Saxo Bank Chefökonom rät Anlegern zur Vorsicht

01.07.2010, 14:45 Uhr

Saxo Bank sieht in ihrem

volkswirtschaftlichen Ausblick auf das dritte Quartal 2010 die Krise noch nicht

überwunden und erwartet, dass die Märkte auf die weiterhin enormen

Ungleichgewichte bei Staatsanleihen negativ reagieren werden. Chefökonom David Karsbøl hält daher an seiner Prognose fest, dass die Zinsen in

absehbarer Zukunft auf einem sehr niedrigen Niveau verharren werden. Ausserdem

erwartet er, dass die Abkühlung des chinesischen Wachstums die Aktienmärkte

belasten wird. Die vielversprechenden Unternehmensergebnisse basieren laut

Karsbøl primär auf Kostensenkungen. Und die Schuldenkrise in den PIIGS-Staaten sei auch noch nicht durchgestanden.



David Karsbøl,
Chefökonom der Saxo Bank

Für die Aktienmärkte sagen die Ökonomen der Expertenbank für Online-Trading und Investment fallende Kurse

voraus und begründen dies damit, dass eine Abkühlung des chinesischen Wachstums

wahrscheinlich sei. Zudem erzwinge die anhaltende Destabilisierung der

Anleihenmärkte in den PIIGS-Ländern (Portugal, Italien, Irland, Griechenland und

Spanien) Reaktionen der finanziell besser gestellten Euro-Mitgliedsstaaten.

Entsprechende Kürzungen der Staatsausgaben würden drakonisch ausfallen.

Gewinne nur dank Kostensenkungen

Bei den Unternehmen sei indes mit einer guten Ergebnissaison zu

rechnen. Allerdings macht die Saxo Bank dies eher an erfolgreichen

Kostensenkungen fest als am Wachstum der Unternehmen. Für Letzteres sieht

Chefökonom Karsbøl in absehbarer Zeit ebenso wenig Anzeichen wie für eine

steigende Inflation. Sorgen über die bevorstehende Zinsneufestsetzung bei Alt-A

(Alternative A)-Papieren und Option-ARMs (zinsvariable Hypotheken) in den USA

werden neben den weiter steigenden Ausfällen und Zahlungsverzügen ebenfalls auf

die Aktienkurse drücken. David Karsbøl zu seinem Ausblick auf das Sommerquartal: "Die aktuelle Schuldenkrise der PIIGS-Staaten ist noch nicht

ausgestanden. Sie lässt sich nur durch einen Abbau der Haushaltsdefizite

überwinden, der die momentanen Einschnitte um ein Vielfaches übertreffen müsste.

Hohe Staatsquoten verdrängen privatwirtschaftliche Investitionen und Konsum. Die

geplanten Ausgabenkürzungen in Deutschland gehen in die richtige Richtung,

reichen aber nicht aus."

"Volatilität an Devisenmärkten dürfte zunehmen"

Bezüglich der Reaktion der Märkte ergänzt Karsbøl: "Makro-Themen haben an den Aktienmärkten eindeutig wieder die

Oberhand. Wir rechnen mit keinem erneuten Rückgang der Unternehmensgewinne,

sondern vielmehr mit einem Einpendeln auf etwa konstantem Niveau. Angesichts der

zu erwartenden guten Quartalszahlen hat sich die Risikobereitschaft kurzfristig

wieder etwas erhöht. Die in der Krise offengelegten Probleme haben wir aber noch

nicht in den Griff bekommen. Als Reaktion darauf dürfte die Volatilität an den

Devisenmärkten deutlich zunehmen, sodass wir den Anlegern zu anhaltender

Vorsicht raten."

Ausgabenpolitik der Regierungen mit Folgen

Die Saxo Bank Experten halten hohe Defizite für

wachstumsschädlich, was im besonderen Masse für das gegenwärtige finanzschwache

Umfeld gilt. Der Saxo Bank zufolge wird sich der Markt aber noch über weitaus

grössere Ungleichgewichte Sorgen machen müssen, welche durch die expansive

Ausgabenpolitik der Regierungen verursacht wurde. Im Mai hat dies schon einmal

zu einem Ausverkauf geführt. Die Analysten der Bank glauben jedoch, dass die

besseren Unternehmensgewinne, mit denen in der kommenden Berichtssaison zu

rechnen sei, Anlass für einen gewissen Optimismus geben werden.

Japan weiter auf Wachstumskurs

In den USA lässt die Wirkung der Konjunkturpakete bereits nach

und dürfte in der zweiten Jahreshälfte wahrscheinlich ganz versiegen. Nach

Ansicht der Saxo Bank könnte Ende 2010 der Wachstumsbeitrag sogar negativ sein.

Überdies erwarten die Analysten aufgrund der geringen Kapazitätsauslastung und

des starken Überhangs an unverkauften Objekten im Wohnimmobiliensektor ein

verhaltenes Investitionsverhalten. Japan sieht die Saxo Bank weiter auf

Wachstumskurs, wenn auch mit langsamerem Tempo. Der schwache Euro wird das

Exportwachstum des Landes entsprechend belasten. Die Analysten der Saxo Bank

glauben, dass das fundamentale Problem zahlreicher Länder der Eurozone

zweifellos in einer zu hohen Verschuldung liegt. Zudem gebe es jedoch noch

andere drohende Probleme, welche die Wirtschaftsaktivität bremsen. So dürften

die Ausgaben im Privatsektor im dritten Quartal sinken. Erschwerend hinzu komme

noch der schwache Arbeitsmarkt.

Fokus auf Devisen momentan zu dominant

Nach Einschätzung der Saxo Bank bleibt die aktuelle Lage in der

Eurozone und die damit verbundenen Auswirkungen auf die generelle

Risikobereitschaft weiter bestimmend. Die Analysten glauben jedoch auch, dass

dieses Thema die Aufmerksamkeit des Marktes im Vergleich zu möglichen anderen

makroökonomischen Entwicklungen im kommenden Quartal viel zu sehr einnimmt. Die

Bank denkt dabei vor allem an die Auswirkungen von Häusermarktblasen,

Sparmassnahmen, dem Abbau von Staatsschulden sowie den Wachstumshoffnungen für

China und die Schwellenmärkte, die zur Debatte stehen.

Die Analysten der Saxo Bank rechnen in der zweiten Jahreshälfte

mit weiteren Hindernissen für den Anstieg der Aktienmärkte. Diese würden die

Risikoprämien über geraume Zeit auf einem höheren Niveau halten und zu

geringeren Gewinnerwartungen für 2011 und 2012 führen. Gelegentlich seien jedoch

auch steigende Aktienkurse zu erwarten, da die Unternehmensgewinne positiv

überraschen dürften.

Rohstoffpreise werden sinken

Die von Sorgen über Staatsverschuldung und ein erneutes

Abgleiten in die Rezession getriebene Risikoaversion wird im dritten Quartal

anhalten. Nach Ansicht der Saxo Bank Analysten wurde das Jahreshoch bereits

erreicht, sodass für die zweite Jahreshälfte 2010 mit niedrigeren

Rohstoffpreisen zu rechnen sei. Die anhaltende Dollar-Stärke in Verbindung mit

einer Verlangsamung des globalen Aufschwungs wird dafür sorgen, dass der Markt

gut versorgt bleibt, und in der Folge die Preise unter Abwärtsdruck setzen.

Ausserdem halten die Experten der Saxo Bank an ihrer Erwartung fest, dass

die Zinsen in absehbarer Zukunft sehr niedrig bleiben werden. (cl)

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