche Dienstleistungen angeboten werden können. Dabei werde Spanien attraktiver für neue globale Kapitalpools, und Schweizer Asset Manager erhielten erweiterte Möglichkeiten in Europa,
Romeo Lacher, Verwaltungsratspräsident der SIX sagte: "Ein Zusammenschluss mit BME würde den Stakeholdern beider unserer Unternehmen direkte und unmittelbare Vorteile bringen – dies in einer Zeit, in der sich die Konsolidierung der globalen Finanzmarktinfrastrukturen weiter beschleunigt." Und SIX-CEO Jos Dijsselhof fügte an: "BME kann von der Expertise von SIX entlang der gesamten Wertschöpfungskette profitieren und erhält die Möglichkeit, EU-Hub für den grössten Vermögenspool der Welt zu werden." Weiter erhalte BME Zugang zu den SIX-Dienstleistungen im Bereich Finanzinformationen, ihrer Distributed-Ledger-Technologie und globalen Reichweite. Dabei soll BME auch in Zukunft mit ihrem Management-Team eigenständig operieren und bleibe von der spanischen Aufsichtsbehörde CNMV reguliert.
SIX werde weiterhin vollumfänglich ihre Kerndienstleistungen für die Finanzmarktinfrastruktur in der Schweiz erbringen und ihr gesamtes Kundenangebot beibehalten, verstärkt durch die Expertise von BME in Bereichen wie Fixed Income sowie Derivate und Indizes. Darüber hinaus könnte SIX ihren Kunden erweiterte Dienstleistungen wie EU-weite Handels-, Clearing- und Zentralverwahrungslösungen sowie Zugang zum BME-Netzwerk in Schwellen- und Wachstumsmärkten anbieten, wobei SIX weiterhin im Rahmen des seit Juli 2019 erfolgreich betriebenen Handelsplatzregimes des Bundesrates operieren werde. Der Entscheid, ein Angebot für BME zu lancieren, habe aber nichts mit dem Streit um die Börsenäquivalenz zu tun, betonte das SIX-Management in einer Telefonkonferenz am Montag. Vielmehr dürfte die starke Kapitalbasis von SIX, die laut eigenen Angaben ausreichenden Finanzierungsmöglichkeiten und die volle Bankunterstützung, um die vorgeschlagene Transaktion in bar zu finanzieren, den Ausschlag für die Akquisition gegeben haben.
Es sei die Absicht von SIX, die Position von BME in Spanien zu erhalten und zu stärken und zumindest für einen Übergangszeitraum von vier Jahren die bestehenden Marken von BME sowie die aktuellen Geschäftsaktivitäten, den Hauptsitz, die Bürostandorte und die Strategie von BME in Spanien weiterzuführen. Man beabsichtige zudem, BME ein ausreichendes Mass an Unabhängigkeit für ihr Geschäft zu gewährleisten.
Im Hinblick auf das vorgeschlagene Governance-Modell beabsichtigt SIX ihr Managementteam zu erweitern und Struktur und Zusammensetzung den neuen Gegebenheiten anzupassen. Der Verwaltungsrat von BME würde ebenfalls die neue Eigentümerstruktur widerspiegeln, indem SIX die Mehrheit seiner Mitglieder ernennt. Dabei will die Schweizer Finanzmarktinfrastrukturanbieterin dafür sorgen, dass spanische Vertreter die Mehrheit des Verwaltungsrates bilden, wozu auch unabhängige Verwaltungsratsmitglieder gehören würden. Zusätzlich würde SIX zwei unabhängige Personen spanischer Nationalität oder mit ständigem Wohnsitz in Spanien in ihren eigenen Verwaltungsrat berufen, heisst es weiter in der Medienmitteilung.
Die Durchführung des Angebots und der Abschluss der Transaktion werden laut SIX nach Erhalt der entsprechenden Genehmigungen im ersten Halbjahr 2020 erwartet.