Schwächen gestürzte Diktaturen den USD?

Der aktuelle Anlagekommentar der ARVEST Funds AG setzt sich mit der Frage auseinander, weshalb der USD parallel mit den Ereignissen im Nahen Osten und Nordafrika weiter abwertete.

08.03.2011, 11:52 Uhr

Redaktion: ah


Auf den Devisenmärkten zeigte sich parallel zu den Ereignissen in Nordafrika eine unerwartete Entwicklung. In den letzten Jahren stieg der USD bei steigender Risikoaversion der Marktteilnehmer aufgrund global relevanter Negativ-Ereignisse gegenüber anderen Währungen. Dieser Safe-Haven-Effekt blieb diesmal jedoch aus. Beim CHF und JPY dagegen konnte man ihn erneut beobachten. Der USD hat offensichtlich seine Attraktivität als sicherer Hafen zumindest diesmal verloren. Zwei Argumente erscheinen in diesem Zusammenhang als erwähnenswert.

Inflationsgefahr
Zum einen dürften die Inflationsgefahren beim USD aktuell stärker als sonst in den Mittelpunkt der Wahrnehmung gerückt sein. Dies hängt insbesondere mit Kommentaren zusammen, die seit einiger Zeit vom weltgrössten Anleihen-Investor Pimco zu vernehmen sind. Pimco befürchtet immer mehr, dass die USA versuchen könnten, ihre hohe Schuldenlast insbesondere über den Inflationsweg abzubauen. Damit würden sämtliche USD-Halter an der Bewältigung US-spezifischer Probleme beteiligt werden. Die Unmenge an Liquidität, die bereits heute über Anleihenkäufe der Fed über die US-Wirtschaft ausgeschüttet werde, spritze laut Pimco Chef El-Erian schon jetzt nach allen Seiten bis in die Entwicklungsländer. Ein Blick auf die Inflationszahlen zeigt, dass die Inflation bis auf ganz wenige Ausnahmen weltweit in der Tat am Steigen ist. Auch wenn die Inflationsentwicklung sicherlich nicht alleine auf die US-Notenbankpolitik zurückgeführt werden kann, dürfte die Pimco Aussage nicht ganz falsch sein. Es ist verständlich, dass einige Investoren aktuell nicht in eine Währung flüchten, die durch Geldentwertung gefährdet ist.

Machtverlust
Ähnlich wie in der Wirtschaft lassen sich auch in der Weltpolitik Ungleichgewichte feststellen, welche nicht nachhaltig sind. Der zweite wichtige Grund, der die Attraktivität des USD reduziert haben könnte, lässt sich womöglich auf ein solches Ungleichgewicht zurückführen. Die Bedeutung des USD als Fluchtwährung hängt unmittelbar mit der dominierenden Weltmachtstellung der USA zusammen. Je mehr Einfluss die USA verlieren, umso wahrscheinlicher wird, dass der USD irgendwann diese Bedeutung einbüssen wird. Die Entwicklungen in Afrika gehen in diese Richtung. Ein iranisches Kriegsschiff, das erstmals nach 30 Jahren wieder den Suezkanal passieren durfte, kann für den Machtverlust der USA symbolträchtiger nicht sein.

Fazit
Das ARVEST-Anlagekomitee geht davon aus, dass der neue, nach dem 11.9.2001 ausgelöste Trend, wonach politische Ereignisse immer stärker den Verlauf der Märkte bestimmen, weiterhin intakt ist. Es bleibt daher unerlässlich, auch in Zukunft geopolitische Aspekte in die Analyse der Märkte zu integrieren. Aufgrund der Ereignisse der jüngeren Vergangenheit hat sich beim Anlagekomitee der Eindruck verstärkt, dass die Abschwächung der Safe-Haven-Funktion beim USD nicht nur ein vorübergehendes Phänomen sein könnte.

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