20.12.2024, 10:54 Uhr
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Krypto-Assets haben in den letzten Jahren aufgrund ihrer Wertentwicklung viel Aufmerksamkeit erregt. Die zugrunde liegende Distributed-Ledger-Technologie ermöglicht neue Geschäftsmodelle. Der Markt in der Schweiz und Liechtenstein ist jedoch noch wenig erforscht. Eine Studie des IFZ in Zusammenarbeit mit Swisscom gibt jetzt Einblicke.
Die Entwicklungen im Bereich der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) haben in den letzten Jahren zum Entstehen einer neuen Art von Vermögenswerten geführt. Diese sogenannten Krypto-Assets können verschiedenen Zwecken dienen und aufgrund ihrer Eigenschaften als neue und unabhängige Anlageklasse angesehen werden. Durch ihr Potenzial zur Portfoliooptimierung oder -diversifizierung sind sie in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Anleger gerückt. Infolgedessen ein Ökosystem herausgebildet, welches das Engagement in solchen Anlagen durch die Nutzung traditioneller Anlagevehikel wie Fonds, aber auch den Zugang zu Direktinvestitionen erleichtert. Zu diesem Ökosystem zählen beispielsweise Kryptobörsen, Wallet-Anbieter oder in jüngster Zeit auch immer mehr regulierte Banken.
Wie diese Marktmikrostruktur sowie das Volumen der verschiedenen Geschäftsmodelle in der Schweiz und Liechtenstein aussehen und welchen Umfang der Markt für Krypto-Assets in aggregierten Marktzahlen hat, wurde in einer Studie des IFZ der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit Swisscom untersucht.
Wie die Autoren der Studie im IFZ Retail Banking Blog ausführen, gibt es in der Schweiz und in Liechtenstein eine wachsende Zahl von Unternehmen mit einem immer vielfältigeren Angebot an Krypto-Assets-bezogenen Produkten und Dienstleistungen. Dies zeigt sich im breiten Dienstleistungsangebot von in der Studie befragten Unternehmen im Bereich Krypto-Assets-Investitionen.
Die Crypto Assets Study 2021 gibt einen Einblick in verschiedene Geschäftsmodelle rund um Krypto-Assets in der Schweiz und Liechtenstein und liefert aggregierte Marktzahlen.
Die Auswertung zeigt, dass es stark diversifizierte Unternehmen wie die Sygnum Bank, Maerki Baumann & Co. und die Hypothekarbank Lenzburg gibt, die 11 der 12 befragten Geschäftsfelder abdecken. Auch die SEBA Bank und die Crypto Finance bieten eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen an. Es gibt aber auch Unternehmen wie Aktionariat, Base58 Capital AG, Relai, SwissOne Capital und daura, die sich auf ausgewählte Krypto-Assets-Aktivitäten spezialisieren. Das Geschäftsfeld "Tokenisation & Issuance" wird von den befragten Unternehmen am häufigsten abgedeckt, gefolgt von Dienstleistungen in den Bereichen Handel, Verwahrung und Brokerage von Krypto-Assets.
Die zunehmende Diversität im Schweizer und Liechtensteiner Ökosystem für Krypto-Assets-Investments spiegelt sich laut der Studie auch in der abnehmenden Dominanz von Bitcoin und Ether als Basiswerte bei den an der SIX Swiss Exchange gehandelten indirekten Anlageprodukten (vgl. folgende Abbildung) wider. Stattdessen werden vermehrt Produkte mit anderen Krypto-Assets (z.B. Tezos oder Solana) und auch Krypto-Indizes als Basiswerte angeboten.
Der Schweizer Markt für Krypto-Assets ist in den letzten drei Jahren stark gewachsen. Dies zeigt sich laut den Autoren zum Beispiel am Volumen, welches in indirekten Anlagevehikeln investiert ist (vgl. folgende Abbildung). Das Gesamtvermögen von ETPs (Exchange Traded Products) und offenen Fonds, welche entweder in der Schweiz oder Liechtenstein zum Verkauf zugelassen, domiziliert oder gelistet sind, ist in Schweizer Franken seit Oktober 2020 exponentiell gestiegen. Dies sei zum einen auf die Wertentwicklung von Krypto-Assets zurückzuführen. Der Anstieg des in Punkten des Crypto Market Index 10 (bildet die Wertentwicklung der grössten und liquidesten Krypto-Assets ab) gemessenen Gesamtvermögens der berücksichtigten Anlageprodukte deute aber darauf hin, dass auch neues Geld in den Markt geflossen ist.
Schätzungen zu Schweizer Direktinvestitionen in Krypto-Assets, das heisst des direkten Kaufs und Haltens von Krypto-Assets, seien schwierig und aufgrund der inhärenten Anonymität der Blockchain-Technologie nicht direkt möglich. Daher verwenden die Autoren laut eigenen Angaben eine Methode, die teilweise auf einer On-Chain-Analyse und der Auswertung von Webseiten-Verkehr basiert.
Konkret schätzen sie das jährliche Handelsvolumen von Schweizer Investoren und Investorinnen über die 15 grössten zentralen und dezentralen Kryptobörsen. Die Auswertung ergibt dabei ein jährliches Handelsvolumen von 96,6 Mrd. CHF zwischen Oktober 2020 und September 2021, wobei das Volumen für zentralisierte Kryptobörsen (92,6 Mrd. CHF) bedeutend grösser ist als jenes für dezentrale Kryptobörsen (4,0 Mrd. CHF). Seit Mitte 2020 ist ein deutlicher Anstieg ersichtlich.
Indirekte Anlageprodukte für Krypto-Assets an der SIX Swiss Exchange machen im gleichen Betrachtungszeitraum ein Handelsvolumen von 7 Mrd. CHF aus. Ein Vergleich mit dem Gesamthandelsvolumen aller Anlageklassen an der SIX Swiss Exchange von 1,4 Bio. CHF zeigt, dass die Handelsvolumina im Schweizer Kryptomarkt relativ klein sind.