22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Die Schweizer ETF-Branche konnte zwar im zweiten Quartal 2018 nicht das Rekordniveau vom ersten Quartal halten. Dennoch wuchs der Markt im ersten Halbjahr im Vergleich zu den Anlagefonds überproportional. ETF-Experten schätzen das weitere Potential optimistisch ein.
Trotz den eher schwachen Aktienbörsen im ersten Halbjahr 2018 entwickelte sich der Schweizer Markt für Exchange Traded Funds (ETF) positiv. Gemäss Swiss Fund Data wurden Neugeldzugänge von 3,5 Mrd. Fr. verzeichnet. Die gesamten Assets under Management erhöhten sich von 113,6 Mrd. Fr. auf 121,5 Mrd. Fr., ein Plus um 7,9 Mrd. Fr. bzw. 7%. Damit verzeichneten ETFs auf dem Schweizer Markt ein überproportionales Wachstum im Vergleich zu den Anlagefonds (+ 2,8% auf 1'120 Mrd. Fr.).
Da ETFs wie Aktien gehandelt werden, zeigt die Handelsstatistik der Schweizer Börse SIX gut auf, wie sich die Anleger gerade positionieren. Demnach hat sich die Risikolust im zweiten Quartal 2018 etwas abgekühlt. Aktien-ETFs bleiben mit einem Handelsumsatz von 22 Mrd. Fr. per Mitte 2018 nach wie vor die grösste Anlageklasse, obwohl sie im zweiten Quartal markant an Dynamik einbüsste. Im Brennpunkt standen ETFs auf US-Aktienindices. Den höchsten Umsatz erzielten iShares S&P500 Ucits, gefolgt von Powershares (neu Invesco) EQQQ (Nasdaq). Rohstoff-ETFs erlitten die grössten Umsatzeinbussen. Gut entwickelten sich indessen erdöl-bezogene ETFs, welche von steigenden Ölpreisen profitieren.
Die stärksten Umsatzeinbussen erlitten im zweiten Quartal ETFs auf Schwellenland-Aktien. Anleihen-ETFs hielten sich vergleichsweise gut. Insgesamt nahmen die Handelsumsätze im Vergleich zum spitzenmässigen Vorquartal dem rekordhohen Umsatz im ersten Quartal um 21% ab. Im gesamten ersten Semester wurde aber dennoch ein Zuwachs um 6% erzielt. Dies vor allem in tieferen Umsatzkategorien, was darauf hindeutet, dass sich Privatanleger verstärkt für ETFs interessieren.
Umschichtungen von Europa- in US-Aktien-ETFs
Gemäss Nima Pouyan, Head Invesco ETF Switzerland & Liechtenstein (ehemalige Powershares), war die hohe Nachfrage nach ETFs auf US-Aktien unter anderem dem Umstand zu verdanken, dass Futures auf den S&P500 sehr teuer seien. "Deshalb setzen viele Investoren alternativ ETFs für die langfristige Asset Allokation ein", betont er. Ausserdem verspürt er in den letzten Wochen auch eine verstärkte Nachfrage nach Short Duration Anleihen-ETFs.
Einen weiteren Grund für die Umschichtungen von Europa- in US-Aktien-ETFs sieht Sven Württemberger, Head Passive Investments Switzerland, DWS bzw. Xtrackers, in der Aufwertung des US-Dollars im laufenden Jahr, der besseren Performance des US-Aktienmarktes im Vergleich mit Europa und in der Agenda des US-Präsidenten, die wirtschaftlichen Interessen der USA international durchzusetzen. "Jedoch werden europäische Investoren weiterhin stark in ihrem Heimatmarkt investiert sein, zumal sich US-Aktien nicht per se für jeden Investor eignen, schon alleine wegen des Währungsrisikos", fügt er an. Auf der Anleihenseite sei das Bild nicht so eindeutig. "Hier gab es im Juni auch Zuflüsse in ETFs auf US-Treasury Bonds, jedoch waren auch Euro-Staatsanleihen bei Investoren gefragt", ergänzt er.
