22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Die Weltwirtschaft befindet sich momentan in der tiefsten Rezession seit 70 Jahren. Das Risiko einer Konjunkturentwicklung hin zu einer Deflation oder einer Inflation scheint zwar vorerst gebannt, eine gewisse Unsicherheit bleibt jedoch. Damit sich Anleger möglichst gut auf das Szenario einstellen können,
welches sie von beiden für das wahrscheinlichere halten, empfiehlt das
Research der Bank Sarasin & Cie AG eine sorgfältige Überprüfung der
Portfolios.
Im Zentrum steht dabei die Auswahl der richtigen Sektoren anhand der Vermögens- und Schuldenverhältnisse. Die aktuelle Kreditkrise hat zu einem markanten Produktionseinbruch insbesondere in den Industriesektoren geführt. Um den daraus entstehenden Deflationsdruck mit sinkendem Preisniveau zu verhindern, überschütteten die Zentralbanken die Finanzmärkte mit Liquidität. Schaffen sie es bei den ersten Anzeichen eines Aufschwungs nicht, diese Gelder wieder abzuschöpfen, ist es nicht auszuschliessen, dass es zu neuen Kreditexzessen und damit zu einer Inflationsspirale mit steigenden Preisen kommt. Anlegern und ihren Beratern stellt sich in dieser unsicheren Marktsituation die Frage, welches der beiden Szenarien das wahrscheinlichere ist und wie sie sich am besten vor den negativen Konsequenzen schützen können.
Unternehmen mithilfe der Kennzahlen beurteilen
Im momentanen wirtschaftlichen Umfeld sind Anleger gut beraten, ihre Strategien im Hinblick auf mögliche Extremszenarien hin zu überprüfen, so Jan Amrit Poser, Chefökonom der Bank Sarasin. Mithilfe der Bilanz-Kennzahlen sowie einer Analyse der Marktposition können wertvolle Informationen über die Resistenz einer Firma sowohl gegen eine Deflation wie auch eine Inflation gewonnen werden.
Nominalwerte in der Deflation, Realwerte in der Inflation
Für den Anleger kann eine Deflation mit sinkenden Preisen unangenehme Folgen haben, wenn sein Portfolio überdurchschnittlich mit Realwerten gefüllt ist. Insbesondere kurzfristige Zinsen reagieren sehr rasch auf diesen Trend. Aktien hoch verschuldeter Firmen oder hohe Hypotheken sind unter diesen Bedingungen fast schutzlos. Im Gegensatz dazu schützen Nominalwerte, zum Beispiel langfristige Anleihen, den Anleger vor sinkenden Zinserträgen. Obligationen sind also eine gute Wahl. Bei einer Inflation gilt das Gegenteil: Durch den anhaltenden Anstieg der Preise sinken Nominalwerte, Realwerte sind hingegen gefragt. Dies bevorteilt Aktien gegenüber Obligationen mit längeren Laufzeiten. Es gibt aber auch Anlageklassen, die in beiden Marktsituationen stabil bleiben, zum Beispiel Gold oder Festgeld. Um sich vor den negativen Konsequenzen zu schützen, müssen sich Anleger bzw. ihre Berater für eines der beiden möglichen Szenarien entscheiden und dann entsprechend die Ausrichtung ihres Portefeuilles überdenken.
Bilanz und Marktmacht als Auswahlkriterien
Je nach Szenario empfiehlt die Bank Sarasin, zur Wahl der möglichen Anlagen zunächst die Verschuldung der in Frage kommenden Unternehmen zu prüfen. In der Deflation profitieren Firmen mit einem hohen Anteil an flexibel verzinstem kurzfristigem Fremdkapital gegenüber solchen mit langfristigen und fest verzinsten Schulden. Genau umgekehrt wirkt eine Inflation: Der Wert von langfristigem Kapital vermindert sich drastisch. Als zweiter Punkt ist der Aktivseite der Bilanz Beachtung zu schenken: Bei fallenden Preisen wertet sich ein hohes Anlagevermögen in der Bilanz schnell ab. Rasch drehendem Umlaufvermögen ist somit der Vorzug zu geben, während in einem inflationären Umfeld langfristige Anlagen den Wert erhalten. Das dritte Kriterium ist die Marktmacht: Aufgrund einer starken Stellung, allenfalls sogar mithilfe eines Monopols, können Inputpreise gedrückt und Outputpreise erhöht werden, was den Margendruck in beiden Konjunktursituationen vermindert.
Inflation oder Deflation? Je nach Szenario unterschiedliche Aktientipps der Bank Sarasin
Für die Auswahl der einzelnen Titel richtet sich der Anleger am besten nach Sektoren, da die Schulden- und Vermögensverhältnisse innerhalb einer Branche in der Regel vergleichbar sind. Die Analysten der Bank Sarasin haben die beiden Szenarien im Detail untersucht und empfehlen je nach Szenario die folgenden Aktientipps:
Für den Fall, dass der Anleger oder sein Berater eine Deflation erwartet, sollten Unternehmen mit geringer Verschuldung und hohem Umlaufvermögen aus folgenden Branchen ausgewählt werden:
- Nicht-zyklische Konsumgüter: Nestlé, H&M, McDonalds
- Health Care: Roche, Synthes, Actelion, Abbott Laboratories
- Versicherungen: Zurich FS, Allianz, Munich Re, Renaissance Re
- Rohstoffe (nur bei hoher Einkaufsmacht und geringer Verschuldung): Bayer
- Industrie (nur bei Schuldenfreiheit): SGS
Hält ein Anleger oder sein Berater das Szenario einer Inflation für realistischer, empfiehlt das Research der Bank Sarasin Unternehmen aus Sektoren mit viel langfristig finanziertem Anlagevermögen:
- Telekommunikation: Swisscom, France Telecom, Telefonica
- Versorger: E.On, GDF Suez
- Nicht-zyklische Konsumgüter: Barry-Callebaut, Procter&Gamble
- Grund- und Rohstoffe, Energie: Rio Tinto, 3M, Linde, Total, StatoilHydro, Holcim
- Finanz und Immobilien: BBVA, Mobimo
- Technologie: Apple
- Gesundheit: Lonza