Schweizer sorgen sich wegen Inflation und Corona

Die Sorgen um Corona färben auch auf die Erwartungen bei der finanziellen Situation im 2022 ab. (Bild: Shutterstock.com/NAR studio)
Die Sorgen um Corona färben auch auf die Erwartungen bei der finanziellen Situation im 2022 ab. (Bild: Shutterstock.com/NAR studio)

Vier von fünf Personen in der Schweiz machen sich wegen Corona Sorgen. 81% beunruhigt die Teuerung. Ein Sechstel der Befragten glaubt zudem, dass sich ihre finanzielle Situation 2022 verschlechtern wird, wie eine repräsentative Umfrage von comparis.ch zeigt.

27.12.2021, 12:51 Uhr

Redaktion: rem

Das Corona-Virus drückt noch ein weiteres Jahr auf die wirtschaftliche Stimmung: Das zeigt eine repräsentative Befragung des Online-Vergleichsportals comparis.ch. Vier von fünf Personen machen sich wegen Corona ein wenig bis deutlich Sorgen. Das sind gleich viele wie vor einem Jahr. Allerdings ist darunter der Anteil Personen mit deutlichen Sorgen signifikant von 31% auf 36% angestiegen.

Kopfzerbrechen bereitet den Schweizerinnen und Schweizern auch die anhaltende Teuerung: 81% macht die drohende Inflation ein wenig bis deutlich Sorgen. Vor allem Haushalte mit einem Bruttoeinkommen von bis zu 4’000 Franken fürchten negative Auswirkungen auf ihre Finanzen. Mit 45% machen sich in dieser Einkommenskategorie deutlich mehr Menschen Sorgen als in den Kategorien 4’000 bis 8’000 Franken (34%) und über 8’000 Franken (28%).

Jede dritte Person kämpft mit finanziellen Engpässen

Immerhin mehr als jede vierte erwachsene Person (27%) – und damit leicht mehr als letztes Jahr (25%) – rechnet mit einer Verbesserung der finanziellen Situation für das kommende Jahr. Stabile 58% erwarten keine Veränderung. Und wiederum 16% gehen davon aus, dass sich ihre finanzielle Situation im neuen Jahr verschlechtern wird.

Für ein Drittel der Befragten bleibt die finanzielle Situation aktuell schwierig. Wie schon seit Beginn der Krise muss laut der Umfrage gut ein Fünftel auf jeden Franken schauen und sich sehr einschränken, um alle Rechnungen begleichen zu können. Wiederum knapp 4% geben an, dass es vorne und hinten nicht reicht mit dem Geld. Von dieser Knappheit sind Männer (6%) häufiger betroffen als Frauen (3%).

Angst vor steigenden Mieten und Hypothekarzinsen

Als Verschlechterungsgrund der Finanzsituation geben heute deutlich mehr Personen eine steigende Miete/Hypozinsbelastung an als in der Vergangenheit. 15% gehen hier von höheren Kosten aus, und damit fast drei Mal mehr als noch im Dezember 2020 (5%). "Inflation wird in der Regel mit höheren Zinsen bekämpft, was zu höheren Mieten und steigenden Hypothekarzinsen führt", kommentiert Comparis-Consumer-Finance-Experte Michael Kuhn.

55% der pessimistischen Personen geben Kurzarbeit, einen Jobverlust (selbst oder Partner), ein kleineres Arbeitspensum (selbst oder Partner) oder aber einen Umsatzeinbruch als selbstständig Erwerbende an. Vor einem Jahr waren es 68%. Der Rückgang ist auf deutlich weniger Kurzarbeitende zurückzuführen. Knapp 9% rechnen damit, dass sie oder ihre Partnerin nächstes Jahr in Kurzarbeit sind. Vor einem Jahr betrug dieser Anteil noch 19%.

Trotz grossflächiger Prämienreduktion bereiten die Krankenkassenprämien weiterhin Sorgen. 37% der Befragten, die mit einer Verschlechterung ihrer finanziellen Situation rechnen, geben an, dass die Krankenkassenprämien teurer geworden sind (2021: 39%). "Dass angesichts der tieferen Prämien 2022 bei vielen Kassen 37 Prozent der Befragten behaupten, sie würden höhere Prämien bezahlen, interpretiere ich als Unwissen. Denn wer bei sinkenden Prämien nächstes Jahr mehr bezahlt, hätte die Kasse oder mindestens das Versicherungsmodell wechseln sollen",so Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly.

Hoffen auf steigende Aktienmärkte und gute Investments

Bei den optimistischen Befragten sticht der Punkt hervor "Meine/unsere Kapitalanlagen (z.B. Aktien) werden (vermutlich) im Wert steigen": Über 24% erwarten hier Zuwächse, und damit so viele wie noch nie. Weitere häufig genannte Gründe für eine mögliche finanzielle Verbesserung der eigenen Situation sind "Ich oder mein Partner werden einen besser bezahlten Job antreten" (33%) und "Ich oder mein Partner rechnen mit einer Lohnerhöhung" (31%).

Haben Erwachsene in der Schweiz Geld zur freien Verfügung, dann sparen sie es (59%), reisen (34%) oder aber investieren es (25%). Letzteres erreicht heuer den höchsten Wert seit 2019 (15%).

Auswirkungen der Klimadebatte

Nach wie vor wenig Einfluss hat gemäss der Umfrage die Klimadebatte bei Konsum- und Finanzentscheidungen. Seit Start der jährlichen Umfrage 2019 sagen rund 70% der Personen, dass diese Debatte aktuell keine oder nur eine geringe Wirkung auf ihre konkreten Entscheidungen habe. Dabei gibt es unterschiedliche Gräben; so zum Beispiel zwischen Frauen und Männern. Für 26% der Frauen hat die Klimadebatte einen grossen Einfluss, bei den Männern sind es mit 21% signifikant weniger. Dagegen sagen 24% der Männer, dass dieses Thema gar keinen Einfluss auf ihre Konsum- und Finanzentscheidungen habe, bei den Frauen sind es bloss 16%.

Nach Sprachregionen betrachtet ist der Einfluss der Klimadebatte in der italienischsprachigen Schweiz am grössten: Mehr als 36% der Befragten geben an, dass der Einfluss gross sei. In den französisch- bzw. deutschsprachigen Landesteilen sind es 22% und 23%.

Gefragt nach den konkreten Finanz- und Konsumentscheidungen im nächsten Jahr, die von der Klimadebatte beeinflusst werden, sagen 35% der Befragten, sie kaufen weniger Kleider/Accessoires. 34% wollen weniger Fleisch/tierische Produkte essen. 20% der Umfrageteilnehmenden werden keine konkreten Massnahmen ergreifen.

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