Christoper Gannatti, Head Research von WisdomTree, sieht in der Wahrnehmung geopolitischer Risiken einen wichtigen Markttreiber. Das sei einerseits auf die gegenwärtigen Anspannungen im Welthandel zurückzuführen, ein Thema, mit dem die meisten Marktteilnehmer noch keine Erfahrung haben. Ähnliches gelte bezüglich dem Führungsstil von US-Präsident Trump. Verunsicherung schürten zudem die populistischen Tendenzen in Europa sowie die Konflikte in den Regionen Iran/Syrien/Mittlerer Osten.
Neue Anlegerbedürfnisse eröffnen neue Chancen
Dem Schweizer ETF-Markt wird noch einiges Wachstumspotential zugetraut. Dies zeigt die hohe Zahl der Listings von 179 im ersten Halbjahr 2018. Damit stieg die Zahl der an der SIX kotierten ETFs per Mitte 2018 auf 1'369 ETFs. Diese erzielten im zweiten Quartal 2018 gemäss der soeben publizierten ETF Market Report der SIX einen Umsatz von 25,4 Mrd. Fr., wovon 39,8 (Vorquartal 42,9) % auf den Schweizer Marktleader UBS ETFs entfallen, gefolgt von iShares mit 32,9 (32,6) %. Auf den Rängen drei und vier befinden sich Lyxor (13,7 nach 11,1%) und Invesco ETF (früher Powershares, 4,2 nach 3,8%), welche gemäss SIX "gegenüber dem Vorquartal signifikante Marktanteilsgewinne" erzielten.
Die von Fondstrends befragten ETF-Experten zeigen sich bezüglich dem weiteren Wachstum der ETF-Branche optimistisch. Sven Württemberger sieht in Environment Social Governance (ESG)-gerechten Investments Potential. "Eines unserer zentralen Zukunftsthemen ist ESG, wobei wir neben umwelt- und sozialverträglichen Kriterien vor allem die verantwortungsvolle Unternehmensführung, also Governance, als wichtig erachten", betont er. Soeben wurden vier neue Xtrackers ETFs an der Schweizer Börse gelistet. Diese bilden die MSCI ESG-Indizes mit Fokus auf Europa, Japan, die USA sowie den globalen Aktienmarkt ab. "Wir gehen davon aus, dass ESG-konformes Investieren kein kurzlebiger Trend ist, sondern einen immer grösseren Teil des Kapitalmarktes beeinflusst" ist er überzeugt.
Nima Pouyan sieht unter anderem in den steigenden Zinsen neue Chancen. Dies stelle die Anleger vor neue Herausforderungen. "Die ETF-Branche lanciert neue Produkte, welche weniger zinssensitiv sind", meint er. So stiessen zum Beispiel ETFs auf Floating Rate Notes, auf eine wachsende Nachfrage. Ein hohes Interesse dürften in diesem Umfeld auch innovative ETFs wecken, welche auf hybride Instruments wie Cocos oder US Preferred Shares setzen. Ein weiteres Thema sieht Pouyan in der Aufnahme von Saudi Arabien in den MSCI Emerging Markets Index nächstes Jahr, was zu relativ hohen Kapitalflüssen in den saudischen Aktienmarkt führen dürfte. Für Christoper Gannatti gewinnt das Konzept der "Downside Risk Mitigation", also der Risikobeschränkung, an Bedeutung. Demnach nähme das Interesse an hochwertigen Unternehmen zu. Diese hätten bei Marktkorrekturen tendenziell die besten Chancen auf eine historische Outperformance. Ferner sieht er Interesse an Optionsschreibstrategien. Mit Putoptionen auf den S&P 500 Index könne eine Strategie zu entwickelt werden, um Prämien zu sammeln, die im direkten Verhältnis zur Marktvolatilität ständen.